Steigende MehrwertsteuerGastrobetriebe im Rhein-Sieg-Kreis blicken sorgenvoll in die Zukunft

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Essen wird in einem Restaurant auf einem Teller angerichtet.

Ihre Suche nach Fachpersonal auch in den Küchen weiten viele Betriebe auf das Ausland aus.

Immer höhere Kosten, weniger Personal und jetzt auch noch ein höherer Mehrwertsteuersatz ab Januar 2024 machten der Gastronomie das Leben schwer, so die IHK.

Sommer und Herbst waren eher sonnig, für den Winter drohen dunkle Wolken am Horizont. So ließe sich die Stimmung in der Tourismusbranche beschreiben. 87 Prozent der Unternehmen hatten bei einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer im Oktober ihre Lage noch als gut oder zumindest befriedigend beurteilt.

Allerdings blickten die meisten der Befragten sorgenvoll in die Zukunft, berichteten Vizepräsidentin Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen und Geschäftsführer Professor Stephan Wimmers in Bonn.

Mit gleichbleibenden Geschäften rechnen demnach 60 Prozent der Unternehmen. 23 Prozent gehen von rückläufigen Entwicklungen aus. Gründe dafür sind neben der hohen Inflation Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise. Danach folgen bei der Gewichtung Arbeitskosten und Fachkräftemangel. Außerhalb der Umfrage vom Oktober spielt aktuell die ab Januar wieder steigende Mehrwertsteuer für die Gastronomie eine Rolle.

Gastronomen im Rhein-Sieg-Kreis: Ohne Kräfte aus dem Ausland geht es nicht

In Bonn komme die um ein auf sechs Prozent steigende Beherbergungssteuer dazu, unterstrich Wimmers. Äußerst kritisch sehe er die Überlegungen, eine Verpackungssteuer einzuführen. Das habe schon andernorts nicht den gewünschten Effekt erzielt. Diese Trends liefen dem Ziel entgegen, Gäste zurückzugewinnen, die nach der Pandemie nicht mehr kämen. Die Gefahr bestehe, dass Geschäftskunden ganz bei Onlinekonferenzen blieben.

Ein Faktor bei den Arbeitskosten sei der steigende Mindestlohn. Auch mit einer Tariferhöhung rechnet Winterwerp-van den Elzen, die in Bonn das Hotel Collegium Leoninum betreibt. Angesichts fehlender Fachkräfte könnten Bewerber entsprechend verhandeln. Dass die Branche wesentlich stärker als bisher Kräfte aus dem Ausland werben müsse, betonte Wimmers: „Wir werden das vermutlich nicht schaffen mit den Menschen, die wir im Land haben.“

Schon jetzt knüpfe die Kammer Kontakte zum Beispiel nach Indonesien, um Fachkräfte anzuwerben. Gastronomen hätten bereits Öffnungszeiten angepasst, weil Personal fehle, sagte die IHK-Vizepräsidentin. Sie selbst habe gute Erfahrungen mit Kräften aus der Ukraine gemacht. Und schon 2015/16 seien Geflüchtete in der Branche eingestellt worden. „Ohne die wird es nicht gehen“, sagte sie.

IHK-Vizepräsidentin Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen und Geschäftsführer Professor Stephan Wimmers bei der Pressekonferenz.

IHK-Pressekonferenz zur Tourismusbranche, Sommerumfrage 2023:IHK-Vizepräsidentin Ruth Maria Winterwerp-van den Elzen und Geschäftsführer Professor Stephan Wimmers.

Noch sei offen, wie sich der ab Januar drohende höhere Mehrwertsteuersatz auswirke. Dass Kollegen die zusätzlichen Kosten allein tragen könnten, werde die Ausnahme sein. Nahezu alle müssten diese Steuer einpreisen und damit auf die Kunden abwälzen. Es bleibe nicht mehr viel übrig für einen Gaststättenbesuch, meinte Wimmers. Eine zweite Tischbelegung wie früher üblich gebe es oft nicht mehr, ergänzte Winterwerp-van den Elzen.

Trotz schlechter Stimmung wollen viele Betriebe investieren

Unter dem Strich hat sich die Zahl der Beherbergungsbetriebe an Rhein und Sieg binnen eines Jahres von 253 auf 222 reduziert. Das hat IT-NRW ermittelt. Gleichzeitig stieg die Zahl der Unternehmen im Gastgewerbe leicht von 470 auf 495. Die Zahl der Kleingewerbetreibenden ging von 2042 auf 1941 zurück. Für September meldete IT-NRW gestiegene Gästezahlen. Das unterstreichen Zahlen der IHK, die auf eine gesteigerte Auslastung um fünf auf 63 Prozent kommt.

Trotz der schlechten Stimmung wollten 70 Prozent der Betriebe investieren. Modernisierungen seien geplant, neue Produkte im Gespräch. Eher gering sei die Bereitschaft, in Umweltschutz zu investieren: Statt zuvor 38 seien nur 17 Prozent dazu bereit, erklärte Wimmers. 63 beziehungsweise 50 Prozent könnten sich aber vorstellen, in erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu investieren.

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