Kunsthalle in LohmarHeidi Landgraf fängt papierene Vergänglichkeit ein

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Leere Ladenlokale sind ein Lieblingsmotiv von Heidi Landgraf. Sie stellt ihre Gemälde auf Zeitungspapier in Lohmar aus. 

Lohmar – Die Holzläden sind geschlossen, die Farbe von der Fassade abgeblättert. Verblichene Schriftzeichen am Firmenschild lassen den Betrachter rätseln, welcher Handel in diesem Haus einst getrieben wurde. Leerstehende Geschäfte, aber auch verlassene Häuser und aufgegebenen Industriegebäude ziehen die Aufmerksamkeit von Heidi Landgraf auf sich.

Streifzüge mit Fotoapparat

Mit dem Fotoapparat streift sie durch Orte in ihrer Heimatregion Rhein-Sieg oder durch französische Städte, fängt deren vergehende Schönheit in Aufnahmen ein – Material, das sie dann später als Inspiration für ihre zartfarbigen Gemälde verwertet.

Sie werden nun in der Kunsthalle auf der Scheiderhöhe präsentiert, wo Landgraf bereits vor sechs Jahren eine Einzelausstellung hatte. „Übermalungen – Farbe trifft auf Zeitung“ zeigt eine neue Facette im Schaffen der Wahlscheiderin, die ihr Brot einst als kaufmännische Angestellte verdiente, aber seit einem Vierteljahrhundert intensiv malt und zeichnet.

Mitbegründerin des Kunstkreises

Ihr Können hat sie in zahlreichen Kursen verfeinert und 2008 den Kunstkreis „LohmArt“ mitbegründet. In den letzten Jahren entdeckte Landgraf Zeitungspapier als Werkstoff für sich; eher durch Zufall, als sie ein Blatt als Unterlage für ihre Farbtöpfe nutzte und auch schon mal Pinsel darauf abstreifte. Danach hat sie bewusst begonnen, mit bedrucktem Papier zu experimentieren und es als Malgrund zu verwenden.

Meist schimmern die Schriftzeichen durch die weiße Grundierungsfarbe, Knitterspuren und Risse bleiben sichtbar, was die Fragilität der dargestellten alten Gebäude verstärkt. Sie setzt Landgraf in matten Blau-, Grau- und Gelbtönen in Szene mit viel Gespür für die melancholische Stimmung der verlassenen, verwitterten Häuser.

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Auch Akte sind in der Ausstellung zu sehen. 

„Was mich inspiriert, kann unbedeutend sein. Meine Bilder sind unaufdringlich, die schreien nicht nach Aufmerksamkeit“, sagt die Künstlerin. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, wie Martina Furk vom Vorstand von „LohmArt“ in ihrer Eröffnungsrede feststellte. Trotz des morbiden Flairs entstehe „eine große Leichtigkeit, man hat das Gefühl, es kommt etwas Neues“.

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Eher entbehrlich scheinen da collagierte Elemente wie die Motive von Egon Schiele. Landgraf hat ihren eigenen Stil gefunden, den sie in den kleinen Formaten bis hin zur Abstraktion treibt. Im Kabinett sind sie zu besichtigen, und dort hängen auch die Akte, die belegen, wie gekonnt die Künstlerin mit Aquarellfarbe, Tuische und Farbstiften umzugehen weiß (Preise von 160 bis 680 Euro).

„Übermalungen – Farbe trifft auf Zeitung“ ist in der Galerie „LohmArt“, Scheiderhöher Straße 42b, zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag, 30. April, 14 bis 17 Uhr, Sonntag, 1. Mai, 11 bis 17 Uhr.

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