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Kammer warntDer Weg zur nächsten Apotheke im Rhein-Erft-Kreis wird länger werden

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Zu sehen ist die seit eineinhalb Jahren geschlossene Apotheke in Frechen-Habbelrath.

Seit eineinhalb Jahren ist die Apotheke in Frechen-Habbelrath geschlossen. Sie wird wohl nicht die letzte sein.

Die Vor-Ort-Versorgung mit Medikamenten dünnt sich nach Zahlen der Apothekerkammer weiter aus – Rhein-Erft entwickelt sich gegen den Trend.

Die Zahl der öffentlichen Apotheken in Nordrhein ist im ersten Halbjahr 2025 weiter gesunken. Nach Angaben der Apothekerkammer Nordrhein waren zum Stichtag 1. Juli nur noch 1.915 Apotheken in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln geöffnet – das sind 25 weniger als Ende 2024. Auf die 29 Schließungen kamen nur vier Neueröffnungen.

Davon „profitierte“ auch der Rhein-Erft-Kreis. Zählte man Ende 2024 nur noch 89 geöffnete Apotheken, so gibt es per Stichtag 1. Juli 2025 eine Apotheke mehr im Kreis. Anfang des Jahres wurde die Priamos-Apotheke in Bergheim-Quadrath-Ichendorf eröffnet.

Rhein-Erft-Kreis: Schließungen von Apotheken drohen auch hier

„Diese Entwicklung ist aber weiterhin alarmierend. Wenn nicht rasch gegengesteuert wird, droht in den nächsten Jahren ein flächendeckender Verlust der wohnortnahen Arzneimittelversorgung“, warnt Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein. Bereits 2024 hatte es einen Rückgang von 61 Apotheken gegeben.

Wie wichtig den Menschen in Nordrhein ihre Apotheken vor Ort sind, zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) vom März 2025: Fast 100 Prozent der Befragten in Nordrhein bezeichnen Apotheken vor Ort als „wichtig“, davon 25 % als „eher wichtig“ und 74 % als „sehr wichtig“. 70 Prozent nutzen sie demnach mindestens einmal im Monat – 9 Prozent sogar wöchentlich.

„Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Bevölkerung steht hinter ihren Apotheken“, so Hoffmann. Gleichzeitig macht die Umfrage deutlich, dass der Apothekenrückgang bereits Folgen hat: 9 Prozent berichten von deutlich weiteren Wegen zur nächsten Apotheke. 12 Prozent greifen notgedrungen auf den Versandhandel zurück und 6 Prozent nutzen immer häufiger den Botendienst, weil die nächste Apotheke schwer zu erreichen ist.

Mit Blick auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung hofft die Kammer auf Verbesserungen: „Viele der formulierten Vorgaben gehen in die richtige Richtung“, erklärt Hoffmann. Insbesondere die geplante Anhebung des Apothekenfixums, die Abschaffung von Nullretaxationen (d. h. die vollständige Ablehnung der Kostenübernahme von kassenärztlichen Verordnungen durch die Krankenkasse) aus formalen Gründen und die Rücknahme des Skonti-Verbots seien zentrale Schritte, um Apotheken wieder handlungsfähig zu machen.

Vergebliche Suche nach einem Nachfolger, Druck durch Konkurrenz

Daher hofft man, dass die Regierung diese Maßnahmen zügig umsetzt. „Der Koalitionsvertrag liefert das richtige Fundament – jetzt braucht es Tempo, damit nicht weitere Apotheken schließen müssen“, so Hoffmann. Auch wenn man sich im Rhein-Erft-Kreis darüber freuen kann, dass es eine weitere Stelle gibt, wo die Bürger ihre Medikamente und fachliche Beratung erhalten, die Sorgen um den Apothekenbestand bleiben.

Kreisvertrauensapotheker Constantin A. T. Biederbick bleibt beim Blick nach vorn skeptisch: „Ich weiß von zwei Kollegen, die überlegen, im kommenden Jahr ihre Apotheke zu schließen.“ Dabei spielt die vergebliche Suche nach einem Nachfolger oder Nachwuchs beim Personal ebenso eine Rolle wie die zurückgehende Wirtschaftlichkeit angesichts der Internet-Konkurrenz.