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Neue WälderFörster in Rhein-Sieg setzen auf eine Vielfalt an Baumarten

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Wo schon vor Jahren Stürme Kahlflächen hinterließen, sind bereits neue Bestände herangewachsen.

Rhein-Sieg-Kreis – Ein verpflichtendes einheitliches Konzept für die Wiederaufforstung der privaten Wälder? „Das gibt es nicht“, stellt Jörg Fillmann klar. Im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft des Landesbetriebs Wald und Holz ist er für die Privatwälder zuständig. Angesichts der enormen Schäden durch Borkenkäfer und Klimawandel habe das Land die Pflicht, Wälder innerhalb von zwei Jahren wieder aufzuforsten, auf vier Jahre verlängert. Wie das geschehe, müsse jeder Waldbesitzer für sich entscheiden, erklärt Fillmann.

Etwa 4000 Waldbesitzer im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gehören Forstbetriebsgemeinschaften an. Genausoviele sind nicht organisiert. Mit den Schäden haben sie alle zu kämpfen.

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Jörg Fillmann ist beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW im Forstamt Rhein-Sieg-Erft für den Privatwald zuständig.

Wälder, die über Jahrzehnte gehegt und gepflegt wurden und die für Familien so etwas wie generationsübergreifende Sparkassen waren, sind zerstört. Nicht immer hat der Holzverkauf die Kosten fürs Fällen und Rücken eingebracht. Entsprechend wenig Geld ist für die Aufforstung vorhanden.

Die Wälder blieben Wälder, auch wenn sie kahl geschlagen seien, erklärt Jörg Fillmann. Damit bleibe für die Eigentümer auch die Pflicht zum Wiederaufforsten. Um das Risiko für die Zukunft zu verteilen, empfiehlt er mindestens vier Baumarten auf einer Fläche zu pflanzen. Bei der Suche nach standortgerechten Baumarten sei der Landesbetrieb behilflich.

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Die ersten zarten Pflänzchen zeigen, dass sich die Natur von selbst verjüngt.

„Naturverjüngung hat aus unserer Sicht Vorrang“, erklärt der Förster. Fachleute verstehen darunter den natürlichen Bewuchs, der sich ohne Zutun einstellt. Die Samen werden vom Wind – „Fichten- und Birkenpollen wehen hunderte Meter weit“ – aus Nachbarbeständen hergeweht, oder sie stammten von den Bäumen, die abgestorben oder umgestürzt seien, und hätten im Boden überlebt.

Ein großer Vorteil der Naturverjüngung sei der Preis: „Das kostet nichts.“ Ein zweiter, dass die Baumarten bereits heimisch seien, zählt Fillmann auf. Dass dabei auch wieder Fichten zum Vorschein kommen, ist für ihn kein Problem: „Ich pflanze auch wieder Fichten“, verrät er mit Blick auf einen eigenen kleinen Wald.

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Wo Borkenkäfer und Windbruch kahle Flächen hinterlassen haben, lässt die Nautur schon wieder die nächsten Generationen wachsen.

Es komme im Gegensatz zu den früher gepflanzten Monokulturen aber jetzt auf die Mischung an. „Auch Nadelholz ist ein kostbares Gut.“ Wie Naturverjüngung funktioniere, lasse sich gut an Stellen ablesen, die bei Stürmen vergangener Jahr geschädigt worden seien und wo die ersten Bäumchen schon wieder wachsen.

Allerdings, so ergänzt der Fachmann, sei bei der Naturverjüngung Geduld gefragt und in späteren Jahren Pflege. Ergänzend könnten Douglasien, Küsten- und Weißtannen oder europäische Lärchen in sogenannten Trupps dazu gepflanzt werden. Auch da gelte es aber, auf Monokulturen zu verzichten.

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Die nächste Generation junger Bäume wächst auf den Kahlflächen heran.

Zudem müssten die Pflanzen in den ersten Jahren vor dem Wild geschützt werden, das die jungen Triebe all zu gern als Leckerbissen vernasche. Jörg Fillmann rät zum Gespräch nicht nur mit den Revierförstern, sondern auch mit den Jagdpächtern. Zudem könnten Tubex-Hüllen die jungen Pflanzen in den ersten Jahren schützen.

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Über den Baum der Zukunft an Rhein und Sieg  wagt derzeit kein Förster eine Prognose zu treffen. Das hänge unter anderem von den Folgen des Klimawandels ab und sei noch nicht abzusehen. Auch da gelte: „Das Risiko breitgefächert verteilen“, unterstreicht Förster Jörg Fillmann. Ob heute richtig beraten werde, zeige sich möglicherweise erst in 100 Jahren.