Verwaltungschef seit 2009Pulheims Bürgermeister: „Wir streiten um die beste Lösung“

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Es ist Bürgermeister Frank Keppeler zu sehen.

Bürgermeister Frank Keppeler ist seit 2009 Verwaltungschef in Pulheim.

Der Pulheimer Bürgermeister Frank Keppeler spricht im Interview zur Halbzeit der Legislatur über Schulen, Wohnraum und die Stimmung im Stadtrat.

Herr Keppeler, Sie sind mit dem Wunsch in die Wahlperiode gestartet, Pulheim familienfreundlicher zu machen, den Glasfaser-/Breitband-Ausbau voranzutreiben und für gute Freizeitmöglichkeiten zu sorgen. Welche dieser Vorhaben sind umgesetzt?

Frank Keppeler: Wir haben einiges erreicht. Es ist uns gelungen, alle unsere Schulen ans schnelle Internet anzubinden. Zudem haben wir den Schulen rund 1900 iPads zur Verfügung gestellt. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Ausbau der Schulen. Wir haben bereits an fünf Standorten Interimsbauten errichtet.

Stichwort Kita: In den vergangenen Jahren haben zwei weitere Kindertagesstätten in Pulheim ihren Betrieb aufgenommen. Wir haben den Ausbau so vorangetrieben, dass wir derzeit sechs weitere Gruppen eröffnen könnten, wenn das notwendige Personal vorhanden wäre – auch bei Freien Trägern.

Das On-Demand-Verkehrsangebot „mobie“ und das Fahrradmietsystem „Mobic“ werden von den Menschen sehr gut angenommen. Bald geht auch das Projekt „Car-Sharing“ an den Start.

In Pulheim ist Wohnungsbau ein großes Thema. Es fehlen insbesondere öffentlich geförderte Wohnungen. CDU, FDP und WfP hatten vor Jahren beantragt, eine Richtlinie bei künftigen Bauprojekten für sozialen Wohnungsbau und Mietwohnungen festzulegen. Was halten Sie von dem Antrag?

Eine solche Richtlinie kann ein geeignetes Mittel sein, um zu gewährleisten, dass in Pulheim öffentlich geförderter Wohnraum geschaffen wird. Wir, wie auch andere Kommunen im Rhein-Erft-Kreis, haben die besondere Situation, dass immer mehr Wohnungen aus der Förderung rausfallen. Deshalb ist es wichtig, gegenzusteuern und weiteren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Vor Jahren haben Sie in einem Interview gesagt, dass der Fokus auf seniorengerechtem Wohnen liegt. Wie wollen Sie die fehlenden Pflegeplätze schaffen?

Die Stadtverwaltung hat verschiedene Standorte geprüft, die potenzielle Betreiber für die Realisierung nutzen können. Wir streben an, dass mittelfristig Kapazitäten für 240 stationäre Pflegeplätze geschaffen werden. Ziel bleibt auch die Ansiedlung eines stationären Hospizes – in Zusammenarbeit mit dem Verein Hospiz Pulheim.

Solide Finanzen sind für Sie ein hohes Gut. Die Stadt steht finanziell gut da. Was auch daran liegt, dass geplante Projekte immer wieder verschoben werden – in den meisten Fällen wegen Personalmangels. Was tun Sie dagegen?

Ich kenne keine Kommune im Rhein-Erft-Kreis, die keinen Personalmangel hat. Um gegenzusteuern, haben wir die Anzahl der Ausbildungsplätze deutlich gesteigert. Derzeit bilden wir 45 junge Menschen aus. Von Beginn an begleiten wir unseren Verwaltungsnachwuchs eng.

So kümmert sich eine Ausbildungsleitung mit sehr viel Herzblut um die Auszubildenden. Wir haben die Personalgewinnung neu aufgestellt: Die Karriereseite, die die Vorteile der Stadt als Arbeitgeberin darstellt, ist seit einiger Zeit online. Ein Großteil der „Gesichter der Kampagne“ sind Mitarbeitende der Stadtverwaltung, die authentisch für einen Arbeitsplatz bei der Stadt werben. Außerdem zeigen viele Karrieren innerhalb unserer Verwaltung, dass es Perspektiven gibt.

Wie bewerten Sie die Stimmung im Stadtrat?

Es ist ein gleichbleibend konstruktives Zusammenwirken und manches Mal auch – im positiven Sinne – Streiten um die beste Lösung. Ein aussagekräftiges Beispiel dafür ist, dass dem Doppelhaushalt 2022/23 sechs von sieben Fraktionen zugestimmt haben.

Was haben Sie in der verbleibenden Zeit noch vor?

Ganz oben auf der Liste steht ein Thema, das sich leider aus unterschiedlichen Gründen immer weiter verzögert hat: die Realisierung des Gewerbegebietes Industriebahn (BP99). Im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzen wir alles daran, weitere Kindertageseinrichtungen zu schaffen und Schulbauten zu sanieren und neue zu errichten.

Gerade bei den Schulen reden wir über einen langen Projektzeitraum, und ich schließe nicht aus, dass mancher Interimsbau anschließend benötigt wird. Auf dem Aufgabenzettel stehen neue Feuerwehrgerätehäuser in Brauweiler, Stommeln und für den Löschzug Pulheim.

Die Planungen für den Kunstrasenplatz in Stommeln laufen bereits. Das Leuchtturmprojekt für Kinder und Jugendliche, der Bike- und Skatepark hinter dem Sportzentrum, ist auf einem guten Weg.


Zur Person

Frank Keppeler ist 49 Jahre alt. Der Volljurist ist seit 2009 Bürgermeister in Pulheim. Als dienstältester Verwaltungschef im Kreis ist er Sprecher der Konferenz der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. In seiner Studienzeit hat der Pulheimer diverse juristische Abhandlungen veröffentlicht, unter anderem zu arbeits- und haftungsrechtlichen Fragen.

Seit den 90er-Jahren ist Frank Keppeler in der CDU aktiv, von 1999 bis 2009 saß er für die Christdemokraten im Stadtrat. Er und seine Frau Jennifer haben zwei Kinder. (mma)

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