Nur fünf in DeutschlandFDP in Kerpen stößt Überlegungen zu Tiny-House-Siedlung an

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Es ist eine leere Fläche zu sehen, die für eine Tiny-House-Siedlung in Betracht gezogen wird.

Südlich der Broichmühlenstraße könnte bald eine neue Wohnform entstehen.

Die steigenden Einwohnerzahlen regen bei Kerpens FDP nun Überlegungen zu einer Tiny-House-Siedlung an. Möglichkeiten sollen geprüft werden.

Ein Plus von mehr als 1000 Einwohnern im vergangenen Jahr, 300 davon allein in Kerpen selbst: Die Kolpingstadt wächst immer weiter – und mit ihr der Bedarf an Wohnungen, Häusern, Baugebieten.

Platz gibt es in Kerpen allerdings nicht unbegrenzt. Eine platzsparende Lösung bringt die FDP ins Spiel: Tiny Houses. Die Verwaltung will nun prüfen, wo und wie Minihaus-Quartiere in Kerpen entstehen können.

Tiny Houses belasten kaum die Umwelt

„Die Häuser sind günstig und benötigen wenig Grundstücksfläche“, sagt FDP-Politiker Tamer Kandemir. Entsprechend optimal seien sie für Orte, an denen keine normalen Gebäude errichtet werden könnten. Sie würden zudem kaum die Umwelt belasten, weil sie oft aus Holz gefertigt seien und keine Fläche versiegelt werden müsse, so Kandemir.

Zwei mögliche Minihaus-Siedlungsgebiete hat die FDP im Sinn: eines am südlichen Rand von Kerpen, das andere auf einem Acker an der Straße Am Rott. Mit der Siedlung am südlichen Rand von Kerpen soll sich nun laut Verwaltung ein Planungsbüro befassen.

Nachfrage soll nun ermittelt werden

In Workshops solle herausgefunden werden, wie hoch die Nachfrage nach dieser Wohnform sei. Weniger Erfolg hatte die FDP mit ihren Plänen für die Straße Am Rott. Schon in einer nichtöffentlichen Sitzung des Stadtplanungsausschusses lehnte die Mehrheit der Ausschussmitglieder die Pläne ab.

Die Begründung: Der Abstand zum Wald sei zu gering. In Kerpen gilt, dass Baugebiete einen Mindestabstand von 35 Metern zu Waldrändern haben müssen. Die Verwaltung bietet der Fraktion aber eine Alternative an. Südlich der Broichmühlenstraße gibt es auf 7500 Quadratmetern Platz für Wohnhäuser.

Verwaltung schlägt Kompromiss vor

Grundsätzlich seien auf der Fläche alle Wohnformen denkbar, sagt die Verwaltung – auch eine Tiny-House-Siedlung. Die Verwaltung empfiehlt aber, die Kostenkalkulation und die Ergebnisse der Prüfung abzuwarten. Vorher soll kein Konzept erstellt werden.

Kandemirs FDP-Parteikollege Oliver Niederjohann ist zufrieden mit dem Kompromiss, den die Verwaltung vorschlägt. „Tiny Houses sind zeitgemäß – und es wäre ein Fehler, nicht über diese Wohnform nachzudenken“, sagt Oliver Niederjohann.

2022 nur fünf Tiny-House-Siedlungen in ganz Deutschland

Tiny Houses dürfen in Deutschland nicht überall aufgestellt werden. Problemlos möglich ist das etwa auf Campingplätzen oder privaten Grundstücken. Minihäuser mit einer Wohnfläche von 15 Quadratmetern gibt es für etwa 60.000 Euro. Das ist allerdings kaum mehr Platz, als ein kleiner Wohnwagen bietet.

Für Modelle mit 50 Quadratmetern zahlen Hauskäufer schon 150.000 Euro oder mehr. Wenn Kerpen eine Siedlung für Tiny Houses beschließt, wäre die Stadt Vorreiter im Rhein-Erft-Kreis. 2022 gab es fünf Tiny-House-Siedlungen in der ganzen Bundesrepublik.

Viele Kommunen haben mittlerweile aber Pläne für weitere Minihaus-Dörfer. Zwei sollen demnächst in den Nachbarkreisen Düren und Neuss entstehen. Und zwar in der Gemeinde Rommerskirchen und der Stadt Jülich.

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