„Wir haben es satt“Klimaaktivistinnen arbeiteten auf dem Hanfer Hof von Bernd Schmitz

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Bernd Schmitz (2.v.r.) macht mit bei „Wir haben es satt“.

Hennef – „Ich wollte mal auf einen Hof“, erzählt Anna Helbach. Die angehende Medizinerin aus Köln – sie schreibt an ihrer Doktorarbeit – hat sich wissenschaftlich viel mit gesunder Ernährung beschäftigt, macht mit bei „Health for future“, einem Bündnis, in dem sich Angehörige der Gesundheitsbranche für Klimaschutz engagieren.

Doch wo genau gesundes Gemüse herkommt, wollte sie einmal hautnah miterleben. Jetzt verbrachte sie das Wochenende im Betrieb von Bernd Schmitz in Hanf. „Hof mit Zukunft“ heißt das Format des „Wir haben es satt!“-Bündnisses. 25 Bauernhöfe beteiligen sich deutschlandweit an der Aktion, bei der Aktivistinnen und Aktivisten für eine klimagerechte und nachhaltige Welt in die Arbeitswelt eines Landwirtes eintauchen.

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Die Erde ist auch ohne Kunstdünger krümelig und nicht ausgelaugt. 

Anneka Lauterbach aus Neuwied ist ebenfalls dabei. Die Angestellte hat schon mehrfach Höfe besucht, auch schon mal für eine Woche. Aber auf die Idee, das in direkter Nähe zu ihrem Wohnort zu machen, ist sie erst jetzt gekommen.

Die beiden Gäste ziehen durch die Beete der Solidarischen Landwirtschaft von Schmitz und jäten Disteln. „Da habe ich viel Zeit zum Nachdenken“, sagt Lauterbach, und Helbach ergänzt: „Das ist wie meditieren.“ Dabei haben sie am Abend zuvor mit dem Bauern bis Mitternacht diskutiert.

Der Austausch mit anderen Verbrauchern ist wichtig

Der hat die Gelegenheit genutzt, die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft auszurollen, bis hin zur Frage lokaler Schlachthöfe und Molkereien – die nämlich fehlen. „Mir ist der Austausch mit anderen Verbrauchern wichtig“, erklärt Schmitz. „Klimaschutz mit gutem Essen“, wünscht sich Helbach, „klimafreundlich und gesundheitsfreundlich, das geht überein.“ Naturnahe Lebensmittel seien die gesündesten.

Selbstkritisch weist die Medizinerin auf den Müll aus dem Gesundheitswesen hin. Fünf Prozent der Treibhausgasemissionen stammten, so ihre Informationen, aus dem Gesundheitssektor. Allein bei den Narkosegasen gebe es unterschiedlich klimawirksame Substanzen.

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Zwischen den Beeten gibt es Grünstreifen für die Insektenvielfalt.

Bei der Patientenernährung sieht sie ebenfalls noch Verbesserungsbedarf. „Da läuft einiges schief.“ Warum etwa habe nicht jedes Krankenhaus einen eigenen Acker? Prävention und andere Lebensstile seien nicht nötig, hat Helbach von einem Professor erfahren, es gebe ja Medikamente. „Es gibt zu viel Symptombekämpfung.“

Gedüngt wird nicht

Sie fängt jetzt bei der Hochschulambulanz Allgemeinmedizin an, einem neuen Institut mit ganzheitlicherem Ansatz, das auch Klimawandel einbezieht. Lauterbach kommt aus eigenem Interesse: „Da kann ich was tun.“ Sie will sehen, ob es den Aufwand lohnt, der zum Beispiel in einer Solawi betrieben wird.

Die biete, so Schmitz, ohnehin die beste Gesundheitsprävention. Gedüngt wird nicht. Nach der Ernte bringt Schmitz mit den vier Mitarbeitern, die inzwischen beschäftigt sind, viel Biomasse auf die Felder auf, Klee und Luzerne oder andere Leguminosen. Regenwürmer verarbeiten diese dann zu gutem, krümeligem Boden.

Viele Blühflächen gibt es zwischendrin, ein Idyll für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge. Automatisch wachse die Biodiversität, schildert der Landwirt. An einer Ecke steht ein Gewächshaus, darunter gedeihen fünf Sorten Tomaten. Die Mitglieder haben es in Kruft in der Eifel ab- und in Hanf wieder aufgebaut, als Gemeinschaft.

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Gemeinsam wollen Gäste und Landwirt politische Forderungen erarbeiten, lösungsorientierte Ansätze. „Menschen gesund machen, wie können wir das erreichen?“, fragt Schmitz. Eine Antwort könnten kurze Wege für gesundes Essen sein.

Ihm ist es wichtig, mit Menschen aus der Stadt im Gespräch zu sein. Immer wieder nimmt er die Politik in die Verantwortung: „Da muss was passieren, bevor die Höfe vor die Hunde gehen.“ Durch seine Art des Wirtschaftens binde er reichlich CO2 in Boden und Pflanzen. Bernd Schmitz: „Wir sind selbst Klimaaktivisten.“

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