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Jan von WerthEin Thorrer trägt das „Ledersesselchen“

Lesezeit 3 Minuten

Jan  und  Griet werden in diesem Jahr von Frank Breuer und Sandra Scheltenbach  dargestellt.

Bergheim – Jan von Werth kommt in diesem Jahr aus Thorr, und er hat seine „Griet“ nicht nur umworben, er hat sie auch festgehalten. Frank Breuer und Lebensgefährtin Sandra Scheltenbach wurden für diese Session vom Kölner Traditionskorps als Darsteller des ebenso berühmten wie verhinderten Kölner Paars ausgewählt.

Breuer (42) ist nach eigener Aussage „karnevalsverrückt“. Der gebürtige Kentener kam über seine Ausbildungsstätte nach Thorr, spielte dort beim SV „Viktoria“ Fußball, wurde 1999 Mitglied der dortigen KG und war 2005 Bauer im Dreigestirn. Erklärtes Ziel war jedoch der Kölner Karneval. 2006 wurde er Mitglied bei „Jan von Werth“ und machte, ganz wie sein Vorbild Jan, schnell Karriere. Inzwischen befehligt Breuer als Schwadronführer 70 Infanteristen des Dragoner-Artilleriekorps.

Sandra Scheltenbach (44) wuchs in Longerich auf und hat ebenfalls den Karneval im Blut. Der Opa war in der Bütt aktiv, die Schwester tanzte bei den Lyskirchern. Kennengelernt haben beide einander am Elften im Elften vor fünf Jahren im Gürzenich.

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„Ich wusste, dass Frank den Wunsch hegte, Jan zu werden und habe ihn ermuntert“, sagt Sandra Scheltenbach. Dennoch war sie überrascht. Traditionell erst am Tag vor der Bekanntgabe am 11. November hat „Jan“ seine „Griet“ eingeweiht. Seitdem zieht das Paar mit dem Korps durch die Säle. Besonders herzlich war der Empfang in Thorr. „Jeder kennt dich, das ist supertoll“, strahlt Breuer. Auch in Niederaußem war das Korps zu Gast. Schließlich ist hier das Mariechen Kathrin Arnold aufgewachsen, das zusammen mit Tanzoffizier Christian Bergsch in dieser Woche von der Rundschau zum Tanzpaar des Jahres gewählt wurde.

Bewegender aber, da sind sich beide einig, war die Proklamation im Gürzenich, „trotz des Stromausfalls in der Innenstadt“, wie sich Scheltenbach lachend erinnert.

Möglich wird der Dauerstress täglicher Auftritte durch ein Hotelzimmer in Köln, das die Fahrerei in Grenzen hält. Aber auch durch die Arbeitgeber. „Das Martinswerk gibt mir großzügige Freiheiten“, lobt Breuer, der dort in der Instandsetzung arbeitet. Und auch seine Partnerin, die bei als Vermessungstechnikerin bei der Deutschen Bahn arbeitet, kann ihre Dienste freier einrichten.

„Besonders schön sind die kleinen Auftritte in Kinderkrankenhäusern oder Altenheimen“, zieht „Griet“ eine erste Bilanz.

Ein Höhepunkt ist das jährliche Historienspiel an Weiberfastnacht am Severinstor (Beginn um 13.30 Uhr). Dafür hat Frank Breuer extra Reitstunden genommen. Die historischen Marktleute werden sich dann auch über die Frage unterhalten, ob Griet den verschmähten Jan nach dessen Aufstieg vom Bauernsohn zum Reitergeneral nicht doch eher am Quadrather-Ichendorfer Gestüt Schlenderhan vor rund 400 Jahren wiedergetroffen hat.

„Dat stimmp nit“, wird der Nachtwächter sagen. „Doch, steiht doch in der Zeidung“, wird der Gaukler erwidern, bevor Jan durch das Tor einreiten und Griet als Obstverkäuferin wiedererkennen wird. Griets berühmter reumütiger Seufzer „Wer et hätt jewoss?“ bekommt da ganz neue Bedeutung. Frank Breuer kann ob der Zweifel, die die Bergheimer Geschichts- und Sagenforschung offenlegt, nur schmunzeln. „Das haben wir mit einem lachenden Auge zur Kenntnis genommen, obwohl ich als Bergheimer schon Oberwasser bekommen habe“, sagt er.

Nach dem Rosenmontagszug ist am Dienstag die Sause vorbei. Dann muss Breuer sein Wams, von den Dragonern liebevoll „Ledersesselchen“ genannt, wieder abgeben.