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Seit 50 Jahren diskutiertUmgehung für Much nicht in Sicht - Hauptstraße bleibt Nadelöhr

Lesezeit 3 Minuten
Umgehung in weiter Ferne: Durch das Nadelöhr Hauptstraße in Much quält sich weiterhin der Durchgangsverkehr.

Keine Umgehung in Sicht: Durch das Nadelöhr Hauptstraße wird sich weiterhin der Durchgangsverkehr quälen.

Der neue Kirchplatz: einfach schön. Das Bauprojekt Kleverhof: wächst. Doch dazwischen herrscht oft Stillstand.

Die Bundesstraße 56 führt mitten durch den Ortskern, kurz vor der Kirche muss der Verkehr durchs Nadelöhr. Es gilt Tempo 20, in beiden Richtungen staut es sich vor der Engstelle, die immer nur jeweils ein Fahrzeug passieren darf. Den Passanten bleibt nur der Gänsemarsch, so schmal sind die Bürgersteige.

Ginge es nach den Muchern, gäbe es längst eine Umgehungsstraße, die eigentlich Umfahrung heißen müsste. Die Diskussion darüber wird seit mehr als 50 Jahren geführt, da war der oberste Planer der Gemeinde gerade mal geboren. Rechnet Karsten Schäfer mit einer baldigen Realisierung der Verbindung zwischen der L 360, die vom Kreisverkehr an der Tankstelle nach Gibbinghausen und Gerlinghausen führt, und der L 312 (Gippenstein)?

Für Düsseldorf sei das kleine Much weit weg

Schäfer wiegt den Kopf. In seinen zehn Jahren als Beigeordneter war er immer wieder mit dem Thema befasst. Nun kandidiert der CDU-Mann als Bürgermeister, Amtsinhaber Norbert Büscher geht in den Ruhestand. Auch er begleitete das Projekt, für das sich der Gemeinderat einst einstimmig aussprach, bereits vor seiner Bürgermeisterzeit als Beigeordneter. Dass die Bagger für die Umgehung in der kommenden Ratsperiode rollen, sieht Schäfer nicht, unabhängig vom Wahlausgang.

Woran hakt’s denn nun? Vor allem an der Zuständigkeit. Es geht vor allem um Landesstraßen, und für Düsseldorf sei das kleine Much weit weg: „Dort weiß man sicher noch nicht einmal, wo wir liegen und was Much überhaupt ist.“

Die Umfahrung hatte einst die Industrie- und Handelskammer beantragt. Die Ursprungsvariante sollte um das heutige Neubaugebiet Gippenstein und das zukünftige Neubaugebiet Krahm herumführen. Sie sei dann aber wegen der zu großen Umweltbelastung planerisch gekappt worden, berichtet Schäfer.

An der Wahnbachtalstraße soll die Situation für Fußgänger sicherer werden.

Eine weitere Baustelle: An der Wahnbachtalstraße soll die Situation für Fußgänger sicherer werden.

Die Gemeinde Much sorgte vor rund einem Jahrzehnt für die erste Verkehrsberuhigung im Ortszentrum, verhängte für den Schwerlastverkehr an der Engstelle Hauptstraße ein Durchfahrverbot und wies Alternativstrecken unter anderem zum Gewerbegebiet Bövingen aus. 

Die sehnlichst erhoffte Umgehung verschwand zwischenzeitlich gar vom Bundesverkehrswegeplan. Auch der Bund sitzt mit im Boot, die stellenweise dörflich anmutende Hauptstraße ist schließlich Teil der Bundesstraße 56.

Much befindet sich im Haushaltssicherungskonzept

Vor einigen Jahren und nach Interventionen aus der Region schaffte es die Planung wieder auf die Vorschlagsliste des Landes für den Bundesverkehrswegeplan, „steht mal auf Platz 50, mal auf 38“, scherzt Schäfer. Much könnte das Projekt forcieren, natürlich, unter anderen Umständen.

Denkbar sei es, die Durchführung des Projekts selbst in die Hand zu nehmen, wenn NRW die Rechnung bezahle. So läuft es Lohmar bei der Ortsdurchfahrt Donrath. Doch zum einen fehle es an personellen Kapazitäten, die aufgrund der klammen Finanzlage nicht einfach aufgestockt werden könnten. Much befindet sich im Haushaltssicherungskonzept, über die Ausgaben wacht die Kommunalaufsicht.

Zum anderen habe man dringendere Baustellen vor der Brust. Im Verkehrssektor sei das unter anderem die Wahnbachtalstraße, dort drohe vor allem Fußgängern Gefahr, darunter Kindern auf dem Schulweg, erläutert Schäfer. Es gibt zwar eine Verkehrsinsel an der Bushaltestelle, doch auf dem Weg in Richtung Supermärkte keinen Bürgersteig, von einem Radweg ganz zu schweigen.

Der Autoverkehr ist durch die Kurvenlage schwer einsehbar, dazu kommen noch Abbieger in die Schulstraße, auf den Parkplatz am Rewe und Aldi und von den Märkten auf die Straße.     

Eine Planung für beiderseitige Gehwege und Abbiegespuren hat Schäfer schon in der Schublade: „Wir sind vorbereitet.“ Das gelte auch für die Umgehungsstraße. „Sobald bei uns Leerlauf ist, klopfen wir bei der Bezirksregierung an.“