ForstgemeinschaftSo ökologisch und nachhaltig ist das Tannengrün von Hennefer Waldbauern

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Zwei Männer und eine Frau stehen in einer Tannenschonung und halten Zweige in den Händen.

Mitglieder der Forstgemeinschaft Hennef Mitglieder produzieren selber Schmuckgrün, das sie in Hennef auf dem Heiligenstädter Platz in der Vorweihnachtszeit verkaufen.

An vier Tagen im Advent verkaufen Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Hennef Zweige aus ihren Wäldern am Heiligenstädter Platz.

Die neun Meter lange Leiter steht wie ein Spielzeug am Stamm der Nobilistanne. Weit, weit darüber hängt Hans Willi Trost in seinem Klettergeschirr. 20 Meter hoch ist er hinaufgeklettert und entfernt die dicken, grünen Äste, die er zu Boden fallen lässt.

„Da geht nichts kaputt“, versichert der Waldbesitzer. Für sich selbst hat er „Stufen“ geschnitten: Die Astansätze hat Trost so stehen lassen, dass er auf dem Weg nach unten darauf treten und so sicher absteigen kann. „Da muss aber immer einer drüber und einer drunter wachsen, damit der Ast geschützt ist und nicht fault“, erläutert er. Denn in ein paar Jahren will er wieder hinauf und Tannengrün ernten.

Forstgemeinschaft Henef
Tannengrünernte
Hans Willi Trost in 20 Meter Höhe auf einem Baum in seinem Wald bei Hennef-Bödingen.

Hans Willi Trost schneidet in 20 Meter Höhe auf einem Baum in seinem Wald bei Hennef-Bödingen Äste ab.

Das wird ab Donnerstag, 23. November, in Hennef angeboten. Ende der 80er Jahre rief Trost den Verkauf unter dem Dach der Forstbetriebsgemeinschaft Hennef ins Leben, an vier Tagen im Advent (dieses Mal noch am 25., 30. 11. und 2. Dezember) bauen einige Mitglieder ihren Stand auf dem Marktplatz auf.

Wegen des Baus des Fontänenfeldes rücken sie in diesem Jahr auf den Grünstreifen am Heiligenstädter Platz. Sieben Waldbesitzer aus Hennef verkaufen in diesem Jahr frisch geerntetes Grün. Trost hat sich dafür, wie andere Mitglieder auch, sogar Urlaub genommen.

Am Stand der Forstgemeinschaft in Hennef gibt es auch Beratung

„Zwei bis drei Tage im Vorfeld wird die Ware geschlagen“, erläutert Elke Lichtenberg, die in Käsberg und Striefen Wald besitzt. Dieser ist lange schon in der Familie, wie bei den meisten in der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). Die Pflege der Wälder ist bei ihnen Handarbeit, ein Hobby und auch eine Leidenschaft.

Ein Mann mäht mit einem Freischneider Gras um eine Tanne ab.

Mit dem Freischneider mäht Rolf Schmitz das Gras um die kleinen Bäume ab, die mal Weihnachtsbäume werden sollen.

535 Waldbesitzer sind Mitglied in der FBG, „80 Prozent von ihnen sind Kleinstwaldbesitzer“, sagt Geschäftsführer Rolf Schäfer. Allein hätten sie keine Möglichkeit zum Verkauf. Als Mitglieder FBG bekommen sie aber auch Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln und vor allem bei der Pflege und Bewirtschaftung des Waldes – nicht jeder kann 20 Meter hoch in einen Baum steigen, besitzt einen Trecker oder hat die Zeit, sich um die Pflege der Bäume zu kümmern.

Denn die ist aufwendig, wie Rolf Schmitz aus Siegburg weiß: Der IT-Fachmann und seine Schwester Karin Hey erbten die kleine Weihnachtsbaum-Schonung am Wohnhaus der Eltern in Broich sowie weitere kleine Flächen in der Nachbarschaft. „Keiner von uns setzt Pestizide oder Glyphosat ein. Da mähe ich lieber mehr“, sagt Schmitz, der mit seiner Schwester, einer Gärtnerin, fast jedes Wochenende in Broich ist, um Bäume zu pflegen. Brombeeren müssen entfernt, der Bewuchs in der Schonung muss niedrig gehalten werden.

Alle fünf Jahre wird ein Baum bei der Forstgemeinschaft Hennef nur geerntet

Nordmanntannen hat er, Nobilis, Blaufichte, Coloradotannen und Seidenkiefern. Ein hübsches Angebot zum Binden von Adventskränzen oder weihnachtlichen Sträußen: „Bei uns am Stand gibt es auch Beratung, welches Grün sich zu welchem Zweck eignet“, sagt Lichtenberg.

Verschwendet werde nichts, verspricht Trost, der mit 300 Kilo Grün im Anhänger zum Verkauf fährt. Zwischen 70 Zentimetern und einem Meter sind die Äste lang, die er in seinem Wald im Steilhang erntet. Die Zapfenansätze entfernt er noch im Wald. Was er in Hennef nicht verkauft, nimmt er wieder mit: „Die evangelische Kirchengemeinde bekommt die Reste, um Adventskränze zu binden.“ Auch das ist Nachhaltigkeit, die bei der FBG Hennef großgeschrieben wird.

Alle fünf Jahre nur erntet zum Beispiel Hans Willi Trost sein Tannengrün: „Der Baum muss sich ja regenerieren.“ Auch schneide er die Äste immer in einem Kranz ab und nicht durcheinander, so bleibe die Krone stark, die weit oben viel Sonnenlicht erhasche. Höher als 20 Meter klettert er nicht, das ist selbst ihm zu hoch.

„Dann bleibt der Baum noch ein paar Jahre einfach so stehen.“ Den Tannengrün-Bäumen für den Verkauf in Märkten gehe es nicht so gut: Sie würden komplett kahl geschnitten, ein Todesurteil. Und die meist mit Pestiziden behandelte Ware sei auch noch alles andere als frisch, sagt Schäfer: „Das erkennt man daran, dass sich die Nadeln schon nach oben kringeln.“

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