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Rhein-SiegLohmar zahlt 50.000 Euro im Monat für die Unterbringung von Geflüchteten im Hotel

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Lohmarer Rathaus mit Vorplatz

Das Rathaus in Lohmar. Die Kosten für die Flüchtlingsunterbringung machen Sorgen.

Die Unterbringung von Geflüchteten bringt die Stadt Lohmar an ihre Grenzen. Sie muss auf Mietwohnungen und Hotels ausweichen.

Wohin nur mit den Geflüchteten? Die Stadt Lohmar hat etliche Unterkünfte angemietet, zum Teil zu einem hohen Preis. So logieren 21 Menschen im Hotel, die Übernachtung mit Vollpension kostet pro Person 81 Euro; in der Woche kommen so allein für diese Unterbringung 12.000 Euro zusammen, in einem Monat etwa 50.000 Euro.

Diese Zahlen nannte der Beigeordnete Andreas Behncke in der Stadtratssitzung. Die Stadt habe schon einen Rabatt ausgehandelt, sagte Behncke auf Nachfrage der Redaktion.

Flüchtlinge sollen so schnell wie möglich aus dem Lohmarer Hotel ausziehen

Angesichts der exorbitanten Summe, die so manchem Ratsmitglied die Sprache verschlug, sollen die Menschen indes so schnell wie möglich wieder das Hotel verlassen, wenn die obere Etage der Containerwohnanlage am Dammweg bezugsfertig ist. Die Stromversorgung hätte nicht ausgereicht, so die Auskunft der Stadtpressestelle. Hier werde nachgerüstet.

45 von insgesamt 80 Plätzen sind dort bereits belegt. Etwa zehn Prozent müssten frei bleiben aufgrund von Familienkonstellationen oder zur Konfliktvermeidung. „Ukrainer können nicht mit Russen in einem Raum untergebracht werden“, erklärte Bürgermeisterin Claudia Wieja. 

Die Stadt hatte, wie berichtet, die Second-Hand-Container vergleichsweise günstig für 800.000 Euro erworben und sie auf einem städtischen Grundstück an der Notunterkunft Dammweg aufgestellt. Eigentlich auch als Ersatz für zwei marode Häuser mit 50 Bewohnern, die nicht mehr sanierbar seien. Deren Nutzung war ursprünglich lediglich auf zehn Jahre ausgelegt, nun stehen sie schon 30 Jahre - und vermutlich noch länger.   

Landesunterkunft bräuchte in Lohmar ein 8000 Quadratmeter-Grundstück

Derzeit leben etwa 600 Flüchtlinge in der Stadt, und es werden wöchentlich mehr, sagte der Beigeordnete Behncke: „Wir erwarten weitere Zuweisungen.“ Neben dem Hotel hat die Stadt weitere Unterkünfte in Lohmar-Ort, Heppenberg, Wahlscheid, Scheiderhöhe und Neuhonrath angemietet, Pfarrzentren, ehemalige Hotels, Privathäuser und Mietwohnungen, so die Pressestelle.

Derzeit gibt es Überlegungen, ob eine Landesunterkunft den Druck abfedern könnte. Die Stadt ist darüber im Gespräch mit dem NRW-Landesflüchtlingsbeauftragten, Jürgen Matthis, der in Lohmar lebt. Auf einem Grundstück von 8000 Quadratmetern könnten mehrere hundert Menschen untergebracht werden. Eine solche Sammelunterkunft gibt es bereits in Sankt Augustin.

Unklar ist, ob die Stadt schon während der Bauzeit keine neuen Flüchtlinge mehr aufnehmen müsste oder erst nach Fertigstellung nach rund einem Jahr. Im Moment gehe es vor allem darum, keine Sporthalle belegen zu müssen, lautete der Tenor in der Kommunalpolitik.

Die weitere Diskussion wurde in den nicht-öffentlichen Teil verschoben, auch um die Bürger nicht zu beunruhigen. Der grüne Fraktionsvorsitzende Horst Becker hatte den Geschäftsordnungsantrag mit Kritik an den Äußerungen Behnckes verbunden: „Die Bürger sind bereits aufgeschreckt.“    

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