Ausbau in NiederkasselTelekom stellt Glasfaser-Anschluss von Mondorf infrage

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Der damalige Niederkasseler Bürgermeister Stephan Vehreschild und Vertreter von Telekom, Politik und Stadtverwaltung stehen vor einem magentafarbenen Infomobil der Telekom.

Zu Jahresbeginn 2021 stellten Vertreter der Telekom sowie von Politik und Stadtverwaltung gemeinsam ihre Pläne zum Ausbau des Glasfasernetzes in Niederkassel vor. Jetzt ist man im Rathaus massiv verärgert über den Bonner Konzern.

Die Telekom macht einen Rückzieher: Dass der Niederkasseler Stadtteil Mondorf ans Glasfasernetz angeschlossen wird, ist wieder völlig offen.

Unternehmen und privaten Haushalte in Mondorf müssen wohl noch länger auf einen Anschluss an das schnelle Internet warten. Wie Vertreter der Telekom bei der jüngsten Sitzung des Stadtrats-Ausschusses für Bauen und digitale Infrastruktur erläuterten, wird der Stadtteil frühestens 2026 an Glasfasernetz des Bonner Telekommunikationsunternehmens angeschlossen – wenn überhaupt. Tatsächlich steht zurzeit gar nicht fest, ob die Telekom ihr Glasfaserangebot überhaupt nach Mondorf ausweiten wird.

Für die Jahre 2024 und 2025 habe die Telekom für den Glasfaserausbau in Mondorf keinerlei Tiefbau-Kapazitäten mehr, erläuterten die Telekom-Mitarbeiter den sichtlich verdutzten Ausschussmitgliedern und einem ebenso konsternierten Stephan Smith, dem Ersten Beigeordneten der Stadt. Ob dann 2026 auch in Mondorf gebaut werde, wie beim Start des Niederkasseler Glasfaserprojekts zum Jahresbeginn 2021 angekündigt, steht demnach völlig in den Sternen.

„Die Welt hat sich, was die Kosten betrifft, seitdem komplett gedreht“, begründete Telekom-Regionalmanager Marco Lohmeier die Kehrtwende des Konzerns. Vor diesem Hintergrund rechne sich der Glasfaser-Ausbau nach Mondorf für das Unternehmen derzeit wirtschaftlich nicht.

Niederkasseler Politik will sich gegen drohendes Glasfaser-Aus wehren

Ausschuss-Vertreter aller Parteien wollen diese lapidare Auskunft nicht ohne weiteres hinnehmen. „Der Glasfaserausbau in der gesamten Stadt ist uns von der Telekom als ein großes und einheitliches Projekt verkauft worden, und ich erwarte, dass dieses Projekt auch komplett abgeschlossen wird“, sagte Karoline Braschoß (CDU). Wenn das Vorhaben jetzt möglicherweise vorzeitig abgebrochen werde, begehe der Konzern Wortbruch.

Auch für den Ausschuss-Vorsitzenden Helmut Plum (SPD) ist das Vorgehen der Telekom nicht nachvollziehen. „Vor einiger Zeit haben uns die Telekom-Verantwortlichen noch gesagt, dass die Nachfrage nach einem Glasfaser-Anschluss in Niederkassel deutlich höher ist als in anderen Kommunen und das Projekt ein überaus großer Erfolg.“

Dass man trotz dieser hervorragenden Resonanz jetzt vor Mondorf möglicherweise Halt mache, sei mehr als verwunderlich. „Und wenn wir erfahren, dass von 2700 Adressen im Stadtteil Lülsdorf inzwischen 2400 Adressen an das Glasfasernetz angeschlossen sind, dann kann man davon ausgehen, dass die Telekom in Lülsdorf und dann auch in Ranzel richtig Gewinne macht.“

„Es ist nicht das erste Mal, dass sich im Rhein-Sieg-Kreis Kunden der Telekom und Kommunen veräppelt fühlen“, kommentierte Rudolf Wickel (FDP) die schlechten Nachrichten. Er sprach sich dafür aus, das Thema bei der Telekom zur Chefsache zu machen. Politik und Stadtverwaltung sollten ihrem Ärger bei Timotheus Höttges, dem CEO des Konzerns, Luft machen – ein Vorschlag, den der Erste Beigeordnete umgehend aufgriff. Er wird nun einen Protestbrief an den Konzernchef schreiben.


Komplettausbau des Glasfasernetzes war bis Ende 2024 zugesagt

Zu Jahresbeginn 2021 gaben Telekom und Stadtverwaltung offiziell den Startschuss zum Bau eines Glasfasernetzes für schnelles Internet in Niederkassel. Der Bonner Konzern kündigte an, auf eigene Kosten und ohne öffentliche Zuschüsse ein neues Glasfasernetz in der Stadt zu installieren, unabhängig vom bereits bestehenden Netz.

Der Ausbau begann im Mai 2021 in Lülsdorf im Norden der Stadt und wurde dann über Ranzel, Niederkassel-Ort und Uckendorf in Richtung Süden fortgesetzt. Inzwischen haben die Arbeiten den Stadtteil Rheidt erreicht, wo aus Niederkassel-Ort 15 Glasfaserkabel ankommen. Nach dem Abschluss der Arbeiten in Rheidt sollte nach den ursprünglichen Plänen der Telekom als letzter Niederkasseler Stadtteil Mondorf an die Reihe kommen, spätestens bis Ende 2024, wie das Unternehmen Ende 2021 im Stadtrat ankündigte.

Zugesagt hatte die Telekom zu Beginn des Projekts auch, dass jeder Haushalt und jedes Unternehmen in Niederkassel auf Wunsch an das Glasfasernetz angeschlossen wird, unabhängig davon, ob danach ein Vertragsverhältnis mit der Telekom zustande kommt oder nicht. Von diesem Versprechen ist die Telekom bereits im November 2023 wieder abgerückte. Seitdem ist der Bau des Hausanschlusses nur noch für jene kostenlos, die dazu auch einen Telekom-Internettarif buchen oder einen entsprechenden Vertrag mit einem anderen Provider abschließen.

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