PlatzmangelTrägerverein wünscht sich einen Neubau des Frauenhauses Rhein-Erft

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht vor einem Fenster.

Eine Frau steht in einem Frauenhaus in NRW vor dem Fenster. Frauen bleiben immer länger im Schutz des Frauenhauses Rhein-Erft-Kreis und blockieren so unfreiwillig die Plätze für Opfer akuter Gewalt.

Oft müssen Frauen abgewiesen werden. Der Rhein-Erft-Kreis prüft nun, ob eine Erweiterung oder gar ein Neubau des Frauenhauses notwendig ist.

Schon seit dem 1. März 1989 gibt es im Kreis ein Frauenhaus, in dem Frauen und auch deren Kinder Schutz finden, wenn sie zuhause körperlicher und seelischer Gewalt ausgesetzt sind. Nach 35 Jahren stellt sich nun die Frage: Reichen die 24 Plätze (zehn für Frauen, 14 für Kinder) noch aus?

Das soll nun geprüft werden. Im Kreisausschuss gab es dazu am Donnerstagabend, unter anderem nach einer Anregung aus der Bürgerschaft, ein einstimmiges Votum. Alle Ausschussmitglieder sprachen sich für eine Prüfung aus, ob es Bedarf für weitere Plätze zur Unterbringung von Frauen gibt, die dringend Schutz suchen. Sollte es diesen Bedarf geben, soll die Kreisverwaltung prüfen, ob ein Erweiterungsbau am bestehenden Gebäude möglich wäre oder besser ein Neubau infrage kommt.

56 Frauen mussten 2022 in Rhein-Erft abgewiesen werden

Nach Auskunft des Trägervereins hat sich in den vergangenen Jahren durchaus einiges geändert. Zwar lag die Zahl der Aufnahmen im Jahr 2022 mit 58 Frauen und im Jahr 2023 mit 59 Frauen nahezu auf gleicher Höhe. Doch immer wieder müssen Frauen abgewiesen werden. Im Jahr 2022 etwa waren es 56 Frauen, die im Rhein-Erft-Kreis keinen Platz gefunden haben.

Bisher aber war das noch kein Problem, denn der Verein Frauenhaus Rhein-Erft-Kreis greift nach eigenen Angaben auf das Frauen-Info-Netz zurück, das NRW-weit freie Plätze in anderen Häusern aufzeigt. „Bisher ist es uns noch immer gelungen, die Frauen weiterzuvermitteln“, sagt Janin Harig vom Trägerverein.

Was sich jedoch immer mehr abzeichne: Wegen der desolaten Lage auf dem Wohnungsmarkt verlängert sich die Aufenthaltsdauer um das Doppelte und mehr. „Vor einigen Jahren noch blieben Frauen vier bis sechs Monate bei uns, bis sie sich sicher genug gefühlt haben, wieder in eine Wohnung zu ziehen“, sagt Janin Harig. Heutzutage würden Frauen oft ein Jahr oder mehr bleiben.

So würden Plätze für Frauen blockiert, die akut Opfer von Gewalt seien. Zudem würden sich immer mehr Frauen trauen, den Schutz in einem Frauenhaus zu suchen, unter anderem durch eine stärkere Sensibilisierung in Coronazeiten.

Wir halten ein Notfallzimmer vor.
Janin Harig, Trägerverein

Der Bedarf an Plätzen sei immer etwas höher, als tatsächlich Plätze vorhanden seien. „Zudem halten wir ein Notfallzimmer vor“, sagt Janin Harig. „Aufgrund unserer Erfahrungen sehen wir den Platzausbau von vier Frauenplätzen plus Kindern, insgesamt 16 Betten, als gegeben und notwendig an.“ Wichtig sei auch, Barrierefreiheit herzustellen, etwa durch einen Neubau.

Die SPD regte zudem an, mehr gegen die Wohnungsnot im Kreis zu tun. Eine eigene Wohnungsbaugesellschaft des Kreises würde helfen, mehr Wohnraum für schutzbedürftige Menschen zu schaffen. CDU, Grüne und FDP auf der einen Seite sowie SPD, Freie Wähler und Linke hatten zwei inhaltlich nahezu identische Anträge zum Frauenhaus gestellt, alle Ausschussmitglieder stimmten dann für den zuerst zur Abstimmung gestellten Antrag der Jamaika-Koalition.

Rundschau abonnieren