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Kot und tote TiereSaatkrähen sorgen in Pulheim für Wirbel

Lesezeit 3 Minuten
Eine Saatkrähe auf einer Wiese, sie sucht Futter.

Eine Saatkrähe bei der Futtersuche.

Eltern der Grundschule Sinthern/Geyen kritisieren Umgang der Stadt mit der Vogelkolonie und fordern die Politik zum Handeln auf.

Oliver Donath, Klassenpflegschaftsvorsitzender der 4a und 2c an der GGS Sinthern/Geyen, findet deutliche Worte. „Kinder genießen in dieser Stadt keinen Schutz und keine Aufmerksamkeit.“ Der zweifache Vater ärgert sich über den Umgang der Stadtverwaltung mit einer Kolonie Saatkrähen, die sich nahe der Schule und der Kita „Kleine Strolche“ angesiedelt hat.

Im Gespräch mit dieser Redaktion schildert der Geyener, dass sich die Situation von Jahr zu Jahr verschlimmert habe. Er spricht von einer regelrechten Krähenplage, weil die Population viel größer geworden sei, von Tieren, die in großen Schwärmen über das Schulgelände fliegen. Der Kot der Vögel bedecke Sitzgelegenheiten, Spielgeräte und Gehwege.

Pulheim: Aggressive Vögel

„Die Kinder können nicht mehr draußen essen, weil die Tiere aggressiv werden und angreifen.“ Da es sehr laut sei, könnten die Lehrer die Fenster während des Unterrichts nicht öffnen. Zutiefst besorgt ist Oliver Donath, weil sich die Situation noch einmal zugespitzt hat. „Es werden vermehrt tote Vögel auf dem Schulgelände, aber auch auf dem Sportplatz des SC Germania Geyen gefunden.“

Das sei ein hygienisches Problem und ein Risiko für die Gesundheit der Kinder und des Schul- und Kitapersonals. Seine Sorgen hat Oliver Donath in einer E-Mail an Bürgermeister Frank Keppeler gebündelt. Verbunden mit der dringenden Bitte, die Saatkrähen möglichst schonend zu vertreiben. Ein Mitarbeiter der Verwaltung habe ihm sehr ausführlich geantwortet. Er habe aber durchblicken lassen, dass denkbare Maßnahmen wie etwa das Vergrämen (Vertreiben) der streng geschützten Vögel nur wenig Aussicht auf Erfolg versprächen.

Ein Schulgebäude im Hintergrund

Eltern beklagen, dass sich in direkter Nachbarschaft der GGS Sinthern/Geyen viele Saatkrähen angesiedelt haben.

Die Stadt Soest, bekannt als „Krähenstadt“, hat im März ein Pilotprojekt gestartet. Eine artenschutzrechtliche Sondergenehmigung des Kreises Soest hat es ihr erlaubt, Nestfragmente zu entfernen und nicht bebrütete Gelege zu entnehmen. Sie galt bis zum 21. April für drei besonders betroffene Standorte in der Stadt. Das Pilotprojekt wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet.

Pulheims Verwaltung, die sich regelmäßig mit den Verwaltungen anderer betroffener Städte austausche, so Stadtsprecherin Ruth Henn, hatte dem Umweltausschuss schon 2023 vorgeschlagen, beim Rhein-Erft-Kreis eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Ziel war, die Nester auf dem Kitagelände entfernen und die Vögel vergrämen zu dürfen.

Pulheim: Verwaltung bedauert Beeinträchtigungen

Grundlage für den Beschlussvorschlag waren die Ergebnisse eines ornithologischen Gutachtens, das die Verwaltung 2022 beauftragt hatte. Der Ausschuss folgte dem Vorschlag allerdings nicht. Eine Mehrheit hat sich stattdessen dafür ausgesprochen, zunächst technische Möglichkeiten, wie etwa feste Überdachungen oder Sonnensegel zu prüfen.

Die Sonnensegel für die Kita seien zwischenzeitlich beschafft worden, sie sollen „aktuell vom städtischen Bauhof auf dem Gelände der Kita aufgebaut werden“, so Ruth Henn. Die Verwaltung bedauert, „die vor allem während der Brutzeit von Februar bis in den Juni hinein verstärkt auftretenden Beeinträchtigungen“ für die Anwohner, die Schule und die Kita.

Die Stadtsprecherin weist darauf hin, dass das Vergrämen mit großem Aufwand und Kosten verbunden wäre, da in der Nestbauzeit mindestens alle zwei Tage die Nester entfernt und durch Schnitte an den Astgabel verhindert werden müsse, dass die Krähen neue Nester bauen. Ruth Henn betont, dass die Verwaltung die Meldungen über tote Saatkrähen in der Kolonie sehr ernst nehme.

„Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich jedoch um eine zur Brutzeit auftretende Problematik, die auch in den vergangenen Jahren beobachtet werden konnte.“ In einer Petition fordert die Schulpflegschaft die Politik auf, das Krähenproblem zu lösen. Der Umweltausschuss befasst sich am 26. Juni erneut mit dem Thema.