Polizist im Interview„Man muss sehr viele verbale Aggressionen einstecken können“

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Klimacamp 2017

Weg­ge­tra­gen wurden viele Anti-​Kohle-​Ak­ti­vis­ten beim Klimagipfel 2017. Doch es gab nicht nur friedlichen Protest, Polizisten wurden auch angegriffen.

Rhein-Erft-Kreis – Herr Burghof, was ist das für ein Gefühl, wenn man von Menschen auf der Straße beleidigt oder sogar angegriffen wird?

Kein schönes. Mittlerweile muss man sehr viele verbale Aggressionen einstecken können. Man entwickelt zwar ein dickes Fell, aber man kann nicht alles überhören. Körperliche Übergriffe und prompte Angriffe sind da anders. Die sind immer in gewisser Weise mit Stress und eventuell auch mit Angst verbunden. Es geht um die eigene körperliche Unversehrtheit oder sogar um das eigene Leben. Und das nur, weil man eine Uniform an hat.

Andreas Burghof

Mitglieder des Vorstands der jungen Gruppe der Ge­werk­schaft der Polizei im Rhein-​Erft-​Kreis, Andreas Burghof ist die zweite Person von rechts.

Gibt es Schulungen und psychologische Betreuung für Polizisten, die Gewalt erfahren haben?

In der Ausbildung wird man schon sehr gut vorbereitet, aber Training und Praxis sind nicht vergleichbar. Psychologische Probleme nach Übergriffen sind für Außenstehende oft unverständlich oder schwer nachvollziehbar, aber auch hier hat sich in den letzten Jahren viel in der Betreuung der Beamten getan. Es gibt viele Ansprechpartner, an die man sich wenden kann. Neben dem nächsten Vorgesetzten gibt es besonders geschulte Kollegen oder Seelsorger – und das wird auch genutzt.

Offenbar haben diese Fälle zugenommen. Woran liegt Ihrer Meinung nach diese wachsende Respektlosigkeit gegenüber der Polizei?

Das ist schwer zu sagen. Es hat vermutlich viele Gründe. Einerseits hat es mit dem grundsätzlich sinkenden Respekt zu tun. Speziell hat man als Polizeibeamter aber auch das Gefühl, dass in der Gesellschaft die Meinung kursiert, dass Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte ein Kavaliersdelikt sei. Gegenüber der Uniform wird die Aggression gegen den Staat abgeladen und der Mensch hinter der Uniform wird vergessen.

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Wäre es sinnvoll, in Vereine, Schulen oder Diskotheken zu gehen, um jungen Leuten deutlich zu machen, dass in jeder Uniform auch ein Mensch steckt?

Sicherlich. Sozialarbeiter machen ja auch schon gute Arbeit. Die Kampagne „Auch Mensch“ richtet sich ja sowohl an die Gesellschaft als auch an die Politik. So appellieren wir auch an die Politik für mehr Rückendeckung und für konsequenteres Einschreiten seitens der Justiz.

Macht Ihnen Ihr Beruf denn noch Spaß?

Auf jeden Fall. Sonst hätte ich die Uniform schon längst verbuddelt. Ich bin der Meinung, Polizist zu sein ist eine Berufung. Man merkt schnell, ob man dafür geschaffen ist oder nicht. Besonders die Vielseitigkeit im Beruf und die Freude, den Menschen zu helfen, wenn andere es nicht mehr können, lässt mich immer freudig zum Dienst fahren.

Das Gespräch führte Ralph Jansen

Zur Person

Polizeikommissar Andreas Burghof ist 26 Jahre alt und lebt in Weilerswist. Er ist in Brühl tätig und Vorsitzender der „Jungen Gruppe“ aus dem Rhein-Erft-Kreis, in der junge Polizisten zusammengeschlossen sind, eine Untergruppierung der Gewerkschaft der Polizei.  (rj) 

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