Aktiv sein ist sein Lebensmotto: Thomas Glass lernte mit 40 Jahren Karate, trat vor acht Jahren in die SPD ein und will mit 60 Bürgermeister werden.
Neuer BlickwinkelSchornsteinfeger Thomas Glass will als Bürgermeister in Much mehr vernetzen

Der inklusive Spielplatz am Talweg im Ortskern sei ein gutes Beispiel sozialdemokratischer Politik, sagt SPD-Kandidat Thomas Glass.
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Lange Urlaube sind nichts für Thomas Glass, zum Leidwesen seiner Frau. Der Schornsteinfegermeister und Inhaber eines Ofenbaubetriebs – Wahlkampfslogan: „Der packt’s an“ – mag neue Herausforderungen: Mit 40 lernte er noch den Kampfsport Karate, arbeitete ehrenamtlich als Übungsleiter, wurde spät Vater (seine Söhne sind zehn und elf Jahre alt), trat mit 52 in die SPD ein. Und nun, mit 60, klopft er an die Rathaustür.
Glass schlägt als Treffpunkt für das Gespräch mit der Presse den inklusiven Spielplatz an der Talstraße vor, „gebaut auf Antrag meiner Fraktion, ein schönes Beispiel für sozialdemokratische Politik“. Leider habe die Umsetzung Jahre gedauert, auch aus finanziellen Gründen. Die Gemeinde hat Geldnot, das weiß der Selbstständige, der sich schnell als sachkundiger Bürger kommunalpolitisch engagierte und seit fünf Jahren im Rat sitzt.
Mucher Bürgermeisterkandidat kam mit dem „Schulz-Zug“ zur SPD
Durch mehr Zusammenarbeit mit der Kreis-Wirtschaftsförderung könne er mehr bewegen, er setze auf Vernetzung und auf das Anzapfen von Fördertöpfen. Dass er kein gelernter Verwaltungsmensch sei, sieht der Handwerker nicht als Nachteil: „Es ist gut, Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“
Wie kam Glass zur SPD? „Mit dem Schulz-Zug“, erzählt er. Der damalige SPD-Kanzlerkandidat habe ihn durch sein nahbares Auftreten, durch seine Reden mitgerissen. Nicht nur ihn, der Hype erzeugte eine wahre Eintrittswelle. Martin Schulz galt als Zugpferd, als Lokomotive der Partei. Vorgeprägt war der Mann aus dem Mucher Weiler Roßhohn indes durch seinen Vater: Handwerker, Gewerkschafter und SPD-Mitglied.
Die Ochsentour wurde dem jugendlich-sportlich wirkenden Spätberufenen erspart: Er sei im vergangenen Jahr gefragt worden, ob er als Bürgermeisterkandidat kandidieren wolle, habe „kurz überlegt und freudig zugestimmt“. Die anfängliche Skepsis seiner Frau Kerstin (49), die als Integrationsbegleiterin in einer Kita arbeitet, habe er schnell entkräften können.
Die 70-jährige Machtstellung der Christdemokraten in Much im Herbst zu beenden, diese Chance sei greifbar. Radsportler Glass geht auf Wahlkampf-Tour mit einer 15-Punkte-Karte, die Problemstellen zeigt, wo er dringenden Verbesserungsbedarf sieht.
Drei Fragen an den Kandidaten
Warum kandidieren Sie? Ich habe einen Plan! Es gibt einige Projekte, die dringend zu erledigen sind. Als selbstständiger Handwerker gehe ich mit einer anderen Perspektive an die Aufgaben. Ich bin es gewohnt, zügig gute Lösungen zu finden, und bin bereit, das auch für unsere Gemeinde zu tun.
Die erste Amtshandlung? Ich will als Erstes die Mitarbeiter kennenlernen und mir einen Überblick über die aktuellen Projekte verschaffen. Danach geht es gemeinsam mit den Mitarbeitern an die Umsetzungen.
Lösungsansätze für zentrale Themen: Es braucht dringend Fußgängerüberquerungen an der Marienfelder Straße zum Schwimmbad sowie in der Wahnbachtalstraße. Ich werde mich umgehend mit den Straßenbaulastträgern in Verbindung setzen, um die Angelegenheit zu planen. In der Marienfelder Straße plane ich zusätzlich einen kombinierten Rad-Fuß-Weg bis zur Berghausenstraße. An der Wahnbachtalstraße wäre es möglich, den vorhandenen Fußweg zu verbreitern und auch dort einen kombinierten Rad-Fuß-Weg zu errichten. Die jetzigen Zustände dort finde ich definitiv nicht mehr tragbar, es ist ein Wunder, dass bis jetzt noch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist.