Bürgermeister Mario Dahm überbrachte den Mitgliedern des Stadtrats vor Weihnachten alles andere als positiven Nachrichten.
Bewirtschaftung nicht planmäßigIm Doppelhaushalt 2025/2026 in Hennef klafft ein Loch von fast elf Millionen Euro

Vor der Verkündung der schlechten Nachrichten zur Haushaltslage verabschiedete der Stadtrat Thomas Wallau mit stehenden Ovationen.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Den Schock der schlechten Zahlen federte Hennefs Bürgermeister Mario Dahm mit der Ehrung der ausgeschiedenen Ratsmitglieder und der Verabschiedung des ersten stellvertretenden Bürgermeisters Thomas Wallau ein wenig ab. So verschaffte er sich und allen Stadtvertretern noch eine Stunde Verzögerung in der Meys Fabrik.
Vier ehemalige Stadträte wurden mit goldener Ehrennadel ausgezeichnet
Nicht weniger als 23 Männer und Frauen sind nicht im mehr im neuen Gremium vertreten. Schon seit 1994 sind gleich drei CDU-Mitglieder mit dabei, für 31-jährige Tätigkeit erhielten sie die goldene Ehrennadel: Es sind Elisabeth Keuenhof, Heinz-Willi Sauer und eben jener Thomas Wallau. Noch fünf Jahre drauf, nämlich insgesamt 36 Jahre Ratsherr, setzte Ralf Offergeld, 21 Jahre lang Vorsitzender der CDU-Fraktion.
Genauso lange, aber von 2005 bis 2025, amtierte Wallau als erster Stellvertreter. Als er nach vorn zum Podium kam, erhoben sich sämtliche Fraktionen und Besucher, spendeten ihm Beifall. Mit sehr persönlichen Worten dankte ihm Dahm für seine Arbeit. Ebenso persönlich, dabei emotional und öfter den Tränen nahe, verabschiedete sich der 61-Jährige, der sich anschließend ins Goldene Buch der Stadt eintragen durfte.

Der frühere erste stellvertretende Bürgermeister trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Doch dann mussten die Zahlen raus. Der Bürgermeister brachte keinen neuen, sondern einen Nachtragshaushalt für 2026 ein. Zunächst stellte er das schlechte Zahlenwerk für Hennef in einen größeren Zusammenhang und nannte Beispiele anderer Kommunen. Landauf, landab hätten Städte und Gemeinden mit erheblichen Kostensteigerungen und Mindereinnahmen zu tun.
Blasse Worte verschleierten zunächst die Dramatik der Situation. Die Bewirtschaftung des Haushaltsjahres 2025 verläuft nicht planmäßig, so Dahm. Konkret bedeutet das, statt eines leichten Plus von rund 111.000 Euro rechnet er mit einem Defizit von acht Millionen Euro. Das wirke sich gleichermaßen auf das Folgejahr mit massiven Verschlechterungen im Doppelhaushalt aus.
Loch von elf Millionen Euro klafft im Hennefer Haushalt
Es klafft demnach ein Loch von fast elf Millionen Euro. Beim Personalaufwand sind es 3,4 Millionen. Tarifsteigerungen hat die Kämmerei eingerechnet. Die Verschlechterung steht, obwohl durchgängig etwa 60 Stellen nicht besetzt sind. Ein Minus von fast 2,6 Millionen Euro kommt bei den Zentralen Finanzen zusammen. Die Schlüsselzuweisungen gingen um rund 15 Prozent zurück, Gewerbe- und Anteil an der Einkommensteuer sinken um gut 1,7 Millionen Euro. Das wird nicht kompensiert durch die geringere Kreisumlage und den erhöhten Umsatzsteueranteil als „Investitionsbooster“ des Landes.
Die Sozialpädagogischen Hilfen müssen um fast 2,9 Millionen Euro angehoben werden, auf 16,79 Millionen Euro – das ist fast die gesamte Grundsteuer B. Allein die drei kostenintensivsten Fälle kosten pro Jahr 2,95 Millionen Euro. Von 2019 bis 2026 ergibt sich eine Kostensteigerung um 213 Prozent, von 312 auf 473 Fällen mit 155 stationären Unterbringungen.
Sozialpädagogische Hilfen werden rund 2,9 Millionen Euro teurer
Tageseinrichtungen für Kinder verursachen eine weitere gute Million Euro an Mehrbedarf, bei den Leistungen für Asylbewerber ist es etwa eine halbe Million. Die Einmal- und Sonderzahlungen des Landes aus den Vorjahren blieben seit dem vergangenen Jahr aus. Bei der Offenen Ganztagsschule ist eine Steigerung um etwa 400.000 Euro zu erwarten.
Immer wieder verwies Dahm auf das sogenannte Konnexitätsprinzip, also salopp das Prinzip, dass derjenige bezahlt, der die Musik bestellt. Den Kommunen würden immer weitere neue Aufgaben übergestülpt von Seiten des Landes und des Bundes, ohne dass diese ausreichend finanziert würden.
Das Eigenkapital der Stadt schmilzt in erschreckendem Maße ab
Bei der Entwicklung des Eigenkapitals, einer rechnerischen Größe, schrillten beim Rat die Alarmglocken. Denn das schmilzt immer weiter zusammen. Unter Einrechnung der Altschuldenhilfe und mithilfe der Verlustvorträge würde Hennef 2029 bei 36,6 Millionen Euro landen. Werden die Verlustvorträge rausgerechnet, also Verluste in die Folgejahre verschieben in der Hoffnung auf kommende Gewinne, die aber kaum realistisch sind, blieben nur noch 2,7 Millionen Euro übrig – die Überschuldung.
Ein Ausgleich nach spätestens zehn Jahren lässt sich mit der Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzepts derzeit nicht darstellen. „Zunehmende Ratlosigkeit ist nicht von der Hand zu weisen“, sagte Dahm. Hennef hat eine geringe Eigenkapitalquote, deshalb sei die Situation schlimmer als bei anderen Städten und Gemeinden. „Das ist der Zustand, in dem sich deutsche Kommunen befinden“, schloss der Bürgermeister und forderte die Fraktionen zu den Beratungen auf.

