Abo

Viele geparkte Autos abgeschlepptBürger sind sauer auf die Stadt Königswinter

Lesezeit 3 Minuten
parksituation_l_268_kloster_heisterbach

Kein seltenes Bild: Autos auf dem Grünstreifen an der L 268 unterhalb des Klosters Heisterbach (Aufnahme von November).

Königswinter  – Siegfried Michalski ist seit dem Wochenende nicht gut zu sprechen auf die Stadt Königswinter. „Für mich ist das Willkür“, sagt der Leichlinger, und „sehr, sehr ärgerlich“. Der Anlass für Michalskis Wut: Eine größer angelegte Abschleppaktion der Stadt Königswinter an der Landstraße 268 in Höhe des Klosters Heisterbach, von der Michalski betroffen war, als er am Sonntag mit seinem Freund Axel Mörer, Bonner Bürger und Journalist, im Siebengebirge wandern war. „Damit macht man sich keine Freunde. Bürgernähe ist das nicht“, schimpft Siegfried Michalski.

80 Knöllchen an einem Wochenende verteilt

Wenn der Parkplatz vor dem Kloster Heisterbach voll ist – das passiert bei gutem Wetter recht schnell, in Zeiten von Corona wegen der noch größeren Zahl an Ausflüglern sogar noch ein bisschen schneller – parken viele Autofahrer ihren Wagen auf dem Grünstreifen entlang der Landstraße 268. Die Stadt hat dort in der Vergangenheit häufig kontrolliert und beispielsweise an einem Wochenende im November gleich 80 Knöllchen an Falschparker rund um das Kloster verteilt.

Siegfried Michalski hatte seinen Wagen nach eigenen Angaben in zweiter Reihe abgestellt. Er habe genug Platz für die Durchfahrt eines Treckers zu seinem Feld gelassen und habe nicht verkehrsbehindernd geparkt. Dennoch sei sein Wagen verschwunden gewesen, als er gegen 18 Uhr von der Wanderung zurück kam.

„Ich weiß nicht, was das soll“, sagt der Leichlinger, der vor allem eine klare Beschilderung etwa in Form eines Halteverbots vermisst. Das koste nur ein paar Euro.

Sein Freund Axel Mörer schrieb an die Redaktion dieser Zeitung: „Das Ärgerliche ist: Es gibt keine Hinweise auf ein Parkverbot. Angeblich zählt der Seitenstreifen der Landstraße schon zum Naturschutzgebiet, weshalb die Stadt Königswinter mit dem Vorwurf, man habe in einem Naturschutzgebiet ordnungswidrig geparkt, abschleppen lässt, obwohl keine Gefahr in Verzug ist oder eine Behinderung vorliegt. Einen Hinweis entlang der Straße, dass es sich beim Seitenstreifen um ein Naturschutzgebiet handelt, gibt es nicht“, so Mörer.

Das Abschleppen kostet 275 Euro

275 Euro fürs Abschleppen plus das Knöllchen müssen Betroffene berappen, so Mörer. „Freunde unter Tagestouristen macht sich die Stadt Königswinter damit nicht.“ Und sein Freund Siegfried Michalski ergänzt, dass Einheimische vielleicht von den Regeln rund um das Kloster wüssten, nicht aber Besucher von außerhalb. Dass es recht mühsam war, das abgeschleppte Auto wiederzufinden, weil zwei Abschleppunternehmen im Einsatz gewesen seien und es rund um das Kloster keinen Handyempfang gab, kommt an Ärger noch hinzu.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nicolas Klein, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Königswinter, stellte auf Anfrage klar, dass die Falschparkerei am Kloster Heisterbach in jüngerer Vergangenheit stark zugenommen habe und mit Blick auf die Verkehrssicherheit inzwischen nicht mehr hätte hingenommen werden können. Autos, die zum Teil auf der Fahrbahn stehen, seien in vielerlei Hinsicht eine Gefahr – beim Einparken, beim Aussteigen, beim Überqueren der Straße und nicht zuletzt dadurch, dass auf der Strecke Tempo 70 gelte und vorbeifahrende Autos auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssten.

Ordnungsamtsleiter spricht von Gefährdungslage

Klein spricht von einer „Gefährdungslage“ auf der gesamten Strecke unterhalb des Klosters Heisterbach, die „nicht mehr hinnehmbar“ gewesen sei. Seit Ostern habe sich die Lage zugespitzt, auch an Karfreitag seien schon Fahrzeuge abgeschleppt worden. Klein: „Wir mussten etwas tun.“

Und warum keine zusätzlichen Schilder wie Halte- oder Parkverbot? Nicolas Klein verweist auf die Straßenverkehrsordnung wonach „Verkehrszeichen, die lediglich die gesetzliche Regelung wiedergeben“, nicht angeordnet werden dürften. Die abgeschleppten Falschparker am Kloster stünden jedoch im Naturschutzgebiet Siebengebirge.

Doch selbst wenn es keine Naturschutzgebiet wäre – „auf Grünstreifen dürfen Sie nicht parken“, betont Klein, nach dessen Angaben am vergangenen Wochenende etwa 40 Fahrzeuge abgeschleppt wurden, während Axel Mörer unter Berufung auf die Abschleppunternehmen von insgesamt 100 sprach.

Rundschau abonnieren