„Wollte unbedingt lernen“Ghanaer findet nach vielen Hürden Glück in Niederkasseler Friseursalon

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Der Ghanaer Faisal Abuwine arbeitet im Friseursalon von Friseurmeisterin Susanne Wurmbach im Einkaufszentrum Niederkassel-Ranzel.

Der Ghanaer Faisal Abuwine arbeitet im Friseursalon von Friseurmeisterin Susanne Wurmbach im Einkaufszentrum Niederkassel-Ranzel.

2015 kam Faisal Abuwine aus Ghana nach Deutschland. Mittlerweile ist er aus einem Niederkasseler Friseursalon nicht mehr wegzudenken.

Faisal Abuwine rührt eine Haartönung an, räumt eine Tasse Kaffee weg und hat gleichzeitig ein Lächeln für seine Kundin im Friseurstuhl übrig. Der 32-Jährige aus Ghana wirbelt durch den Salon von Friseurmeisterin Susanne Wurmbach im Einkaufszentrum Ranzel, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dabei hatte das neue Berufsleben des einstigen Asylbewerbers vor über sieben Jahren alles andere als vielversprechend begonnen.

„Ich bin neu in Deutschland, spreche die Sprache nicht und will arbeiten“, hatte er auf Facebook gepostet. „Ich war Ende 2015 nach Deutschland gekommen und habe hier ein Jahr lang untätig in meinem Zimmer gesessen. Ich wollte das nicht mehr und suchte eine Aufgabe“, erinnert sich Abuwine. Susanne Wurmbach sieht das Posting und lädt Abuwine zum Probearbeiten ein. Nach einem Tag steht für sie fest: Das passt. Sie bietet ihm eine Lehrstelle als Friseur an – nicht ahnend, dass sie und ihr neuer Mitarbeiter sich damit auf eine jahrelange rege Korrespondenz mit deutschen Ausländerbehörden einlassen.

Erfolgsgeschichte von Niederkasseler Friseur hat auch ihre dunklen Kapitel

„Schon seine Zulassung zur Ausbildung war mit erheblichen Mühen verbunden“ erinnert sich Wurmbach: „Auch Faisals Umzug von Meckenheim nach Niederkassel musste genehmigt werden, wobei uns der damalige Bürgermeister Stephan Vehreschild unterstützt hat.“ Ihr neuer Azubi lernt derweil das Handwerk, verbessert seine Sprachkenntnisse und bemüht sich, die zahlreichen Auflagen der Behörden zu erfüllen: „Immer, wenn wir eine Hürde genommen hatten, tauchte die nächste auf“, erzählt seine Chefin.

Faisal Abuwine und Susanne Wurmbach haben gemeinsam viel erreicht.

Faisal Abuwine und Susanne Wurmbach haben gemeinsam viel erreicht.

Dabei erwies sich Abuwine als Naturtalent in seinem neuen Beruf: „Ich habe in Ghana nur bis zum 13. Lebensjahr die Schule besucht, danach war ich als Busfahrer, Anstreicher und im Marketing tätig. Mit Haaren hatte ich nie etwas zu tun, aber ich wollte das unbedingt lernen.“ Inzwischen sei er einer der besten Friseure in ihrem Team, betont Wurmbach.

Doch diese Erfolgsgeschichte hat auch ihre dunklen Kapitel: Während Abuwine bei seiner Gesellenprüfung im praktischen Teil zu den Besten gehörte, scheiterte er bei zwei Anläufen an der Theorie – vor allem an der Sprachhürde, was Wurmbach ärgert: „Wir können nicht gleichzeitig in unserer Branche über fehlenden Nachwuchs klagen, wenn wir talentierten Leuten nicht entgegenkommen, zum Beispiel, indem die Prüfungsfragen auch auf Englisch vorliegen.“

Kunden blieben Niederkasseler Friseursalon wegen Faisal Abuwine fern

Das war nicht der einzige Punkt, der der selbst in Afrika aufgewachsenen Friseurin zu schaffen machte: „Ich habe Kunden verloren, weil ich einen Schwarzen eingestellt habe“, berichtet sie: „Es gab Leute, die wollten sich von ihm nicht einmal einen Kaffee bringen lassen.“ Auch in ihrem Team hatte es zunächst skeptische Blicke gegeben.

Diese Zeiten sind vorbei: „Heute ist er Everybodys Darling, wir alle lieben ihn und wollen ihn nicht mehr missen.“ Auch von den Kunden gibt es mittlerweile viel Zuspruch. Inzwischen hat Faisal Abuwine eine wichtige Hürde genommen: Vor wenigen Tagen erhielt er die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis, die ihm eine gelungene Integration bescheinigt. Als nächsten Schritt will er sich um die Einbürgerung bemühen: „Meine Mutter hat gesagt, ich kann jederzeit nach Ghana zurückkehren. Aber das will ich nicht. Ich will hierbleiben und meinen eigenen Weg gehen.“

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