Küchenchef Thomas Gilles setzt mit der Umgestaltung auf Casual Fine Dining.
NeueröffnungWie das Leu in Niederkassel den Stern für Clostermanns Hof zurückerobern will

Die drei Köche des Restaurants Leu im Niederkasseler Hotel Clostermanns Hof: André Siebertz, André Vey, Daniel Heidkamp (v.l.)
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Bei einem eleganten Dinner mit Stammgästen und Freunden feierte der Clostermanns Hof in Niederkassel-Uckendorf die Neueröffnung seines Fine Dining Restaurants nach dem Verlust des Michelin-Sterns. Völlig überraschend kam im Juni 2025 die Nachricht, dass er nicht mehr ausgezeichnet wird. Das war auch das Aus für das Restaurant Le Gourmet: Küchenchef Thomas Gilles wollte neu anfangen.
Das ehemalige Sterne-Restaurant erscheint nach einem Umbau in warmem, modernen Ambiente, erhielt zudem einen neuen Namen: Leu. „Wir haben uns bewusst für den mittelhochdeutschen Namen des Löwen entschieden“, betont Inhaberin Simone Seidel. Allgegenwärtig ist der König der Tiere als großes Bild am Eingang, das der Kölner Künstler Tom Hermann erstellte.
Leu-Küchenchef Thomas Gilles: „Wir wollen eine einzigartige Küche haben“
Die Eigenschaften des Löwen stünden auch für die Eigenschaften des Teams, wie ehrgeizig, leidenschaftlich, kämpferisch. „Und für den Mut, den es heute für die Gastronomie braucht“, ergänzt Gilles, der das Restaurant seit 2018 leitet. Er brachte es schnell auf Sterne-Niveau und fuhr erstmals mit seinem Team 2019 für das „Clostermanns Le Gourmet“ einen Michelin-Stern ein. Sechs Jahre lang konnten sich Gilles sowie Sous Chef und Chef-Patissier André Siebertz mit der begehrten Auszeichnung schmücken.
Der kürzere Name Leu entspreche dem Zeitgeist. Gilles: „Heute nennt man Gourmet eher Fine Dining oder Casual Fine Dining. Das benötigt nicht mehr die Glosche (Wärmeglocke, d. Red.) am Tisch oder den Schlips bei Gästen und Kellnern. Es ist entspannter und lockerer.“

Neueröffnung des Leu im Clostermanns Hof: Restaurantleiter Asad Sherif, Inhaberin Simone Seidel und Küchenchef Thomas Gilles (v.l.)
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„Das Haus will eine einzigartige Küche haben“, sagt Gilles. Man wolle Aromen ungewöhnlich zusammenbringen, die nicht sofort die zweite Gabel verlangten: „Es soll nicht abstrakt werden am Gaumen, sondern soll zugänglich bleiben.“
Für die Verantwortlichen bedeute das „viel, viel probieren“. So gebe es für jedes Gericht ein Tasting, an dem neben Gilles, Sous Chef und Chef Patissier André Siebertz, dessen Stellvertreter Daniel Heidkamp und in der Regel jemand aus dem Team „als fremder Gaumen“ teilnähmen. Küchenchef Gilles: „Das findet im Restaurant statt, in der Umgebung, in der die Gäste speisen.“
Das neue Konzept basiere auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre. „Das Menü war mit fünf, sechs Gängen bei unseren Gästen an der Obergrenze angelangt“, berichtet Gilles. Das Dinner wird jetzt mit dem „Apero-Teil“ eröffnet, ein Macaron mit Sellerie, Haselnuss und Liebstöckel etwa. Dem folgen Kleinigkeiten wie Fingerfood oder Canapés – Cashew mit rotem Langpfeffer und Meeersalz oder gelbe Erbsen mit Rosenkohl und Kapern.

Weder Glosche noch Schlips: Im neuen Gourmet-Restaurant Leu soll es lockerr bleiben.
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Gilles: „Da geht es um Knack und Umami.“ Das bringe Kommunikation an den Tisch, und der Abend fange schön an, schildert der Küchenchef. Dem Auftakt folgten Vorspeise, Hauptgang bis Dessert und Naschwerk, wobei „der Taktgeber immer der Gast bleibt“.
Viel Eigenleistung bei der Neugestaltung des Gourmet-Restaurants in Niederkassel
Bei der Neugestaltung des Restaurants wurde viel Eigenleistung eingebracht. Geschmackvolle Tapeten, dunkle Decke und Holzboden, die den Raum groß erscheinen lassen, sowie Accessoires und Lampen wurden nach den Plänen von Inhaberin Seidel und Gilles verwirklicht. In der Umsetzung habe sich die Haustechnik „enorm engagiert“, lobt Seidel: „Wir haben so ein tolles Team. Das sind alles leidenschaftliche, loyale und kreative Leute. Ich bin so stolz auf alle.“ Komplett neu gestaltet wurden die sanitären Anlagen, ebenfalls nach Gestaltungsideen Seidels.
