350 TonnenSo läuft die Fahrt des Schwerlasttransports von Pulheim zum Kraftwerk Niederaußem

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Zwei Männer in gelben Warnjacken stehen vor einem roten Schwertransporter.

Firmenchef Andreas Kahl peilt die Richtung des Zuges an.

Marode Brücken und Straßen bremsen den Schwerlasttransport aus, der mit 350 Tonnen das Team vor eine Herausforderung stellt.

Als Herausforderung beschreibt Olaf Weltz den Transport eines Generators über die Straße. Der falle kaum durch seine Dimensionen auf, der Zylinder sei lediglich zehn Meter lang, 4,15 Meter hoch und 4, 30 Meter breit, sondern vielmehr durch „Gewicht und Masse“, nämlich 350 Tonnen, schildert der Transportleiter in seiner bedächtigen Art. Vor allem gehe es darum, die Last auf viele Achsen in der Länge zu verteilen, erläutert Weltz.

Kernstück sei der 25 Meter lange sogenannte Brückenkessel, zwei mächtige stählerne Ladungsträger, die man um den Generator herumgebaut habe. Der verteile die Last mittels zweier mächtiger Auflager, vorne und hinten, auf die Achsen und die vielen, einzeln lenkbaren Reifen.

Weltweit das einzige derartige System

Das nach den Vorstellungen der Logistikfirma Kahl gebaute Vehikel hat sogar einen Namen, „G2/K 600“. Das potenzierte „G“ stehe für die Fahrzeugbauer Goldhofer und Greiner, das „K“ für Kahl und „600“ für die maximal zulässige Last von 600 Tonnen, erläutert Firmenchef Andreas Kahl. Weltweit sei es das einzige System für solche Lasten, etwa acht Transporte dieser Art fahre die Firma jährlich, auch im Ausland.

Zur Fahrt über die Landstraße Richtung Kraftwerk Niederaußem mit Überquerung kleinerer Brücken habe die Belegschaft tagsüber zwischen den Kreiseln auf der L183 die Zahl der Achsen von 36 noch auf 50 erhöht, um im Limit der sich immer weiter verschärfenden Bestimmungen für die Überfahrt von Straßen und Brücken zu bleiben, sagt Weltz. Diese zeigten sich immer maroder, bringt Andreas Kahl es auf den Punkt. Früher habe seine Firma viele Schwerlasttransporte über die Straße abgewickelt, heute suche man idealerweise Kombinationen per Schiff und Schiene.

Verladung an der Nato-Rampe

Nach der Verladung des Generators im Hafen an der Nato-Rampe in Köln-Langel seien die letzten 25 Kilometer über die Straße bis zum Kraftwerk Niederaußem der aufwändigste Teil des Transports, so Kahl. Ampeln und Beleuchtungen hätten eigens demontiert werden müssen. Am Kreisel Richtung Stommeln liegen die Verkehrszeichen bereits im umliegenden Gras. Stahlmatten geben hier die Kurve vor, die der mit Kesselbrücke, Zug- und Schubmaschine insgesamt 110 Meter lange Tross nehmen soll.

Am späten Nachmittag hat es begonnen regnen. Hydrauliköl tropft zwischen zwei Achsen in eine schillernde Pfütze auf die Fahrbahn. Arbeiter streuen Ölbindemittel aus und schauen zwischen den stählernen Elementen nach, wo das Leck ist. Die Weiterfahrt, geplant für 18 Uhr, verschiebt sich. Endlich gehen die Daumen in die Höhe, die hydraulische Federung eines jeden einzelnen Reifens funktioniert jetzt.

Schaulustige verfolgen das Spektakel

Dennoch üben sich die vielleicht 100 Schaulustigen am Kreisel noch bis zur einsetzenden Dämmerung in Geduld. Dann kommt der Tross endlich in Sicht. Sven Kreutz ist mit Sohnemann, Frau und einer befreundeten Familie zum Spektakel gekommen: „So was habe ich noch nicht gesehen.“ Eine Familie aus Bergheim bewundert die Fähigkeiten eines Kranführers, der mit dem Joystick letzte schwere Stahlplatten auf Verkehrsinseln legt und dabei den Lastwagen von seinem luftigen Sitz über dem Greifarm aus steuert.

Der Fahrer in der Kabine des 635 PS-starken Zugfahrzeugs, Steven Woll, fährt mit Blick in den Rückspiegel und geleitet von Kommandos per Funk im Schneckentempo die weite Kurve durch den Kreisel, unterbrochen von zahlreichen Stopps. Und dann kratzt doch noch ein einsames Verkehrsschild an der rot lackierten Kesselbrücke. Mit wenigen Handgriffen landet es im Gras.

Olaf Weltz bleibt ruhig: „Wir fahren, zwar langsam, aber es geht weiter.“ Am Montagabend wollen die Männer im Kraftwerk Niederaußem eintreffen.

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