RuhestörungKerpener beschweren sich wegen nächtlicher Arbeiten eines Landwirts

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In der Nacht wurde am südlichen Ortsrand von Kerpen-Mitte lautstark Grünroggen geerntet.

In der Nacht wurde am südlichen Ortsrand von Kerpen-Mitte lautstark Grünroggen geerntet.

Kerpen – Eine unruhige Nacht zum Dienstag haben zahlreiche Einwohner von Kerpen-Mitte hinter sich. Besonders im Süden des Ortsteiles war um Mitternacht über Stunden ein lautes Aufheulen von Maschinen zu hören, das Anlass für viele Mutmaßungen war: Gab es einen nächtlichen Großeinsatz der Feuerwehr? Musste etwa gerade aus irgendeinem Grund die Hahnenstraße aufgefräst werden? Oder ist am Kreisel in Richtung Gymnich ein Schwertransport steckengeblieben?

Am Tag später gab dann Bauer Michael Kolping die „Auflösung des nächtlichen Rätselratens“ im Internetportal Facebook bekannt: „Wir waren es.“ Aufgrund der Witterung habe unbedingt der Grünroggen eingeholt werden müssen, der als Grünfutter für die Bullenaufzucht des Hofes dient.

Darum konnten die Arbeiten in Kerpen erst nachts beginnen

„Leider sind wir auf das Wetter angewiesen und auch auf fremde Hilfe in Form eines Lohnunternehmers, da wir nicht alle Maschinen selbst haben.“ Da das Lohnunternehmen, das eigentlich nachmittags arbeiten sollte, in Zeitschwierigkeiten geraten sei, habe es erst in der Nacht anfangen können. Ein Aufschub sei nicht möglich gewesen, denn für Donnerstag sei Regen gemeldet. Also habe die Ernte noch vorher eingefahren werden müssen.

In zahlreichen Kommentaren bei Facebook wird Verständnis für die nächtlichen Erntearbeiten bekundet. Doch bei der Stadt sind auch eine Reihe von Beschwerden eingegangen, berichtet Pressesprecher Erhard Nimtz. So soll ein Bürger auch schon eine Unterschriftenaktion angekündigt haben, falls sich der Vorfall wiederhole. Das Ordnungsamt sei eingeschaltet und prüfe die Sache nun. Wie Kolping selber berichtet, sei auch die Polizei mehrfach in der Nacht am Einsatzort auf dem Feld gewesen sein.

Landwirtschaftskammer bittet um Verständnis

Fraglich, so die Stadt, sei insbesondere, warum in der Nacht gleich am Ortsrand gemäht wurde, während am darauf folgenden Dienstag tagsüber Felder abgeerntet wurden, die ein paar Hundert Meter weiter vom Ort entfernt liegen. Besser, so heißt es, wäre es umgekehrt gewesen.

Ulrich Timmer, Geschäftsführer der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer, weist daraufhin, dass auch für Feldarbeiten das Bundesemissionsschutzgesetz gelte. Er bittet aber auch um Verständnis für die nächtlichen Ernteeinfuhr. Schließlich lebe man in Kerpen auf dem Lande. Es könne durchaus schon mal passieren, dass ein Landwirt beim Einfahren der Ernte aufgrund der Witterungsverhältnisse und Engpässen bei den beauftragten Lohnunternehmen in eine Zwangslage gerate.

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„Wir empfehlen in solchen Fällen, sich vorher schon mit dem Ordnungsamt in Verbindung zu setzen.“ Denn dann wüssten die Behörden Bescheid und könnten bei Bürgerbeschwerden entsprechend aufklären. Gut sei nun, dass Bauer Kolping sich bei den Anwohnern entschuldigt und die Sache erklärt habe.

Kerpener Landwirt verspricht Anwohnern ruhige Nächte

Wie Kolping sagt, habe es sich um eine einmalige Aktion „für eine Nacht“ gehandelt, die sich nun nicht jedes Jahr wiederhole werde: Aufgrund der besonders nassen Witterung im diesjährigen Mai habe der Grünroggen nicht frühzeitig geerntet werden können. Dadurch seien die Pflanzen bis zu einer Größe von 1,80 Meter gewachsen. Normalerweise würden sie bei 1,20 Meter geerntet. Das habe dazu geführt, dass die Erntemaschinen, nur langsam arbeiten konnten, dabei besonders belastet wurden und deshalb auch besonders laut gewesen seien.

Für die nächsten Nächte verspricht Kolping jedenfalls Ruhe auf seinen Feldern. Die Grünroggenernte sei so gut wie eingefahren. „Wir liegen in den letzten Zügen.“

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