Brühl – Es ist wohl das Schlimmste, was Eltern passieren kann: das eigene Kind stirbt. Eine Dramatik, die sowohl Eltern, aber auch die Geschwister betrifft und alles, was bisher normal war, außer Kraft setzt. Zurück bleiben immer die Familienmitglieder, die etwas überwinden müssen, das eigentlich nie zu überwinden ist.

Dieses Thema erreichte die Brühlerin Kathrin Böhler sehr intensiv zum ersten Mal vor einem Jahrzehnt. Im September 2002 starb kurz nach der Geburt, Lilo, die Tochter einer Freundin. „Sofort war der Gedanke da, einfach zu helfen, etwas zu tun, um beistehen zu können“, erzählt sie in einem Gespräch. „Auf der Suche nach einem Buch für den großen Bruder Max fand ich nur Bücher, wo es um Personen ging, die man bereits eine Zeit lang gekannt hatte, bevor sie verstarben“, berichtete sie.

„Aber wie ist es mit der Trauer um einem Menschen, der nur kurze Zeit auf der Welt war“, stellte sie sich die Frage. Wie denken noch junge Geschwister darüber, was fühlen sie und was können wir ihnen zutrauen, ging es ihr durch den Kopf. Und so entschloss sich Kathrin Böhler, selbst etwas für den damals zweijährigen Max zu schreiben. Es entstand ein kleines, berührendes und Trost spendendes Bilderbuch über den Verlust eines langerwarteten Familienmitglieds.

Behutsam in kurzen Sätzen, die in farbigen Illustrationen eingebettet sind, beschreibt sie die Reise der kleine Lilo zur „Himmelswiese“: „Viele Menschen haben sich auf das Menschenkind gefreut. Doch es war nicht gerüstet für die Erdenwelt. Nur kurze Zeit war es ein glückliches Menschenkind“, ist zu lesen. Von Anfang an steht das Buch auf der Seite des trauernden Kindes, ist nah bei ihm und schafft einen Ansatz für eine kindliche Trauer. Die Bilder mit Wasserfarben sind visuelle Stützen, sie wirken ruhig und bieten Raum für Fantasie, sie betonen in einfacher Art und Weise die sensiblen Momente.

Dieses Heft blieb zunächst ein persönliches Geschenk für den kleinen Max. Bis zu einem langen Gespräch über dieses Thema mit Hildegard Mohlberg vom katholischen Familienzentrum St. Margareta, wo Kathrin Böhler neben ihrer Arbeit im Kletterwald „Schwindelfrei“ als Dozentin der Johanniter für Erste-Hilfe-Kurse auftritt.

Die Leiterin des Zentrums bestärkte sie darin, ihr Bilderbuch vielleicht doch öffentlich zu machen. Denn über diese Problematik zu sprechen und dabei auch an psychologische Hilfe zu denken, sei enorm wichtig, wusste sie selbst nur allzugut. Erst recht, als 2009 ihre zwölfjährigeTochter tödlich bei einem Kajak-Unfall im Fluss Ardèche in Südfrankreich bei einer Trainingsreise des Brühler Faltbootfreunde verunglückte.

Ein Alptraum für die Eltern und die zwei jüngeren Geschwister. Worte, Gefühlsregungen, „ja selbst so mancher Gefühlsausbruch“ von Nahestehenden und Freunden gaben Trost. Es helfe nicht, es herunterzuschlucken, sagt Kathrin Böhler. Der Schmerz werde nie weniger, weiß sie, man müsse lernen, damit zu leben. „Darin habe ich leider schon viel Übung“ sagt sie ebenso sensibel wie selbstbewusst.

„Ich wollte jetzt nicht losziehen und Autorin werden“, äußert sie weiter. Aber bei der Buchhändlerin Karola Brockmann stieß sie auf offene Ohren, die ohne lange zu überlegen, eine Lesung in ihren Räumen für sie anberaumte. So ließ sie einige Exemplare ihrer Himmelswiese bei „Sprint“ drucken und stellte sie am Montag erstmals einem größeren Publikum vor.

„Das Geheimnis dieses Buches ist es, das es in zarter Weise fast ein Tabuthema bricht“, betont Karola Brockmann. Denn Literatur, die über den Verlust eines Babys so kurz nach der Geburt und über die auslösende Trauer berichtet, gebe es nicht in großer Zahl. „Was jetzt kommt, weiß ich nicht genau“, resümiert Kathrin Böhler, „ich lass mich überraschen“. Aber die Stärke und den Mut, diese Inhalte breiter in die Öffentlichkeit zu tragen, hat sie allemal.

„Die Himmelswiese“ von Kathrin Böhler ist für 8,90 Euro zu beziehen in der Buchhandlung Karola Brockmann, Uhlstraße 85, oder unter info@brockmann-buecher.de sowie im Laden von Bärbel Stuhlsatz, Bönninger Gasse 1, oder unter impuls@tod-trauer-erinnerung.de.

himmelswiese-bestellung@gmx.de