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Alphörner am RheinSchiffe hupen und Touristen stoppen, wenn die Alprheiner in Wesseling ins Horn blasen

4 min
Das Bild zeigt fünf Männer, die Alphorn spielen und am Rheinufer stehen

Viele Schiffe auf dem Rhein hupen, wenn in Wesseling die fünf Alprheiner in Lederhosen ihr Können zeigen.

Wasserschutzpolizei wurde neugierig. Warum die Alprheiner zur Touristen-Attraktion werden.

„Das muss ich unbedingt auf meinem Smartphone festhalten – das glaubt mir sonst zu Hause kein Mensch“, entfuhr es Sabine Huber – „Alphornbläser hier am Rhein!“ Aus dem Schwarzwald war sie mit ihrem Mann Werner ins Rheinland gekommen. Mit den Rädern ging es am Rhein vorbei von Koblenz nach Köln. „Die Gegend hier ist wunderschön“, merken die beiden an. Und man erlebe wirklich eine ganze Menge. Doch auf eine solche musikalische Überraschung seien sie in keiner Weise gefasst gewesen.

Ähnlich äußerte sich auch die junge Mutter aus dem Baskenland in Nordspanien, die mit ihren beiden Kindern mit dem Fahrrad Richtung Köln radelte. „Very well“, betont die Mutter. Auch ihre beiden Kinder Jone und Peio waren restlos fasziniert. Unplanmäßig legten so auch sie auf der Rheinwiese in Urfeld eine Pause ein.

Alphornklänge lockte Wasserschutzpolizei an

Am Freitag zogen die Alphornklänge auch die Wasserschutzpolizei an. Die Beamten auf de Rhein waren auch neugierig geworden und schauten sich das Musikspektakel vom Wasser aus an. „Öfter hupen sogar die Schifffahrer auf dem Rhein“, berichtet Ludger Strobel. Er hatte vor zwei Jahren den entscheidenden Anstoß gegeben, um im Rheinland – in Wesseling-Urfeld - das Alphornbläser-Ensemble zu gründen. Und wenn das Wetter passt und alle Zeit haben, dann wird wochentags auch schon mal in Lederhosen auf der Urfelder Rheinwiese geprobt.

Alleine sind die Musikanten dort nie. „Ich fahre hier auf dem Radweg öfter Richtung Bonn“, erzählt Eugen Botti aus Wesseling. Mehrmals habe er dabei auch schon die Alphornbläser gehört und gesehen. „Ich finde das ganz toll“, sagt er.

„Auf jeden Fall ist es außergewöhnlich“, erklärt Günther Köhl, der mit seiner Frau Christine aus Köln nach Bonn radelte. Dann lauschen sie den Klängen. „Das klingt nach einer modernen Interpretation der Alpen“, resümiert Günther Köhl nach ein paar Minuten. Die Töne empfinde er als sanft, warm und angenehm. „Das passt sogar zum weichen Wellengang des Rheins“, sagt Köhl.

Alphörner - die Handys der Berge

„Hier fehlt jetzt nur noch die Alpenkulisse“, sagt ein 50-Jähriger nach kurzem Stopp. Auch wenn diese Art der Musik nicht unbedingt sein Ding sei, so findet er trotzdem, dass jede Art von Musik irgendwie ihren Reiz habe. „Musik bringt Menschen zusammen“, sagt er. Auf dem Radweg am Rheinufer diskutierten die Zuhörer für die Musik und über das Alphornblasen am Rhein.

Davon bekamen Ludger Strobel, Richard Beitzen, Hans Werner Voß, Bert Köllejan und Ulrich Sponheimer nur wenig mit. Ihre Konzentration lag bei den Noten und ihren Instrumenten. Um die Besucher auf dem Urfelder Weihnachtsmarkt zu überraschen, hatte Strobel 2023 die Truppe zusammengestellt. Nach den ersten Proben war schnell auch der Name für das Ensemble gefunden: „Wir sind die Alprheiner“, sagt Strobel. Die Musiker kommen aus Bornheim, Wesseling und Wesseling-Urfeld. Ihre Alphörner haben sie teils in der Schweiz, teils aber auch im Schwarzwald, in Österreich und im Bergischen Land gekauft. „Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes F-gestimmtes Instrument“, erklärt Strobel. Geschaffen seien sie zumeist aus Fichtenholz. Klanglich gebe es da aber sehr große Unterschiede. „Profis wählen Alphörner aus Bergfichte“, sagt Voß. Bergfichte wachse langsamer, das Holz sei dichter und deswegen ideal zum Instrumentenbau. „Ein Alphorn ist übrigens mit 3,60 Metern genauso lang wie ein Waldhorn – der Unterschied ist nur, dass das Waldhorn aus Metall und aufgerollt ist“, erklärt Voß.

Das Bild zeigt Radtouristen, die den Klängen der Alprheiner folgen.

Radtouristen stoppen, machen Fotos und kommen ins Gespräch, wenn am Rheinufer in Wesseling die Alprheiner in Horn blasen.

Alle Alprheiner blicken auf jahrzehntelange Blasmusikerfahrung zurück. Die meisten spielen im Orchester und in den verschiedenen Ensembles bei den Musikfreunden Urfeld. Selber haben sie eigene Musikstücke komponiert. Weniger die traditionelle, als vielmehr auch ganz moderne Stücke gehören längst zu ihrem Repertoire. „Alphörner sind die ‚Handys‘ der Alpen“, sagt Beitzen. Zu einer Zeit, als es noch gar keine modernen Kommunikationsmöglichkeiten gab, sei das Alphorn als Signalinstrument in den Bergen genutzt worden. „Und je nach Wetter, Höhe und Wind sind die Töne bis zu 15 Kilometern in den Schweitzer Alpen zu hören“, berichtet er.

Ganz so weit trägt der Wind die Klänge der Alphörner auf der Urfelder Rheinwiese zwar nicht, doch es reicht völlig aus, um davon auszugehen, dass es den Alprheinern auch bei den nächsten Proben nicht an Publikum mangeln wird. Meistens freitags um 10 Uhr, wenn das Wetter stimmt und jeder kann, packen die fünf Musiker ihre Instrumente am Rheinufer aus und spielen, je nach Kondition ein bis zwei Stunden.