Äpfel kamen hängerweiseLagertanks für Fruchtsäfte sind im Rhein-Sieg-Kreis noch leer

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Apfelernte in RS 1

Viel zu tun beim An­lie­fern: Klaus Weber, Karl-​Heinz Schulz-​Kempe und Marc Ra­der­schall (von links) brachten ihre Äpfel nach Lind­scheid.

Rhein-Sieg-Kreis – Noch sind die großen Lagertanks für Fruchtsäfte leer, aber das soll sich ändern. Jetzt hat die Obstannahme der Saftkelterei Weber in Nümbrecht-Lindscheid direkt hinter der Kreisgrenze bei Ruppichteroth damit begonnen. Gesammelte Äpfel und Birnen aus dem Garten oder von Streuobstwiesen können dort gegen Saft getauscht, gegen Lohn verarbeitet oder verkauft werden.

Karl-Heinz Schulz-Kempe und sein Schwiegersohn Marc Raderschall wollen ihre Apfelernte gegen gepressten Saft eintauschen. Mit zwei Autos und einem Anhänger voller Äpfel sind die beiden aus Neunkirchen-Seelscheid angereist.  580 Kilogramm  bringen die mit der Familie gesammelten Äpfel auf die Waage, knapp mehr als 100 Flaschen Apfelsaft werden den  beiden dafür gutgeschrieben. „Bei uns hängen die Bäume voll, wir kommen sicher noch mal wieder“, verspricht Schulz-Kempe.  Auch Jürgen Dietzsch, ebenfalls aus Neunkirchen-Seelscheid, tauscht im Auftrag seiner Kinder einige Kisten Äpfel ein.

Früchte abgeben

Voraussichtlich bis  Ende Oktober können reife, frische und ungespritzte Äpfel samstags, montags und dienstags abgegeben werden. Birnen können an drei Dienstagen gleichzeitig mit Äpfeln angeliefert werden. Kontaktbörse:  Unter   02293/7 20 80 bringt die Fruchtsaftkelterei Weber Obstbaumbesitzer, die nicht  selbst ernten können, mit  Sammelwilligen zusammen, die keine Obstbäume haben. (fts)

Doch nicht überall sei die Ernte in diesem Jahr so gut, sagt Klaus Weber (58), Inhaber der Fruchtsaftkelterei. „In diesem Jahr gibt es eine durchwachsene, eher schwache Ernte.“  Durch die Kälte zu den Eisheiligen Anfang Mai hätten einige  durch den milden Winter früh ausgetriebene Blüten Frostschäden erlitten. In vielen Äpfeln säßen zudem Apfelwickler, kleine Raupen, aus denen sich ab Mitte Mai Falter entpuppen. „Der Wurm ist wohl Gewinner des Klimawandels“, vermutet  Weber.

Auch sonst sind die milden Winter und trockenen Sommer spürbar. Da die Obstblüte in diesem Jahr zwei bis drei Wochen früher begonnen hat, nimmt die Lindscheider Saftkelterei die reifen Äpfel und Birnen schon seit Anfang September an, denn seit August fallen die Äpfel – wegen der Hitze und der Apfelwickler.

Apfelernte in RS 2

Im La­den­lo­kal der Frucht­saft­kel­te­rei verkauft Ira Weber (rechts) Säfte und Mar­me­la­den.

Die meisten Obstsammler kommen aus einem Umkreis von 30 Kilometern, doch auch aus Königswinter oder Siegen brachten Kunden ihre Äpfel schon. Mehr als 100 alte und heimische Sorten werden zur Obstannahme angeliefert.

Am liebsten hätte Klaus Weber die Saftpresse schon gleich am Samstagnachmittag angeworfen, doch das  lohnte sich für die gut neun Tonnen Äpfel noch nicht. „In starken Erntejahren wie 2015 ging die Autoschlange mit Kunden bis zur Hauptstraße“, erinnert sich der Fachmann. In diesem Jahr kamen gut 40 Kunden am  ersten Annahmetag. Spätestens nach drei bis fünf Tagen wird aus den abgegeben Äpfeln Saft. Grob kalkuliert ergeben 100 Kilogramm Äpfel 72 Liter Saft, aber das hänge auch immer von der  Größe der Früchte ab. Vom Annahmeplatz aus werden die Äpfel ins Kühlhaus geschwemmt, gewaschen, gemahlen und dann ausgepresst. In 35 Lagertanks können theoretisch mehr als 900.000 Liter des pasteurisierten Safts gelagert werden. Unwahrscheinlich aber, dass sie in diesem Jahr voll werden. Klaus Weber überlegt schon, Äpfel aus Baden-Württemberg zuzukaufen, denn dort ist die Ernte gut. Lieber ist ihm jedoch das Streuobst von den heimischen Wiesen. „Das merkt man auch im  Geschmack“, merkt Weber an.

Begehrt ist der Apfelsaft aus Nümbrecht und Umgebung. „Corona war positiv für uns“, sagt der Lindscheider Weber. Im März und April hätten viele Kunden Saft auf Vorrat, und es sei dabei auch  vermehrt auf die Regionalität und  die Nachhaltigkeit geachtet worden.  www.webersaft.de/obstannahme

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