Seit Corona ist Campen ein ungebrochener Trend. Der Platz an der Sieg in Eitorf ist fast immer ausgebucht.
Happach in EitorfWarum Campen an der Sieg so beliebt ist

Die Familien Thewes und Haase campen gemeinsam, ihre Wohnmobile stehen nebeneinander.
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Die Ruhe liegt über dem Campingplatz Happach in Eitorf wie eine Decke über einem Schlafenden. Menschen sitzen bei einem Bier unter Sonnenschirmen, Kinder cruisen auf Rädern oder Kettcars über die asphaltierten Wege, Frisbees fliegen übers Gras – Sommer und Entspannung pur.
Auf dem Campingplatz Happach mussten Gäste schon abgewiesen werden, weil er belegt ist
Die Füße im Wasser oder gleich den ganzen Körper hat die Gruppe um Udo Mehling aus Hennef. Sie hat ihre Campingstühle direkt in die Sieg gestellt und verfügt nun über einen ganz natürlichen, immer sprudelnden Whirlpool. „Wir machen seit vielen Jahren Papa-Kinder-Camping“, sagt Mehling, wobei zu ihrer Gruppe auch ein paar Mamas-mit-Kindern gehören. „Meistens sind wir an der Sieg, manchmal auch woanders. Gegründet haben wir das mal aus einer Bierlaune heraus, mittlerweile sind wir bis zu zehn Familien mit Kindern aus allen Altersgruppen.“
Camping sei eine Entschleunigung vom digitalen Leben. „Wir haben keine Handys dabei und beschäftigen uns mit uns selber. Wir grillen zusammen, spielen mit den Kindern und sind am Wasser.“ Die Stellplätze seien diesmal etwas weiter weg, dafür direkt neben dem Spielplatz.

Ihre Campingstühle ins Wasser der Sieg gestellt hat diese Gruppe aus Hennef.
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Es bräuchte schon eine Gruppe Jugendlicher, die grölend ihre Musik aufdreht. Oder jemanden, der querfeldein über die Campingwiesen fährt. Einen Waldbrand. Viel jedenfalls, um Martin Halft von seinem Platz im Schatten zu vertreiben, so entspannt sitzt er vor dem Häuschen mit der Rezeption.
Aber Gäste annehmen kann er sowieso nicht, der Campingplatz ist ausgebucht. „Viele Leute kommen spontan, wir hatten schon 25 Personen, die wir leider abweisen mussten. Aber unsere Kapazität ist halt begrenzt. Seit dem großen Camping-Boom sollten sie wirklich vorher anrufen“, sagt Halft.
Auf dem Campingplatz Happach in Eitorf wurden die Preise zuletzt 2024 erhöht
Der Camping-Boom, der während der Corona-Pandemie entstand, als einzig grüne Wiesen im Umland Erholung und die Einhaltung der 3G-Regeln – Grillen, genießen, Gelassenheit – ermöglichten. „Die Nachfrage ist seit Corona nicht abgeebbt.“ Doch die Preisentwicklung sei laut Halft ein „Riesenproblem.“ Die Kosten seien auf vielen Plätzen stark gestiegen, in Happach wurden die Preise zuletzt 2024 erhöht. „Nicht pauschal, ein Euro hier, ein Euro da“, sagt Halft. „Wegfliegen ist als Familie teuer, aber Campingurlaub geht immer mal.“
Viele Gäste kämen aus der Region Köln/Bonn, vereinzelt auch aus Hessen. „Im Oktober öffnen wir das Buchungsportal, dann sind die langen Wochenenden im nächsten Jahr schnell weg. Es gibt halt nur wenige Plätze an der Sieg“, sagt Halft.
Die Zelt- und Wohnmobil-Wiese am Flussufer ist voll belegt. Unter der Markise eines Wohnmobils sitzen die Familien Thewes und Haase und tun: nichts. „Wir sind zum zweiten Mal hier. Das Wetter ist gut, die Leute sind nett und wir brauchen aus Troisdorf nur eine halbe Stunde“, sagt Markus Thewes.

Die Campingwiese in Eitorf-Happach ist am verlängerten Sonnenwochenende voll.
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Ihre Freunde aus Bochum haben nach, aber nicht wegen Corona zum Camping gefunden. „Die Freiheit, die man hat, macht alles so ungezwungen. Im Hotel muss ich aufs Essen warten und mich dafür umziehen, hier nicht. Und die Nähe zur Natur hat man im Hotel auch nur bedingt“, sagt Anke Haase. Aber ein Wohnwagen, der müsse schon sein. „Kein Klo, kein Kühlschrank, das sind für mich Ausschlusskriterien“, sagt Thewes. „Der Kühlschrank?“, entgegnen die anderen verständnislos. „Klar, sonst wäre der Rosé nicht kalt.“