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Neuer PfarrerUmzugskartons sind noch nicht ausgepackt

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Thomas Kuhl hat noch einiges zu tun: Die letzten Kartons hat das Umzugsunternehmen am Freitag im Pfarrhaus an der Escher Straße abgeliefert. Die Eltern des Pfarrers helfen beim Auspacken mit.

Pulheim – Der Berufsalltag von Thomas Kuhl wird sich schon bald ganz schön verändern. Der 46 Jahre alte Geistliche ist neuer Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Kosmas und Damian, die 9000 Mitglieder zählt. Dass er künftig nur einen einzigen Seelsorgebereich betreuen wird, im Team mit Pfarrer Matthias Balg, Kaplan Pater Titus und Gemeindereferentin Gundula Dinter, sei ein Privileg, sagt der gebürtige Neusser. Und eine neue Erfahrung. An seiner früheren Wirkungsstätte, im Seelsorgebereich Oberberg-Mitte, hatte er, neben drei weiteren Pfarrern, gleich sieben Gemeinden in Gummersbach und Bergneustadt betreut. „Da muss ich mich natürlich umstellen.“

Eine Aufgabenliste, die er Punkt für Punkt abarbeiten möchte, hat Thomas Kuhl nicht in der Tasche. „Ich lasse alles auf mich zukommen“, sagt er. Das Faszinierende an seinem Beruf seien die unterschiedlichen Menschen, die er als Pfarrer begleiten könne. „Wir beklagen uns oft über die Kirche. Dabei muss uns klar sein, dass die Menschen vor Ort die Kirche sind. Da bieten sich viele Chancen.“ Die müsse man nutzen, fügt er hinzu, auch in schwierigen Situationen. Immer wieder werde er gefragt, ob sein Beruf nicht traurig und bedrückend sei – schon allein der Trauergespräche wegen. Das sieht er nicht so. „Sie sind nicht traurig“, sagt er. „Ich höre viel Positives über die Verstorbenen und erfahre viel Wertschätzung für den Verstorbenen. Außerdem darf ich die Botschaft der Auferstehung weitergeben. Das ist etwas sehr Positives“, sagt der Geistliche, der erst spät zu seinem Beruf gefunden hat.

Den Wunsch, Pastor zu werden, habe er zwar schon als Kind gehabt, doch dann wieder aus den Augen verloren. „Ich war Messdiener. In der Kirche habe ich mich immer zu Hause gefühlt, habe dazu gehört“, erinnert sich der Hobby-Astronom, der mit einer jüngeren Schwester aufgewachsen ist. „Ich habe immer gedacht, dass Pastöre gerufen werden, so wie Jesus Christus seine Jünger zu sich gerufen hat.“ Und da er nichts gehört habe, habe er sich gedacht: „Dann gehe ich wohl den anderen Weg, gründe eine Familie und ergreife einen Beruf.“ Zunächst machte Thomas Kuhl eine Ausbildung zum Energieanlagen-Elektroniker, anschließend holte er das Fachabitur nach, ging zur Bundeswehr und studierte Nachrichtentechnik an der Fachhochschule in Köln-Deutz. Zwei Jahre vor dem Ende seines Studiums habe er sich dann gefragt, ob Nachrichtentechnik das Richtige für ihn sei. „Mir fehlte etwas.“ Ein Jahr lang habe es in ihm gearbeitet, dann habe er seinen Eltern eröffnet, dass er Theologie studieren wolle. „Sie haben erst einmal tief durchgeatmet“, sagt er heute. Kaum hatte er das Studium der Nachrichtentechnik abgeschlossen, zog Thomas Kuhl dann nach Rom und studierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana Theologie und Philosophie. „Mit Beginn dieses Studiums war der Gedanke, dass mir etwas fehlt, nie mehr ein Thema“, erzählt er. Siebeneinhalb Jahre war die Ewige Stadt Kuhls Lebensmittelpunkt. 2001 wurde er schließlich im Kölner Dom zum Priester geweiht.

Auf die offizielle Ernennung zum Pfarrer von Pulheim wird er noch ein bisschen warten müssen. Die wird der neue Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki vornehmen, der sein Amt aber erst am 20. September antritt. Offiziell ist Thomas Kuhl so lange nur „Pfarrverweser“ von Pulheim. Aber auf die Anrede Pastor hört er schon jetzt. Am kommenden Sonntag, 24. August, 16 Uhr, wird Kuhl in St. Kosmas und Damian seinen ersten Gottesdienst halten.