Die Stadtentwicklungsgesellschaft Niederkassel will das ehemalige Firmenareal des Maschinenbauers Lemo neu nutzen und die Wirtschaft der Stadt beleben.
„Raum für neue Impulse“SEG Niederkassel plant Eventhalle in ehemaliger Maschinenbaufabrik

Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) Niederkassel hat die Lemo-Hallen in Mondorf übernommen. Die ehemalige Industrieimmobilie soll künftig Platz für Büroflächen und Produktion bieten. Geplant sind aber auch die 'Lemo-Kulturhallen' als Eventlocation.
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Hippe Partylocations oder Hallen für Messen, Märkte, Konzerte oder Theateraufführungen suchte man in Niederkassel bislang vergeblich. Kabarettaufführungen finden mit begrenztem Platzangebot notgedrungen in den Sälen von Gaststätten statt, für Theateraufführungen und Konzerte sowie für kleine Messen oder Infoveranstaltungen müssen Kirchensäle, Sporthallen oder Schulaulen herhalten.
Wenn es nach den Plänen der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) geht, soll sich das rasch ändern. Sie will in den ehemaligen Werkshallen des Niederkasseler Maschinenbauunternehmens Lemo im Stadtteil Mondorf nicht nur Platz für Lagerflächen, Produktion und Büronutzung schaffen, sondern auch Räume für vielfältige Veranstaltungen.

Im ehemaligen Verwaltungstrakt des Machinenbauers Lemo in Mondorf sollen moderne Büroräume für neue Nutzer entstehen.
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Die insgesamt 10.000 Quadratmeter großen Lemo-Hallen, die die SEG bereits im vergangenen Jahr vom Rüstungskonzern Rheinmetall gekauft hat, standen seit dem Umzug des Maschinenbauers Lemo in einen geräumigen Neubau im Gewerbegebiet Niederkassel-Ort weitgehend leer. Die SEG will die Immobilie in den kommenden Monaten behutsam modernisieren und mit der Vermietung der Flächen beginnen. Parallel dazu sollen Stadtverwaltung und Stadtrat ein städtebauliches Konzept für das Areal erarbeiten.
SEG hofft mit neuer Nutzung auf wirtschaftliche Impulse für Niederkassel
„Mit dem Erwerb der Lemo-Hallen schaffen wir Raum für neue wirtschaftliche Impulse in Niederkassel“, sagt Sven Vollmert, der Wirtschaftsförderer der SEG. „Unser Ziel ist es, bestehende Unternehmen zu stärken, neue Betriebe anzusiedeln und somit aktiv zur wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt beizutragen.“
Mittelfristig hofft man bei der Stadt durch die Ansiedlung von Unternehmen auf dem mit Freiflächen rund 20.000 Quadratmeter großen Lemo-Areal auch auf zusätzliche Gewerbesteuer-Einnahmen. Die werden in Niederkassel, das sich in der Haushaltssicherung befindet, dringend benötigt. Erst kürzlich hatte Bürgermeister Matthias Großgarten (SPD) als Marschrichtung für die städtische Wirtschaftsförderung ausgegeben, die Gewerbesteuer als wesentliche Säule der städtischen Finanzierung neben der Grundsteuer B zu stärken.
Ideen für eine Nutzung der Lemo-Immobilie gibt es viele. „Wir möchten hier beispielsweise Büroräume für Handwerksbetriebe schaffen“, sagt Sebastian Fischer, der Geschäftsführer der SEG. „Wir wollen aber auch ganz gezielt Kreative und Start-ups ansprechen und ihnen Platz zur Entwicklung geben.“ Kleine Büros mit 40 Quadratmetern Fläche stehen dafür ebenso zur Verfügung wie Großraumbüros auf drei Etagen. Ein großer Konferenzraum, der von allen Mietern genutzt werden kann, ist eines der Projekte, die man möglichst rasch angehen möchte.
Die neue Stadtbahn nach Köln und Bonn wird vor der Haustür halten
Reichlich Platz gibt es in der voll unterkellerten Immobile auch für Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und für Betriebe, die große Lagerflächen brauchen. Eine Firma, die T-Shirts bedruckt, und ein großer Tierfutterfachmarkt, der seine Ware zwischenlagern muss, gehören zu den ersten Mietern. Auch der ehemalige Hausherr Lemo hat sich auf einer kleinen Fläche einquartiert.
Beim Werben um künftige Mieter und Nutzer setzt die SEG unter anderem auf die verkehrsgünstige Lage. Bis nach Bonn und zur Autobahn ist es nicht weit. Punkten will man aber auch mit der geplanten neuen Stadtbahnlinie 17, die vom linksrheinischen Köln über Niederkassel nach Bonn führen soll. „Wenn sie kommt, haben wir eine Haltestelle, von der aus man in kurzer Zeit in den Innenstädten von Köln und Bonn ist, direkt vor der Haustür“, sagt Fischer.

Sie wollen die Lemo-Hallen in Niederkassel zur Erfolgsgeschichte machen: SEG-GeschäftsführerSebastian Fischer, Eventmanager Dirk Gratzfeld und SEG-Wirtschaftsförderer Sven Vollmert (v.r.)
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Großes Potenzial sieht man bei der SEG beim Thema Veranstaltungen. Unter dem Arbeitstitel Lemo-Kulturhallen will man drei Hallen mit einer Fläche von 600, 1000 und 1800 Quadratmetern zu neuem Leben erwecken. Für ihre Vermarktung beschäftigt die SEG mit Dirk Gratzfeld sogar einen Eventmanager. Er hat bereits Konzepte und Saalpläne entwickelt, wie die Hallen bespielt werden könnten. Für Konzerte, bei denen das Publikum steht, könnten in der großen Halle bis zu 1330 Zuhörer Platz finden. Wenn das Publikum eher sitzen soll – bei Bühnenshows, Kongressen, Konzerten, Comedy und Theater zum Beispiel – fänden immerhin noch rund 970 Gäste Platz.
Einen Vorgeschmack darauf, welches Potenzial die Lemo-Kulturhallen sonst noch bieten, bekamen kürzlich die Teilnehmenden des Niederkassel Business Treffs, für den man eine Lemo-Halle in einen Indoor-Biergarten verwandelt hatte. „Auch Messen, Karnevalssitzungen, Public Viewing oder ein Indoor-Weihnachtsmarkt wären hier möglich“, schwärmt Fischer, der auf der SEG-Homepage gerade mit einem Imagefilm um künftige Nutzer wirbt.
Bevor diese Ideen umgesetzt werden, sind allerdings noch größere Arbeiten erforderlich. So muss der Brandschutz an die neuen Nutzungsmöglichkeiten angepasst werden. Und für Events mit hunderten Besuchern muss auch im Sanitärbereich noch das eine oder andere verbessert werden. Schließlich stammen die Hallen aus den 1970er Jahren. Perspektivisch, so Geschäftsführer Fischer, denke die SEG auch darüber nach, ältere Gebäudeteile abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Das, so Fischer, sei aber noch Zukunftsmusik. „Wir denken bei der SEG in Fünfjahreszeiträumen.“