Auf der Pirsch im Dienst des WaldesWie es bei einer Drückjagd im Rhein-Sieg-Kreis zugeht

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Jäger, Treiber und Jagdhornbläser stehen um ein Lagerfeuer.

Jagdhornbläser eröffnen die Jagd im Revier Dattenfeld auf Fort Ommeroth.

57 Jäger, 25 Treiber und 35 Hunde gingen im Revier der Nutscheid auf die Jagd.

„Auch wenn wir selbst nicht erfolgreich waren, haben wir doch ein bischen zum Jagderfolg beigetragen.“ Drei Stunden hat Frank Munsch bei der Drückjagd im Revier Dattenfeld auf dem Hochsitz oberhalb von Altwindeck ausgeharrt. Eine Gelegenheit zum Schuss bekam er nicht. Dafür leistete Wachtelhündin Kira ganze Arbeit. Sie stöberte Wild auf uns trieb es anderen Teilnehmern der Jagd vor die Flinte.

Der Jäger sitzt auf dem Hochsitz und schaut in die Ferne.

Frank Munsch (56), Jäger aus Bonn, auf dem Hochsitz bei Altwindeck.

Im Hauptberuf arbeitet der 56-Jährige im Service eines Sankt Augustiner Autohauses. Auf die Pirsch zu gehen und Hunde dafür auszubilden ist seine große Leidenschaft — und die seiner Frau. „Wir haben uns über die Hunde kennengelernt.“ Meist sind sie im Wechsel in den Revieren unterwegs, mal an Rhein, Sieg und Erft, mal in Thüringen, wo der Schwiegervater ebenfalls begeisterter Jäger ist. In Bonn hat Munsch ein Stadtrevier gepachtet. In der Bundesstadt bildet er auch Jäger aus. Beim Landesbetrieb arbeitet er als Jagdhelfer mit. Bei der Drückjagd auf einem Gebiet von etwa 380 Hektar rund um Windeck-Hönrath ist er einer von 57 Jägern. 

25 Treiber sind in den Wäldern unterwegs, um das Wild aufzuscheuchen. Unterstützt werden sie von 25 Hunden. Die Jäger haben zehn weitere Vierbeiner mitgebracht. „Das Reh ist unser größter Konkurrent beim Waldbau“, erklärt Armin Hübinger vom Forstamt Rhein-Sieg Erft in Eitorf. Mit seinem Team organisiert er rund 50 Jagden im Jahr links und rechts des Rheins. Um gerade auf den von Trockenheit, Borkenkäfern und Stürmen heimgesuchten Flächen klimastabilen Wald groß zu ziehen, würden sieben bis zehn Baumarten angepflanzt. „Das Wild sucht sich die Besonderheiten raus und frisst sie ab“, berichtet Hübinger. Für die nächsten 15 Jahre müsse das möglichst eingeschränkt werden — auch durch Jagen.

Vier Förster sitzen um einen Tisch und studieren Papiere.

Lagebesprechung vor dem Start: Lukas Jüssen, Armin Hübinger, Philipp Porten, Leonard Franzen (v.l.)

Die Jagdgesellschaft trifft sich an diesem Morgen auf Fort Ommeroth. Aus den Niederlanden und Belgien sind einige Teilnehmer angereist. Ottmar Schmitz kommt aus Oberhausen, er jagt sonst westlich der Kreisstraße 55. Für einige ehemalige Mitarbeiter des Forstamtes bietet die Jagd die Gelegenheit, sich wieder einmal auszutauschen. Die Treiber kommen zum Teil aus Nachbar-Forstämtern.

Mirjam Rosner kennt die Gegend wie kaum eine andere. Ihr Vater, Karl Hoberg, war lange Zeit als einer der Vorgänger von Lukas Jüssen Revierförster im Dattenfelder Staatswald. Rosner hat während der Ausbildung zur Försterin auch den Jagdschein gemacht. Das sei für die Mitarbeiter von Wald und Holz Pflicht, berichtet sie. Jens Merzbach hat zwei seiner Deutsch Drahthaar-Jagdhunde aus Königswinter mitgebracht. „Verfolgen, nicht hetzen ist die Hauptaufgabe“, erklärt er. Mit den übrigen Treibern ist er drei Stunden im Revier unterwegs, um Wild aufzuscheuchen.

Warnkleidung ist für alle Pflicht

Die Teilnahme an einer Jagd des Forstamtes koste zwischen 35 und 105 Euro, „je nach Attraktivität“, berichtet Hübinger. Die Strecke, das erlegte Wild, lasse der Landesbetrieb durch einen Fachbetrieb vermarkten.   Nachdem Jagdhornbläser die Pirsch eröffnet haben, gibt er noch einmal Sicherheitshinweise: Gut sichtbare Warnkleidung ist Pflicht. Der Hochsitz darf erst am Ende verlassen werden. Und Schüsse sind nur erlaubt, wenn sich hinter dem Ziel ein sicherer Kugelfang, sprich Erdboden, befindet.

Fünf Treiber in Warnkleidung stehen für eine kurze Pause in einem Waldstück zusammen.

In Gruppen durchstreifen die Treiber das Jagdgebiet um das Wild aufzuscheuchen.

Frank Munsch bezieht Stellung oberhalb von Altwindeck. „Ich bin kein Trophäenjäger“, betont er. Allerdings gebe es daheim fast nur Wildfleisch. Als ein Rehbock die Fläche kreuzt, legt er gar nicht erst an. Wenige Hundert Meter hinter dem Tier beginnt der Ort. Dort, so vermutet er später, hat seine Kira eine Wildschweinrotte aufgescheucht. Von benachbarten Hochsitzen sind kurz darauf Schüsse zu hören. Die zweieinhalbjährige Hündin hat am Ende 15 Kilometer im einem Kreis mit 300 Metern Radius zurückgelegt. Eine App zeigt genau, wo sie gebellt hat, weil sie Spuren verfolgte.

Revierförster Lukas Jüssen und Organisator Armin Hübinger sind mit der Bilanz zufrieden: 15 Wildschweine und 22 Rehe. Die Teilnehmer lassen es sich zum Mittagessen schmecken und tauschen sich aus.

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