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Kölsch-DiplomAls Kölner isst man Puppenküchenkohl

Lesezeit 3 Minuten

Es ist nur ein Flüchtigkeitsfehler, der dem Meister des Kölschen, Volker Gröbe, hier unterlaufen ist: Sprüütcher schreibt man mit zwei „ü“.

Lohmar – „Jetzt kommen wir zum Essen“, sagte Volker Gröbe. „Juhu“, jubelte der 13-jährige Bastian. Aber es gab nichts zum Mampfen in dem Klassenraum. Vielmehr fragte der Kölsch-Lehrer: „Was ist ein halver Hahn?“ Kurzes Grübeln bei den Schülern. Dann antwortete die elfjährige Ayleen: „Ein Brötchen mit Käse.“

Nicht schlecht, es müsse aber ein herzhaftes Röggelchen (Roggenbrötchen) mit einer ein Zentimeter dicken Scheibe Käse sein, sagte Gröbe, der auch als Übersetzer von „Asterix op Kölsch“ bekannt ist. Je nach Geschmack gäbe es noch Mostard (Senf) dazu. Der käme sogar in Köln aus Düsseldorf, der traditionellen Senfstadt. Und mit Zwiebeln hieße die ganze Bestellung dann: „Halver Hahn met Musik.“

Nach diesen Ausführungen des früheren Chefs der Akademie för uns kölsche Sproch werden die Schüler bei ihrem nächsten Besuch in Kölner Traditionslokalen vielleicht mal mit dem Zollstock die Käsehöhe nachmessen.

Doch in Lohmar ging es zunächst mal um das „kleine Kölsch-Diplom“, einem Schnellkurs in der Mundart.

Vom Kölsch-Abitur zum Kölsch-Diplom

Was natürlich nicht zu verwechseln ist mit dem anspruchsvollen höchsten Abschluss an der Akademie, das Kölsch-Diplom, nur zu erwerben, wenn man vorher das Kölsch-Examen und davor das Kölsch-Abitur bestanden hat.

Am 13. Juli können auch Erwachsene das kleine Diplom erstmals in Lohmar erwerben, 20 haben sich schon dafür angemeldet. Die Gelegenheit dazu bietet die neue Abteilung „Brauchtum und Mundart“ der städtischen Musikschule und der dazu gehörige Verein „Saach hür ens“. Hinter dem Ganzen steht der mittlerweile als Lehrer pensionierte Mentor des bekannten Hauptschulkarnevals, Erwin Rußkowski, der auch im Ruhestand die Finger nicht vom Fastelovend lassen kann. Nach der 50. und allerletzten Hauptschulsitzung im Februar dieses Jahres – die Hauptschule wird aufgelöst - sucht er junge Talente für eine neuartige Karnevalssitzung im nächsten Jahr.

Also heißt es, fleißig Kölsch lernen. Hier ein Begriff, den auch der kölsche Autor dieser Zeilen noch nicht kannte: „Poppeköchekäppesje, übersetzt: Puppenküchenkohl. Das ist doch ein herrlicher Ausdruck für die kleinste Form des Kohls, den Rosenkohl, den die meisten Kölschen „Sprüütcher“ nennen.

Flönz muss es sein

Mit „Himmel un Äd“ (Himmel und Erde, also Apfelkompott und Kartoffelpürre) ging es weiter. Nicht-Vegetarier nehmen zu Himmel un Äd noch Flönz dazu, was beileibe keine einfache Blutwurst ist, sagte Volker Gröbe, sondern eine leicht geräucherte im Naturdarm, die beim Braten nicht völlig zerdetscht. In der Kölsch-Lerneinheit „Essen“ kam unter anderem auch noch die „Plüschprumm“ vor, also der Pfirsisch, der in der Tat einer großen Pflaume mit Plüsch als Haut ähnelt.

Beim schriftlichen Test hat man die Möglichkeit des Ankreuzens verschiedener Antworten. So steht bei der Plüschprumm außer Pfirsisch auch Plümokissen und Sofa. Bei der Frage „Jömmerpott?“ sind es Nachtgeschirr, Jammerlappen und Römertopf. Richtig ist natürlich der Jammerlappen. Mehr wird nicht verraten. Nur so viel. Vor der Prüfung wird geübt. Am Samstag, 13. Juli, 10.30 bis 15 Uhr, können Erwachsene mit Volker Gröbe Kölsch lernen, in der Villa Therese an der Hauptstraße, Beitrag 20 Euro/Vereinsmitglieder 16 Euro. Man kann einfach vorbeikommen, sagt Rußkowski, der unter 0 22 46/7766 zu erreichen ist.