GastronomieWirte im Erft-Kreis reagieren mit Ruhetagen auf Personalmangel

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Stephan Schmidt ist Gastronom und steht in einem seiner beiden Weinhäuser in Pulheim.

Stephan Schmidt betreibt zwei Weinhäuser in Pulheim: „Manchmal haben wir auch kurzfristig mal einen Tag zugemacht, wir waren dann einfach zu knapp mit Personal und wollten uns nicht total verausgaben.“

Die Gastronomie erholt sich nach den Corona-Jahren nur langsam. Nicht alle Gäste sind zurückgekehrt, selbst Weihnachtsfeiern sind nicht mehr so gefragt. Der Verband sieht die Lage nicht kritisch.

Explodierende Kosten, Inflationsängste und wachsende Unsicherheiten drücken auf die Stimmung der Gastronomen und Hoteliers. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband). Die Umfrage zeigt, dass sich ohne Entlastung 18,5 Prozent der Betriebe zur Aufgabe gezwungen sehen.

Laut der Teilnehmer liegt der Umsatz im Zeitraum von Januar bis Oktober immer noch 9,5 Prozent unter dem des Vergleichszeitraums 2019. Den Buchungsstand für das wichtige Weihnachtsgeschäft bezeichnen 45,1 Prozent der Befragten als schlecht.

Dehoga-Sprecher zeichnet ein etwas helleres Bild

Als größte Herausforderung werden die höheren Energiekosten (89,3 Prozent), gefolgt von steigenden Lebensmittel- (83,2) und Personalkosten (66,7) genannt.

Für den Rhein-Erft-Kreis zeichnet Georg Frey, Kreisvorsitzender der Dehoga, ein etwas helleres Bild: „Ich habe das Gefühl, die Gäste sind froh, wieder raus zu dürfen. Es ist noch Geld da.“

Aber: Erste Konsequenzen gibt es bereits im Restaurant „Empore“ in Bergheim: Inhaber Ömer Yilmaz hat drei Ruhetage pro Woche eingeführt und öffnet nur noch Freitag bis Sonntag sowie für private Feiern. „Es lohnt sich nicht, die Kosten sind so hoch gegangen“, sagt Yilmaz.

Wo früher zehn Bier getrunken wurden, sind es jetzt nur noch sechs
Ömer Yilmaz, Restaurant-Inhaber

Die Mitarbeiterzahl hat er aufgrund der Erhöhung des Mindestlohns auf drei reduziert. Die Preise der Lebensmittel, wie beispielsweise Tomatenmark, Rapsöl oder auch Mehl, hätten sich verdoppelt. „Das kann ich nicht an die Gäste weitergeben, zumal sie soundso vorsichtiger geworden sind. Wo früher zehn Bier getrunken wurden, sind es jetzt nur noch sechs“, sagt Yilmaz.

Für die Weihnachtstage sähe es aber schon sehr gut aus, auch wenn die Buchungen spontaner kämen und die Gruppen etwas kleiner seien. „Aber ein guter Monat allein rettet mich nicht, es ist nicht mehr das, was früher war.“ Yilmaz hofft nun auf das Frühjahr: „Es muss ja weitergehen.“

Die Gäste sind sparsamer und bestellen auch mal kleinere Gerichte

Dass die Weihnachtsfeiern kurzfristiger gebucht werden, bestätigt auch Dine Sanja, Chefin des „Landgasthaus Birkhof“ in Brühl: „Viele Familien kommen an Weihnachten zu uns, aber die Buchungen sind viel spontaner.“ Generell sei mit Ausnahme der guten Wochenenden etwas weniger zu tun als früher, die Gäste seien sparsamer und bestellten auch mal kleinere Gerichte.

Auch Sanja und ihr Partner haben nun montags bis mittwochs geschlossen, zwei Tage mehr als zuvor. Doch das hat einen anderen Grund: „Wir suchen dringend drei oder vier Mitarbeiter, sowohl für den Service als auch in der Küche.“

Mit Personalmangel kämpft auch Stephan Schmidt. Der Inhaber des Weinhauses „Die Fledermaus“ und des Restaurants „Weingalerie“ in Pulheim musste im Sommer zum ersten Mal in 30 Jahren einen Ruhetag einführen. „Manchmal haben wir auch kurzfristig mal einen Tag zugemacht, wir waren dann einfach zu knapp mit Personal und wollten uns nicht total verausgaben.“

Restaurants in Rhein-Erft: Fast ein Drittel weniger Buchungen für Weihnachtsfeiern

Aber nun gebe es einen Lichtblick, er sei „wieder auf der Sonnenseite“, sagt Schmidt, der kürzlich drei neue Mitarbeiter gefunden hat. Eine gewisse Zurückhaltung stellen er und seine 25 Mitarbeiter bei den Gästen jedoch fest: „Am Wochenende und freitags könnten wir die Lokale zweimal füllen, an den Wochentagen ist es etwas schleppend und es wird eher etwas Kleines bestellt.“

Auch bei den Weihnachtsfeiern verzeichnet er einen Buchungsrückgang von fast einem Drittel. Dass er zum ersten Mal die Preise, und zwar um rund neun Prozent, anheben musste, hätten die Kunden aber gut akzeptiert, sagt Schmidt. Er ist optimistisch: „Ich hoffe sehr, dass es gut weiter geht.“

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