Verbrechen der NationalsozialistenHerchener kämpft für Mahnmal in Windeck

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Ein Luftbild zeigt den Thingplatz, wie er sich nach seinem Bau präsentierte; links oben die Siegtalstraße und die Sieg. Jetzt ist die Anlage zugewuchert.

Ein Luftbild zeigt den Thingplatz, wie er sich nach seinem Bau präsentierte; links oben die Siegtalstraße und die Sieg. Jetzt ist die Anlage zugewuchert.

  • Der Herchener Dr. Wolf-Rüdiger Weisbach möchte mit einem Mahnmal an die Naziverbrechen erinnern.
  • Der Thingplatz in Herchen ist einer der wenigen Plätze, die noch im kompletten Umfang erhalten sind.
  • Was neben dem Platz selber noch erhalten werden muss, um den umstrittenen Ort weiter erforschen zu können.

Windeck – Der Herchener Dr. Wolf-Rüdiger Weisbach setzt sich dafür ein, dass ein Relikt aus der Zeit des Nationalsozialismus erhalten wird und zusammen mit dem Landjudenhaus in Rosbach als Mahnmal an die Naziverbrechen erinnert. Der Thingplatz in Herchen befindet sich inzwischen allerdings in einem desolaten Zustand und ist von Bäumen und Sträuchern fast komplett zugewuchert.

Weisbach wurde jetzt in seinem Engagement erneut ermutigt durch ein umfangreiches Buch der Bielefelder Professorin Katarina Bosse, in dem sie sich mit den Thingplätzen in Deutschland beschäftigt.

Nur zwei Anlagen sind erhalten

Daraus und aus einem 50-Seiten-Skript, das Wolf-Rüdiger Weisbach zu der Geschichte des Herchener Thingplatzes erarbeitete, geht hervor, dass dieser neben dem Platz in Vogelsang (Eifel) der einzige Platz von seinerzeit 40 ist, der noch in komplettem Umfang erhalten ist. Der Herchener will seine Arbeit in Kürze im BOD Verlag veröffentlichen.

Der Name Thingplatz geht auf die nordisch-germanischen Gerichts- und Versammlungsorte zurück. Von der terrassenförmig ansteigenden Tribüne auf dem Heckenberg bot sich ein weiter Blick über das Siegtal und das Dorf Herchen. Allerdings ist der Thingplatz Herchen nicht mehr als solcher zu erkennen.

Inschrift noch heute zu lesen

Auf der Innenwand des Bühnengebäudes indes ist auch heute noch eine Inschrift zu lesen: „Geboren als Deutscher, gelebt als Kämpfer, gestorben als Held, auferstanden als Volk“. Darunter befanden sich Steinplatten mit den Namen der Gefallenen im Ersten Weltkrieg und 1870/71, die heute im Keller der früheren Grundschule eingelagert sind. Während auf den anderen Plätzen nach dem Vorbild griechischer Amphitheater sogenannte Thingspiele abgehalten wurden, fanden in Herchen keine Theateraufführungen statt.

Der Herchener Bürgerverein beschloss vor Jahren, dass das Denkmal erhalten werden sollte. 1986 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Vor einiger Zeit fand dort mit Unterstützung des Vereins und des Bodelschwingh-Gymnasiums eine Aktion des amerikanischen Künstlers Doug Fitch statt. Anschließend lud Weisbach eine Schülergruppe zu einer Diskussion vor Ort ein.

Auch Archiv muss gerettet werden

„Die jungen Leute haben mehrheitlich die Meinung vertreten“, berichtet der Herchener, „dass dieses Denkmal als Beispiel für eine menschenverachtende Ideologie erhalten bleiben muss.“ Die Schulen sollten es ebenso wie die Gedenkstätte für Landjudenhaus des Kreises in Rosbach in ihren Geschichtsunterricht integrieren. Um den umstrittenen Platz weiter zu erforschen, muss nach Weisbachs Meinung aber unbedingt auch das Archiv der Altgemeinde Herchen gerettet werden.

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Nachdem der Siegsteig unmittelbar am zugewucherten Thingplatz vorbeiführt, hat Weisbach zusammen mit dem Schladerner Jochen Döring dort eine kleine Tafel mit der Geschichte des „unbequemen Denkmals“ installiert.

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