„Freund verloren“Hennefer Karnevalisten trauern nach tödlichem Stromschlag um Mitglied

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Kerzen stehen an einer Unglücksstelle.

Kerzen stehen an der Unglücksstelle in Eulenberg nach dem Stromschlag-Unglück.

In Hennef herrschen nach dem tödlichen Stromschlag-Unglück Trauer und Fassungslosigkeit. Am Wochenende besuchten Angehörige den Unglücksort.

Trauer und Fassungslosigkeit herrschen in Eulenberg, nachdem dort am Freitagnachmittag zwei Männer einen tödlichen Stromschlag erlitten haben. Sie hatten auf dem Gelände der KG Grün-Weiß gerade einen Lkw entladen, als die Ladefläche in die Nähe einer Stromleitung kam. Einer der beiden Männer, ein 57-Jähriger, war Mitglied in der KG und lebte im Ort. Der andere, ein 43-Jähriger, arbeitete für eine Baufirma und fuhr den Lkw.

Die Wiesen rund um das Gelände der KG am Berghagen blühen, es ist ruhig am Sonntagmittag. An der Unglücksstelle auf dem Festplatz, neben dem Festzelt und einer Lagerhalle mit Vereinswappen, stehen Kerzen und bunte Blumen. An das Tor hat jemand gelbe Tulpen gestellt – Zeichen der Trauer.

Witwe eines der Opfer besuchte am Sonntag den Unglücksort in Hennef

Ein schwarzes Auto mit Balinger Kennzeichen fährt vor, schweigend steigen drei Menschen aus. Es sind die Witwe des verstorbenen Lkw-Fahrers und zwei Freunde. Sie seien einst aus Russland gekommen, zusammen zur Schule gegangen, sagt der Mann leise. Die Ehefrau lebe hier in der Gegend, sie selbst kämen aus Baden-Württemberg. Mit Tränen in den Augen stehen sie vor dem Tor und blicken auf den Schotterhaufen, den der Lkw noch abgekippt hatte.

Das gerissene Stromkabel, das über das Vereinsgelände führt, ist wieder repariert, am Freitag nach dem Unglück hatten die beiden Enden auf dem Boden gelegen. 10.000 Volt führt die Mittelspannungsleitung, so ein Westnetz-Techniker.

Die beiden Männer waren gegen 15.55 Uhr dabei, Splitt auf das Gelände zu kippen. Dabei kam die Ladefläche der Stromleitung zu nahe – ob sie sie berührte oder ein Lichtbogen übersprang, muss die Polizei ermitteln. Fest steht, dass die beiden Männer sofort tot waren. Sie erlitten Augenzeugen zufolge schwere Verbrennungen.

Rettungshubschrauber landet in Hennef: Für Männer kam Hilfe zu spät

Die Reifen des Lastwagens hatten angefangen zu brennen, eine schwarze Rauchsäule stieg über Eulenberg auf. Die Feuerwehr wurde zunächst wegen einer unklaren Rauchentwicklung alarmiert, wie Pressesprecher Simon Wiegand berichtete. „Ein paar Feuerwehrleute, die im Ort leben, sind in zivil los. Aufgrund des Stroms konnten sie zunächst aber nur mit Pulverlöschern vorgehen“, sagte er.

Nachdem Westnetz den Strom abgestellt hatte, konnten die Kolleginnen und Kollegen in Uniform auch mit Wasser löschen. Ein Rettungshubschrauber landete in der Nähe, doch für die beiden Männer kam jede Hilfe zu spät.

Noch am selben Abend sprach sich die Nachricht unter den 35 Mitgliedern der KG herum. „Es herrscht tiefes Entsetzen, wir haben noch am Freitag viel zusammengesessen, um die Trauer zu bewältigen. Die wird so schnell auch nicht weggehen“, sagt Norbert Gehrmann, 2. Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft. „Weinen, reden, sich in den Arm nehmen. Wir haben einen guten Freund verloren.“

Hennefer Karnevalist wollte nur das Tor für den Lkw aufschließen

Sein Vorstandskollege Theo Lammerich sei im Urlaub gewesen, aber sofort nach Hennef zurückkehrt. Der verstorbene 57-Jährige sei vor zwei Jahren Mitglied geworden und habe seit 20 Jahren in Eulenberg gelebt. Er habe geholfen, wo er konnte. Den Karnevalisten ist bewusst: Es hätte jeden von ihnen treffen können, der einen Schlüssel für das Tor besitzt. Denn der 57-jährige habe dieses nur für den Lkw aufschließen sollen. Anschließend beobachtete er wohl das Abladen und stand dabei zu nah an dem Fahrzeug.

„Es ist Schicksal“, meint Gehrmann traurig. Der Vorstand wolle sich in dieser Woche erneut treffen und das weitere Vorgehen beraten. „Die nächste Session wird auf jeden Fall mit gebremster Freude laufen. Das Unglück ist ja mitten auf dem Festplatz passiert, wir werden immer daran erinnert werden.“

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