25 Betriebe gewährten einen Blick hinter die Kulissen. Die 1350 Tickets für die Besichtigungen waren in Windeseile vergriffen.
25 Betriebe dabei„Nacht der Technik“ in Rhein-Erft ist wie „Sendung mit der Maus“ – nur live

Im AI-Village in Hürth-Kalscheuren probierten Gäste ein KI-basiertes Programm zur Gesichtserkennung aus.
Copyright: Oliver Tripp
In Orange und Schwarz ist der künstliche Vierbeiner nicht zu übersehen. Auf dem Platz vor dem Eingang zum Feierabendhaus stromert er zur „Nacht der Technik“ zwischen den Besuchern herum. Am Zelt der EEW, der Energy from Waste Saarbrücken GmbH, die in Hürth-Knapsack aus Abfall und Klärschlämmen Strom und Wärme erzeugt, macht er kurz Station. Klar ist: Ein Streicheltier ist es nicht.
Als „hohes Modell“, das in der Lage sei, die vielen Treppen des Müllverbrennungsunternehmens zu steigen, bezeichnet EEW-Sprecher Ronald Philipp den KI-gesteuerten Roboter. Ausgestattet mit einer Optik als Auge, einem Ultraschallsensor als Ohr und Instrumenten für Laserabstandsmessung und Thermografie könne der Roboter selbstständig Fehler in der Anlagentechnik entdecken, beispielsweise ein Feuer oder den Zustand von Lagern an Motoren und Generatoren.
Mit 1350 Reservierungen für Besuche in Betrieben ist die Veranstaltung ausgebucht
Nach der Erprobungsphase könne der künstliche Vierbeiner Menschen ersetzen, die heute noch diese Arbeit noch erledigten, sagte Philipp. Dies sei eine vielversprechende Option in Zeiten des Fachkräftemangels.
Einem weitaus possierlicheren Exemplar der Robotik, dem „Go2“-Roboterhund, begegneten der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp in Vertretung des Schirmherrn Frank Rock, Hürths Bürgermeister Dirk Breuer und die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft, Susanne Kayser-Dobiey, im AI-Village zur Eröffnung der „Nacht der Technik“ im ehemaligen RTL-Studio des „Notruf“-Moderators Hans Meiser auf dem Euronova-Campus in Hürth-Kalscheuren.

Wozu ist eigentlich ein Transformator da, wie funktioniert er und wie schwer ist er? Fragen wie diese beantworteten die Mitarbeiter der Westenergie AG im Urfelder Umspannwerk.
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Hier machte der Roboter auf den Hinterbeinen Männchen und schien auch sonst mit durchaus hundegemäßen Verhaltensweisen mit den Gästen in Kontakt treten zu wollen. Die Vielfalt augenscheinlich autonome Verhaltens des Roboters ermögliche erst Künstliche Intelligenz, das im Unterschied zu früheren Programmierversuchen in der Robotik, erklärte Alexander Opitz, Projektleiter der „Wohngemeinschaft von drei Projekten im Studio 6“ zur Entwicklung von KI und so genanten Blockchain-Lösungen für die Arbeitswelt.
Eigentlich arbeiteten sie KI-Entwicklungen für Firmen aus, am Freitagabend zeigten sie für die Besucher der Techniknacht einen bunten Querschnitt von KI-Anwendungen, so der Programmierer. Auf einem Bildschirm konnten sich Besucher im Raster eines Programms für Gesichtserkennung sehen, Mitarbeiter der Rheinischen Hochschule Köln fertigten mit einem Scanner dreidimensionale Daten von Besucherköpfen für den Ausdruck auf 3D-Druckern an.
Der Prozessoptimierer Irfan Korkmaz demonstrierte die Anwendung einer virtuellen Fräse, die es erlaubt, ein Programm für die Gestaltung eines Werkteiles zunächst einmal virtuell in Echtzeit auf einem Bildschirm auszuführen. Der Vorteil für Entwickler von Bauteilen wie für Lehrlinge liege auf der Hand, so Korkmaz. Beim Probelauf werde weder wertvolles Material verschlissen, noch gebe es Späne, die entsorgt werden müssten.

Im Umspannwerk der Westenergie AG lernten junge Leute allerhand über Strom.
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Mehr als 25 Firmen und Institutionen hatten die ehrenamtlichen Mitglieder des Kölner Bezirksvereins deutscher Ingenieure zur Teilnahme an der fünften „Nacht der Technik“ im Rhein-Erft-Kreis gewinnen können. „Wir wollen einem großen Publikum zeigen, was sich an hochentwickelter Technik in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft abspielt“, sagte der Projektleiter der „Nacht der Technik“, Hans-Arnold Büscher. Ein Ziel sei es, junge Leute für technische Berufe zu begeistern.
RWE-Power führte durch das Kraftwerk in Niederaußem, in Hürth-Knapsack und Wesseling öffneten die großen Chemiefirmen ihre Betriebe, Feuerwehren in Frechen und im Hürther Chemiepark, die Kreisleitstelle in Kerpen empfingen Besucher, genauso wie das Dreifaltigkeitskrankenhaus in Wesseling.
20 Leser hatten bei einer Verlosung Karten gewonnen
Mit 1350 Reservierungen für Besuche in Betrieben sei die Veranstaltung ausgebucht, sagte die Organisatorin der Kölner Eventagentur „plan deluxe“, Sabrina Iven. Mit Shuttle-Bussen aus Kerpen-Horrem, Hürth-Knapsack und Wesseling hatte die Agentur die Anfahrten organisiert.
Unter den Besuchern waren auch 20 Leser dieser Zeitung. Unter einer Vielzahl von Einsendern hatten sie bei einer Verlosung von zehn mal zwei Karten ihre Eintrittskarten gewonnen.

Ein Roboterhund der zog vor dem Feierabendhaus die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich, in der EEG-Müllverbrennungsanlage Knapsack-West könnte er demnächst Kontrollgänge machen.
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In der Umspannanlage der Westenergie AG in Wesseling-Urfeld berichtete der Ausbildungsleiter für Elektroniker für Betriebstechnik, Sebastian Zilger, von vielen Gesprächen zur Nachwuchswerbung mit jungen Leuten und ihren Eltern.
Die Auszubildenden Aaron, Simon und Max erzählten von ihrer Faszination für das Thema Strom. „Es ist wie die ‚Sendung mit der Maus‘ live. Wir sind froh, einmal in die Betriebe gucken zu können“, freuten sich Vater Marcel Wilms und sein 14-jähriger Sohn Linus. Sie sammelten Eindrücke im vollautomatisierten Betrieb des Erftstädter Getränkeherstellers Refresco Deutschland GmbH, vom Chemiepark Evonik in Wesseling und vom Umgang mit Strom bei der Westenergie AG.