Liblar, Türnich und WesselingGroße Pläne für zentrale Plätze

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Im Rahmen des Förderprojekts „Zukunftsensemble Schloss Türnich“ soll die Wegeführung rund um das Gebäude grundlegend verbessert werden.

Im Rahmen des Förderprojekts „Zukunftsensemble Schloss Türnich“ soll die Wegeführung rund um das Gebäude grundlegend verbessert werden.

Rhein-Erft-Kreis – Nachdem die Fachleute fast schwärmerisch über die Steigerung der Aufenthaltsqualität im urbanen Raum, über die Integration von aktivierenden Gestaltungselementen oder die Neuinterpretation des stadträumlichen Gesamtgefüges im historischen Kontext doziert hatten, meldete sich ziemlich trocken eine Anwohnerin zu Wort: „Alles schön und gut. Aber wie wäre es, wenn man einen unserer drei Plätze zumindest teilweise fürs Pkw-Parken freigeben würde? Schon 20 Stellplätze mehr würden vielleicht helfen, Probleme zu lösen, die den Leuten hier wirklich unter den Nägeln brennen.“

Kontrovers, aber sachlich

Landschaftsarchitekt Andreas Hermanns, dessen Schwalmtaler Büro im Wettbewerb zur Neugestaltung der Altstadtplätze und der Carl-Schurz-Straße in Erftstadt-Liblar den Siegerentwurf gestellt hatte, blickte ob des pragmatischen Vorschlags ein wenig verdutzt drein.

In Liblar erklärten Andreas Hermanns, Claudia Seyfried und Monika Hallstein (r.) die Pläne.

In Liblar erklärten Andreas Hermanns, Claudia Seyfried und Monika Hallstein (r.) die Pläne.

„Wir hatten den Auftrag, einen Vorschlag zu entwickeln, bei dem die bestehenden 70 Parkplätze im Plangebiet weitestgehend erhalten bleiben. Von zusätzlichen Parkplätzen war keine Rede.“ Die städtische Beigeordnete Monika Hallstein sprang dem Architekten zur Seite: „Man muss wissen, dass es für zusätzliche Parkplätze keine öffentlichen Fördermittel gibt. Wenn wir in diese Richtung planen, müsste die Stadt das alles selber bezahlen.“

Die teils kontroverse, aber immer sachliche Diskussion im neuen Liblarer Stadtteilbüro, das nach den Sommerferien offiziell eröffnet werden soll, war ein interessantes Beispiel dafür, wie es laufen kann, wenn Expertenwissen aufs wirkliche Leben trifft. Den Anlass bot der bundesweite „Tag der Städtebauförderung“, bei denen die Stadtplanungsprofis den Bürgern am Samstag überall im Lande laufende oder geplante Vorzeige-Projekte aus dem weiten Feld der städtebaulichen Erneuerung präsentierten. Im Rhein-Erft-Kreis beteiligten sich neben Erftstadt noch Kerpen und Wesseling.

In Kerpen erklärten Joachim Schwister (M.) und Godehard Graf Hoensbroech (r.) die Pläne.

In Kerpen erklärten Joachim Schwister (M.) und Godehard Graf Hoensbroech (r.) die Pläne.

So sollen in Erftstadt als Teil des 30 Millionen Euro schweren „Masterplans Liblar“ in Kürze die Carl-Schurz-Straße selbst sowie gleich drei im Abstand von 500 Metern direkt an sie angrenzende Altstadt-Plätze nach neuesten Erkenntnissen modernisiert werden: der Carl-Schurz-Platz, der Viry-Chatillon-Platz und der Marienplatz. Dabei stehen die Steigerung der Aufenthaltsqualität beispielsweise durch neue Möblierung, verbesserte Platzaufteilung oder eine gute Außengastronomie im Fokus.

Schon lange wird in Liblar über die gestalterischen Details diskutiert. Doch zumindest ein Teil der betroffenen Bürger scheint nach wie vor skeptisch zu sein. Für sich betrachtet wussten die Pläne durchaus zu gefallen. Mehrere Gäste vertraten aber die Auffassung, dass eine bessere Erreichbarkeit und bessere Parkmöglichkeiten dem örtlichen Einzelhandel und den Anwohnern vielleicht mehr helfen würden als die geplanten Platzverschönerungen. Dezernentin Hallstein versprach, die Anregungen mitzunehmen.

Große Pläne auch in Kerpen

Große Pläne werden seit längerem auch in Kerpen geschmiedet, und zwar für das aus der Barockzeit stammende, von Ferne wunderschön anzuschauende, aus der Nähe betrachtet allerdings ziemlich marode Wasserschloss Türnich. Das im Besitz der Grafenfamilie von und zu Hoensbroech befindliche Anwesen im Grünen, wo auch fleißig biologischer Land- und Obstbau nebst Hofladen, Café und Biergarten betrieben wird, gilt als architektonisches Schmuckstück, dessen Erhaltung als förderfähiges „Nationales Projekt des Städtebaus“ anerkannt ist.

Am „Tag der Städtebauförderung“ ging es aber nicht um die Gebäude selbst. Hier soll in näherer Zukunft lediglich das Schieferdach des Haupthauses neu eingedeckt werden. Beim Projekt „Zukunftsensemble Schloss Türnich“ steht vorerst vor allem die Verbesserung der Wegeverbindungen rund ums Schloss im Mittelpunkt, wie der städtische Beigeordnete Joachim Schwister und Godehard Graf Hoensbroech den rund 60 Besuchern erläuterten. Stadt und die Eigentümer hoffen, bis Ende nächsten Jahres sichtbare Ergebnisse präsentieren zu können. Gut vier Millionen Euro stehen bereit, um unter anderem die Parkplatzsituation zu verbessern und um einen Flanierweg zu schaffen, der dann ohne Unterbrechungen rund um das gesamte Schlossareal führt.

Längerfristig ist auch an einen Hotelbau und eine Wohnsiedlung in unmittelbarer Nähe des Schlosses gedacht. Auch hat eine Kölner Fachhochschule Interesse bekundet, in Türnich ein Institut für Ernährungswissenschaften anzusiedeln. „In ihrer Gesamtheit ist diese Planung aber sicherlich eine Generationenaufgabe“, so Joachim Schwister, „uns geht es zunächst darum, das Umfeld für Ausflügler attraktiver zu machen. Auch wollen wir die Basis dafür schaffen, dass das Terrain für private Investoren überhaupt interessant wird.“

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