Politik, Naturschützer und Verwaltung sind sich einig: Eine Kiesgrube an der Steinheide bei Kerpen-Manheim darf nicht erweitert werden.
Tagebau HambachPolitik spricht sich deutlich gegen Kiesgrubenpläne in Kerpen aus
Eine deutlich größere Kiesgrube – genau zwischen die Bürgewälder Steinheide und Hambacher Forst gegraben. Die Pläne eines Kieswerkbetreibers haben Naturschutzverbände verunsichert. Ihr Ärger war groß. Nun hat auch die Kerpener Politik deutliche Worte gefunden. Alle im Rat vertretenen Fraktionen und die Verwaltung selbst lehnen die Kiesgrubenerweiterung ab.
Das Thema Kiesgrube brachte die CDU-Fraktion auf die Agenda des Ausschusses für Stadtplanung und Verkehr. Die Verwaltung war in ihrer Entscheidung aber schneller: „Wir haben bei der Bezirksregierung Arnsberg prophylaktisch Widerspruch eingelegt“, sagte Jörg Mackeprang, Leiter des Kerpener Planungsamtes. Die Verwaltung kenne die Pläne seit Ende August. Die Bezirksregierung Arnsberg habe die Stadt informiert, dass eine „Umgestaltung der Abgrabungsfläche“ geplant sei.
BUND und Nabu sehen Erweiterung kritisch
„Von Seiten der Bezirksregierung hieß es: Die Firma wünscht eine Kompensation für zurückgenommene Flächen“, erläuterte Mackeprang. Das bedeutet: Der Kieswerkbetreiber möchte an anderer Stelle auskiesen. Laut Mackeprang ging es aber noch nicht um konkrete Pläne. Es sollte nur geprüft werden, ob die Erweiterung mit dem Naturschutz vereinbar ist. Die Kiesgrube Forster Feld grenzt unmittelbar an das Naturschutzgebiet Steinheide.
Eine entsprechende artenschutzrechtliche Datenabfrage für die Erweiterung der Kiesgrube liegt BUND und Nabu seit 19. September vor. Die beiden Umweltverbände sehen die Pläne allerdings mehr als nur kritisch. Seit Jahren setzen sie sich für einen Waldkorridor ein, der die Bürgewälder miteinander vernetzt. Und die Kiesgrube macht ihnen buchstäblich einen Strich durch die Rechnung.
„Sonst ist die Steinheide für Jahre, vielleicht Jahrzehnte, isoliert“
Eine Verfechterin der Waldvernetzung ist Jutta Schnütgen-Weber von der Kerpener BUND-Ortsgruppe. Für sie ist klar: Die Fläche ist die letzte Möglichkeit, Steinheide und Hambacher Forst zu vernetzen. „Sonst ist die Steinheide für Jahre, vielleicht Jahrzehnte, isoliert“, sagte sie Anfang Oktober im Gespräch mit der Redaktion. Schnütgen-Weber war es auch, die das Thema an die CDU herangetragen hat.
Und nicht nur die Konservativen stehen hinter ihr. Ein breites Bündnis von links bis rechts stimmte im Ausschuss gegen die Pläne. Die Verwaltung stand hinter der Politik: „Wir haben der Bezirksregierung Arnsberg mitgeteilt, dass wir die Erweiterung ablehnen“, sagte Mackeprang. Gleichzeitig habe er von der Bezirksregierung Köln die Nachricht von einem Grundsatzbeschluss des Regionalrats erhalten.
Neuer Regionalplan verbietet Kiesgruben in Tagebaunähe
„Der Beschluss sagt: In bergbaubetroffenen Kommunen darf es keine Neuaufschlüsse, keine Tagebauerweiterungen geben – besonders nicht im Tagebauvorfeld“, erläuterte der Amtsleiter. Der aktuelle Regionalplan ist noch in der Bearbeitung. In der bisherigen Versionen heißt es: In vom Braunkohleabbau betroffenen Kommunen dürfen keine neuen Gruben für den Abbau von Kies und Sand entstehen. Doch an gleicher Stelle ist auch die Rede davon, dass „angemessene Erweiterungen“ möglich sind.
Kurz angesprochen haben die Ausschussmitglieder einen weiteren Punkt, der bei den Naturschützern ebenfalls auf Unmut stößt. Yvonne Zimmermann (Grüne) fragte nach der zweiten Einfahrt zur Kiesgrube, die über einen schmalen Feldweg führt, und ob die Stadt davon wisse. Laut Mackeprang weiß die Stadt von keiner Genehmigung. Er habe aber um Stellungnahme der Bezirksregierung gebeten.