Einige Zuhörer stellten die Sinnhaftigkeit der Planung in der heutigen Zeit infrage zumal die Kosten für die Ortsumgehung hoch sein werden.
Infoabend zur L93nLandwirte kritisieren Pläne für neue Ortsumgehung in Pulheim
„Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ville-Eifel plant den Neubau der Landesstraße 93n, Ortsumgehung Pulheim-Stommeln bis Bergheim-Büsdorf, von der B477 bis zur B59, sowie eine Südanbindung von der L93n bis an die L93 südwestlich von Bergheim-Büsdorf“. So stand es in der Einladung zu Bürgerinformationsveranstaltungen in Pulheim und Bergheim. Und der Hinweis, dass sich die L93n im Landesstraßenbedarfsplan in der höchsten Prioritätsstufe befindet.
„L93n“ – War da nicht mal was? Ja, erinnerten sich die Älteren im Pulheimer Köster-Saal. Bereits 1994 wurde über diese Ortsumgehung diskutiert, es gab Verträglichkeitsstudien, Bürgerbeteiligungen, die Linienführung wurde beschlossen und 2009 der Antrag auf Planfeststellung gestellt.
Neue Gesetze und Prognosen - Landesbetrieb musste Trasse überarbeiten
Bis 2011 wurde daran gearbeitet, dann kam die Arbeit auf Weisung aus Düsseldorf bis 2018 zum Erliegen, nachdem sich die politischen Mehrheiten geändert hatten. Seit 2019 gehe es weiter, wie Bernd Egenter, Leiter von Straßen NRW in Euskirchen, und Projektleiter Wulf von Klatte, berichteten. Allerdings seien viele Gutachten, Verkehrsmodelle und Studien aus der ersten Planungsphase Makulatur.
Neue Regeln, Gesetze und Prognosehorizonte verlangten erneute Prüfungen und Untersuchungen. Wie die überarbeitete Trasse aussehen und wo sie entlangführen wird, erläuterte Wulf von Klatte. So wurde der Straßenquerschnitt auf acht Meter verbreitert. Die asphaltierten Radwege entlang der Straße werden vier Meter breit ausgebaut.
An einer Stelle wird es eine Kreuzung anstelle eines Kreisverkehrs geben, ein anderer Kreisel wird mit einer Ampelanlage versehen. Auch ein großes Regensickerbecken ist geplant. So die Informationen, die den rund 100 Anwesenden in Pulheim – darunter sehr viele Landewirte – vorgetragen wurden. Doch Zufriedenheit über das Gehörte breitete sich nicht aus im Publikum.
Die Breite der Radwege, die auch von landwirtschaftlichen Maschinen genutzt werden dürfen, wurden als zu schmal befunden, andererseits wurde der immense Verbrauch des Lössbodens kritisiert. Letzteres unterstrichen auch der Vorsitzende der Kreisbauernschaft im Rhein-Erft-Kreis, Willy Winkelhag, und sein Kreisgeschäftsführer Peter Herzogenrath. „Wir müssen behutsam mit unseren Flächen umgehen.“
Einwohner aus Büsdorf befürchteten zusätzlichen Lärm, und mehrfach wurde die Befürchtung geäußert, dass die L93n nichts anderes werden könnte als eine mautfreie Abkürzung für den Schwerlastverkehr zwischen den Autobahnen A61 und A57.
Mehrere Zuhörer stellten sogar die Sinnhaftigkeit der gesamten Planung in der heutigen Zeit infrage. Zumal die Kosten für die Ortsumgehung hoch sein werden. 2011 wurde mit Investitionen in Höhe von 17 Millionen Euro kalkuliert, inzwischen dürfte mit einem Aufschlag von 55 Prozent gerechnet werden, und noch ist gar nicht klar, wann letztendlich gebaut werden kann.