HennefEuropäisches Berufskolleg ist insolvent – 300 Schüler und 21 Lehrer betroffen

Das Berufskolleg in Hennef hat Insolvenz angemeldet.
Copyright: Klaus Heuschötter
Hennef – Das Europäische Berufskolleg am Geistinger Park (Kurzname „Mein Kolleg“) steckt in den roten Zahlen. Vor drei Wochen wurde am Amtsgericht Bonn das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Vesbe-Trägergesellschaft eröffnet.
Diese gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist seit Anfang 2016 für den Betrieb der staatlich genehmigten Ersatzschule verantwortlich. Davor war der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (Vesbe) der Träger.
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„Der Unterricht läuft weiter, die Schule ist für das Schuljahr 2018/19 angemeldet.“ Viel mehr konnten Jürgen Lau und Julia Olesen aus dem geschäftsführenden Vorstand des Vesbe-Vereins, der von der Insolvenz nicht betroffen sei, auf Anfrage dieser Zeitung nicht sagen.
An Spekulationen über die Zukunft des Kollegs, wie etwa über eine Rückübernahme der Trägerschaft, wolle man sich nicht beteiligen. Die Schulleiterin wollte gestern keine Stellungnahme abgeben. Der Geschäftsführer der insolventen Gesellschaft ist unter seiner dienstlichen Telefonnummer nicht mehr erreichbar.
Schon 2015 und 2016 im Minus
Das Amtsgericht hat die Kanzlei Bornheimer (Bonn) mit der vorläufigen Insolvenzverwaltung betraut. Auch dort hält man sich bedeckt, was den Fortbestand des Kollegs angeht. „Ich mache dazu keine Aussage“, sagte die zuständige Rechtsanwältin Stefanie Jacob auf Anfrage der Redaktion.
Betroffen sind rund 300 Schüler und ein 21-köpfiges Kollegium. Die Gehälter der Lehrer sind für drei Monate durch das Insolvenzgeld abgesichert. Unbestätigten Informationen zufolge steht das Geschäftskonto der Trägergesellschaft mit 87.000 Euro im Minus. Kolportiert wird, dass der Reinigungsdienst seine Tätigkeit für die Berufsschule eingestellt hat. In Lehrerkreisen soll schon darüber gesprochen worden sein, selbst zu putzen.
Eine Datenbank für finanzielle Kennzahlen von Firmen weist für die Vesbe-Trägergesellschaft bereits negative Jahresabschlüsse für 2015 (minus 9.000 Euro) und 2016 (minus 23.900 Euro) aus. Das Stammkapital beträgt 25.000 Euro, die Immobilien an der Schulstraße in Geistingen stehen nach Aussage von Lau im Eigentum des Vesbe-Vereins.
„Mein Kolleg“ hat noch keine lange Geschichte. Im Sommer 2012 ging es mit 200 Schülern und 95-prozentiger öffentlicher Finanzierung los. Gründungsdirektor Wolfgang Rotzoll sprach seinerzeit von einem „überschaubaren Familienbetrieb“, der insbesondere jungen Leuten Chancen bieten sollte, „die etwas aus der Spur gekommen sind“ und an einer großen Berufsschule unterzugehen drohten.
In relativ kleinen Lerngruppen könne man sich intensiver um den Einzelnen kümmern, hieß es. Zum Credo der Einrichtung gehören außerdem ein Bekenntnis zur Vielfalt, was sich auch in einem hohen Migrantenanteil unter den Schülern zeigt, und die Pflege des europäischen Gedankens.
Im Angebot sind Bildungsgänge in den Fachrichtungen Sozialpädagogik, Erziehung/Soziales, Wirtschaft/Verwaltung und Ernährung sowie berufsvorbereitende Kurse. Außerdem können an dem Kolleg Schulabschlüsse nachgeholt werden.