Erneut ein schwerer Verkehrsunfall, dieses Mal in Elsdorf. Junge Fahrer unterschätzen die Geschwindigkeit, kommentiert Jörn Tüffers.
Unfälle in Rhein-ErftDas Muster: junge Männer, schnelle Autos

Der Audi-Fahrer (19) wurde bei dem Unfall in Elsdorf schwer verletzt.
Copyright: Eric Lamparter
Die Fälle – besser gesagt: die Unfälle – häufen sich. Und sie ähneln sich. Was bleibt, ist Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit. In dieser Woche geschah es in Elsdorf. Es hätte aber auch jeder andere beliebige Ort sein können. Ein 19-Jähriger verliert innerorts die Kontrolle über seinen Wagen, einen PS-starken Audi, und kracht gegen eine Hauswand. Er wird schwer verletzt, seine beiden Beifahrer überstehen den Crash unbeschadet. Ein Zeuge berichtet, dass der Wagen mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen sei.
Einen Führerschein besitzt der 19-Jährige nicht. Die Polizei verfolgt Hinweise, wonach er sich ein Rennen geliefert haben soll. Der 19-Jährige wurde wegen der Schwere seiner Verletzungen mit einem Rettungshubschrauber in die Uniklinik nach Köln geflogen. Möge er vollständig gesunden!
Männer sind deutlich häufiger als Frauen in Verkehrsdelikte verwickelt
Lange wird der Unfall vom 4. Juni in Hürth in Erinnerung bleiben, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen – die zehnjährige Avin und der 25-jährige Luis: Ein 20-Jähriger soll mit überhöhter Geschwindigkeit bei Rot über eine Ampel gefahren sein, mitten in die Schülergruppe und deren erwachsene Begleiter.
Am vorigen Wochenende starben in Kürten im Rheinisch-Bergischen Kreis vier Jugendliche als Insassen, weil ein 16-Jähriger die Kontrolle über den Wagen seiner Eltern verloren hatte. Vermutlich war er zu schnell gefahren, möglicherweise war Alkohol im Spiel.

Vier Jugendliche starben bei einem Verkehrsunfall in Kürten.
Copyright: Guido Wagner
Die Geschehnisse weckten Erinnerungen an einen schweren Unfall in Monheim im Kreis Mettmann vor wenigen Wochen: Ein 20-Jähriger überschätzt offenbar sich und die Kraft des Autos. Zwei jugendliche Mitfahrer bezahlen dies mit ihrem Leben. Der BMW hatte 510 PS.
Bei einem Blick in Verkehrsstatistiken fällt auf: Es sind Männer, die am häufigsten in Delikte verwickelt sind. Das ist bei Tempoverstößen so, bei Unfällen und auch bei Alkoholfahrten. Rund 90 Prozent der einkassierten Führerscheine entfallen nach Recherchen eines Experten auf Männer.
Lassen sich solche schrecklichen Unfälle vermeiden, bei denen in vielen Fällen Unbeteiligte sterben? So wie in Hürth, wo die Schüler keine Chance hatten auszuweichen? Oder wie in Kürten und Monheim, wo die Jugendlichen darauf vertraut haben werden, in sicheren Händen zu sein und sicher und unbeschadet am jeweiligen Ziel anzukommen.
Schnell wird der Ruf nach Tempolimits laut. So war es in Hürth, so ist es in Monheim. Das hat sicher seine Berechtigung, wenn auf solchen Straßen nachweislich gerast wird und weitere Unfälle zu befürchten sein müssen. Ob die genannten Unfälle nicht passiert wären, wenn auf dem Verkehrsschild nicht „70“, sondern „50“ oder sogar „30“ gestanden hätte, ist fraglich: Wer mit seinem Wagen protzen, die vorhandenen PS ausreizen und seine Macht demonstrieren will, dem wird vermutlich egal sein, welche Zahl auf dem Schild steht.
Mangelt es an Aufklärung? Eher nicht. Seit vielen Jahren besuchen Polizisten Schulen, warnen vor den Gefahren des Straßenverkehrs, appellieren an Zurückhaltung und Besonnenheit, zeigen Schockvideos und lassen Überlebende solcher Unfälle berichten.
Was sich ändern müsste, wäre der gesellschaftliche Blick auf Autos, deren Bedeutung als Statussymbol. Das ist ein langer Prozess.
Will eine Mehrheit der Menschen das überhaupt?