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WärmeplanungTote Winkel und die Zukunft der Stadt im Blick – Das war die Nachhaltigkeitsmesse in Lohmar

Lesezeit 4 Minuten
3. Nachhaltigkeits- und Mobilitätsmesse in Lohmar, Vorführung der Polizei zum Thema Toter Winkel

3. Nachhaltigkeits- und Mobilitätsmesse in Lohmar, Vorführung der Polizei zum Thema Toter Winkel

Zum dritten Mal drehte sich in und an der Jabachhalle alles um Nachhaltigkeit und Mobilität. 

Ganze Schulklassen hat Polizeihauptkommissar Michael Jakob schon auf dem gelb-weißen Kunststoffdreieck versammelt, um einen Aha-Effekt zu erzielen, der im Zweifel Leben retten kann: Der Beamte und seine Ehefrau Heike, ebenfalls Polizeihauptkommissarin, drapierten am Sonntag die Folie, die dem toten Winkel eines Lastwagens entspricht, neben ein Feuerwehrfahrzeug, das an Jabachhalle geparkt war. Vom Fahrersitz aus konnten Interessenten sehen, wie frappierend groß der nicht einsehbare Bereich ist.

Ein LKW-Fahrer habe gerade zwei Sekunden Zeit, beim Rechtsabbiegen in den Spiegel zu schauen, auch auf Gegenverkehr müsse er achten, so Jakob. Für einen Passanten, der an einem Gehweg steht, könne es gefährlich werden, wenn etwa ein langer Sattelschlepper um die Ecke fährt und die Zugmaschine einen anderen Radius fahren muss, als der Auflieger.

Zur Sicherheit lieber an die Blau-Formel halten

Jakob empfiehlt, sich der Sicherheit zuliebe an die „Blau-Formel“ zu halten: Dabei steht BL für den Blickkontakt, den man zum LKW-Fahrer suchen sollte, A für den nötigen Abstand zu dem Fahrzeug, den man suchen sollte, und U für Umschauen oder auch Umdrehen. Ein toter Winkel könne auch entstehen, wenn sich ein Passant zu dicht vor der steilen Front eines Lastwagens aufhält und für den Fahrer nicht zusehen ist.                     

Keines Falls in den toten Winkel, sondern vielmehr ins Zentrum der Öffentlichkeit hatte die Stadt Lohmar gleich eine ganze Reihe von Themen gerückt, anlässlich der dritten Nachhaltigkeits- und Mobilitätsmesse in und vor der Jabachhalle. Es ging um Energie, nachhaltige Kleidung, Gärtner, Wärmedämmung, Car-Sharing und vieles mehr. Der ADFC lud zu Fahrradcodierung und „Kidical Mass“, einer Fahrraddemonstration durch die Stadt.

Bürgermeisterin Claudia Wieja freute sich in ihrer Begrüßung auf neue Ideen und den Mut, diese auch umzusetzen. Wozu mit 44 lokalen und überregionalen Anbietern beste Voraussetzungen geschaffen waren. Neben einem Vortragsprogramm ging es in einem Bürgerforum um die kommunale Wärmeplanung für die Stadt.

Landwirt Albert Trimborn

Landwirt Albert Trimborn zeigte, was in Lohmar alles wächst.

Aus der Stadt selbst kommt Landwirt Albert Trimborn vom Bauerngut Schiefelbusch, der an seinem Stand zu einer Art Nutzpflanzenquiz lud: Er hatte Hafer-, Mais-, Weizen- und Gerstenkörner sowie Ackerbohnen mitgebracht nebst den dazugehörigen Pflanzen.

„Das alles wächst in Lohmar“, erläuterte er, und noch dazu die Vorzüge: Weizen und Mais seien auf dem Bauerngut wichtig für die Legehennen, das sorge für die Farbe der Eidotter. Die Ackerbohne sei ein guter Eiweißlieferant und somit eine willkommene Alternative zu Soja: „Wenn man Nachhaltigkeit will, ist das sehr wichtig.“

Unabhängige, regionale Solarplattform

Aus Sankt Augustin war Nicki Bornhauser angereist, um mit blauen Luftballons für seine neue Geschäftsidee zu werben: Der promovierte Physiker bietet eine unabhängige, regionale Solarplattform an, die für Kunden kostenlos ist: Sie könnten in kürzester Zeit eine eigene Solaranlage planen, egal ob für das Dach eines Einfamilienhauses oder eine Nummer kleiner für den Balkon.

3. Nachhaltigkeits- und Mobilitätsmesse in Lohmar, Jabachhalle

Auch die Feuerwehr war unter den 44 Ausstellern der dritten Nachhaltigkeits- und Mobilitätsmesse.

„In vielen Fällen lohnt sich das“, so Bornhauser. Kosten für Module und Speicher seien stark gesunken. „Eine Anlage, die noch vor kurzem 25.000 Euro gekostet hat, gibt es jetzt für 15.000 Euro.“ Über die Plattform kann der Kontakt zu kleineren Handwerksbetrieben hergestellt werden, die die entsprechenden Arbeiten übernehmen. Auf Subunternehmer zu verzichten sei ein Aspekt, der dem Unternehmer, der sich im November selbstständig gemacht habe, besonders wichtig sei. Bornhauser erhielt für seine Plattform ein Gründungsstipendium NRW.

Wenn es in Lohmar um Mobilität geht, darf eine Institution nicht fehlen: Der Bürgerbus-Verein, der auch fährt, wo der ÖPNV Lücken lässt und seit 2007 in Lohmar Ort und Donrath unterwegs ist. Gründungsmitglied und erste Vorsitzende ist Helene Krotky, die mit ihren 84 Jahren selbst noch das Steuer übernimmt und noch einiges vorhat: Zusätzlich zu den beiden vorhandenen Bussen mit jeweils acht Sitzplätzen wird es bald auch ein Niederflurfahrzeug geben. Helene Krotky kann sich gut vorstellen, das Angebot mit ehrenamtlichen Fahren noch stärker auszuweiten. „Das müsste nur genehmigt werden.“

Carolin Bender, Zukunftsinitiative Lohmar 2050

Carolin Bender an der Buttonmaschine der Zukunftsinitiative Lohmar 2050.

Eine lebenswerte, gerechte und nachhaltige Stadt Lohmar ist das Anliegen der Zukunftsinitiative Lohmar 2050, die in der Jabachhalle die Buttonmaschine anwarf und nach Mitstreitenden suchte: „Was kann man machen, jetzt, wo die Welt ist, so wie sie ist“, nannte Mitglied Carolin Bender eine Grundüberlegung, die schon zu einer Ideenwerkstatt und einem Klimastammtisch geführt hat. Rund 60 bis 90 Interessenten zähle man bereits. Eine wichtige Gesprächsgrundlage ist die dreiteilige Filmreihe The Week von Frédéric Laloux zum Klimawandel.