LohmarKlaus Schönenberg bringt internationale Gerichte nach Wahlscheid

Lesezeit 4 Minuten
Eine große Auswahl an Gewürzen hat Klaus Schönenberg gesammelt. Mit ihnen kocht er international im Heimatdorf.

Eine große Auswahl an Gewürzen hat Klaus Schönenberg gesammelt. Mit ihnen kocht er international im Heimatdorf.

Lohmar – „Koriander kann ich hier nicht verkaufen“, sagt Klaus Schönenberg und streut stattdessen Petersilie über sein Dal, ein indisches Linsengericht. Einmal im Monat kochte Schönenberg vor Corona für die Dorfgemeinschaft in deren Kneipe „Onkel Hugo“. Auf der Speisekarte standen beim „Schlabberlätzchen“ neben dem indischen Dal auch Hackbraten mit Bratkartoffeln und ein Nachtisch mit Tonkanuss. Was sie essen möchten, hatten die Gäste vorher bestellt. Viele Gerichte hat Schönenberg auf Reisen kennengelernt, er ist auf Musikfestivals in aller Welt unterwegs. In seine Heimat kehrt er trotzdem immer wieder zurück, im Gepäck auch kulinarische Erfahrungen.

Den Kochabend bereitet Schönenberg zu Hause vor. Um 17 Uhr sind die Kartoffeln gekocht, der Hackbraten schmort noch im Ofen. In seiner eigenen Küche kann der 68-Jährige mit den mehr als 40 Gewürzen experimentieren, die sich auf seiner Fensterbank stapeln. Vadouvan heißt eine der Mischungen: Curryblätter, Kreuzkümmel, Fenchel.

„Ich bin anders als die meisten hier“

An einem schmalen Tresen aus Holzbalken dreht sich Klaus Schönenberg eine Zigarette. Eine der Lampen über seinem Kopf hat einen Wackelkontakt. Als er dagegen klopft, leuchtet sie wieder. Vieles im Haus ist selbstgebaut. „Ich brauche vieles nicht, was andere brauchen“, sagt Schönenberg, „ich bin anders als die meisten hier“. Küche, Esszimmer und Wohnzimmer sind ein großer, offener Raum. Trommeln und Skulpturen aus Holz füllen die Ecken, jede einzelne eine Erinnerung an eine Reise. Das Modell eines blauen VW-Busses hat ein afrikanischer Straßenkünstler aus Getränkedosen gebastelt.

In Afrika ist Schönenberg häufig unterwegs, zum ersten Mal in den 90er Jahren, zu einem Festival an der Elfenbeinküste. Es sind Musik und Kunst, die ihn in fremde, meist ärmere Länder ziehen. „Mangel erzeugt Kreativität“, sagt Schönenberg. „Wir leben hier im Überfluss. Tief im Inneren bin ich froh darüber.“

Seit 2009 gibt es Schönenbergs Kochabend

Doch egal, wohin er reist: Aus Wahlscheid weggezogen ist der 68-Jährige nie. „Eine Hassliebe“, sagt er. Hass, weil er aneckt und immer wieder das Weite sucht. Liebe, weil Freunde und Familie in der Heimat sind. Seit 2007 ist er in der Dorfgemeinschaft aktiv. Damals kaufte der Verein die Kneipe „Onkel Hugo“, um sie vor dem Abriss zu bewahren. „Davon war ich so beeindruckt, dass ich eingetreten bin“, sagt Schönenberg. Seit 2009 gibt es seinen Kochabend, bis vor zwei Jahren war er im Vorstand.

Trotzdem reicht ihm das Dorfleben nicht. Abwechslung holt er sich mit Musik nach Hause: In zwei Regalen stehen CDs bis unter die Decke. Es sind 30 000, so genau weiß Schönenberg das nicht. Gerade läuft südamerikanischer Merengue. Bis 2005 organisierte er in Lohmar das Festival der Kulturen der Welt. Dann wurde die Förderung gestrichen. Ganz aufgegeben hat er aber nicht.

Zweimal im Jahr räumt Schönenberg sein Wohnzimmer leer, lädt Musiker und Gäste zum Hauskonzert ein. Auf dem Spiegel im Flur sammelt er die Plakate. „Zieht eure bunten Klamotten an und zeigt dem Winter den Stinkefinger“, steht auf einem. Schönenberg will Menschen zusammenbringen. Manchmal fragt er auch in der Flüchtlingsunterkunft, ob jemand ein Instrument spielen kann. „Musik ist ein Klebstoff“, sagt er, „der unterschiedliche Kulturen verbinden kann“.

„Die kennen mich alle nur so“

Schönenberg ist selbstständig, seine Firma installiert Internetanschlüsse. Die Büros befinden sich im Haus eine Etage tiefer. Damit er und seine Frau ihre Ruhe haben, steht an ihrem privaten Eingang nur der Name der Katze: Lili Lieblich.

Inzwischen ist der Hackbraten fertig, es geht los zu „Onkel Hugo“. Der Gastgeber setzt einen Hut auf, seine Füße stecken in Sandalen. Jeweils die großen Zehen hat er grün und aquamarinblau lackiert. „Die kennen mich alle nur so“, sagt er und lacht. In der Kneipe sitzen in normalen Zeiten die meisten in der Stube, trinken und quatschen über Gott und die Welt. Schönenberg bleibt in der Küche. Nur zwischen den Gängen kommt er heraus, um zu fragen, ob alles geschmeckt hat. Angemeldet haben sich diesmal zehn Gäste, gekommen sind weit mehr. Nur zwei davon haben das indische Dal bestellt. Die meisten bleiben beim Hackbraten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Inspirationen für die kommenden „Schlabberlätzchen“ holt sich Klaus Schönenberg auf Festivals in Marokko oder an der Elfenbeinküste, wenn ihm das Dorf mal wieder zu klein ist. „Eigentlich“, sagt der 68-Jährige, „bin ich noch nicht genug rumgekommen“.

Rundschau abonnieren