Hohe Sprit- und EnergiepreiseHofläden im Rhein-Sieg-Kreis klagen über Umsatzeinbußen

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Rinder auf dem Hof der Familie Fritzen im Rhein-Sieg-Kreis

Auf dem Hof der Familie Fritzen werden auch Rinder zum Schlachten gezüchtet.

Hofläden im Rhein-Sieg-Kreis klagen über zurückgehende Einnahmen. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Als durch die Pandemie bedingt viele Restaurants geschlossen hatten, boomten bei den Hofläden die Geschäfte. Bis zu 20 Prozent mehr Umsatz gab es. Doch das hat sich jetzt wieder geändert. „Wir sind beim Verkauf wieder da, wo wir vor Corona waren“, so Margret Fritzen, die ihren Hofladen in Troisdorf-Eschmar hat. Während der Pandemie hätten viele Leute abends mehr Zeit gehabt und „auch mal gerne zusammen gekocht.“ Für die Zutaten aus regionaler Herkunft sei da mehr ausgegeben worden, weil das Geld da war. Das habe sich geändert. „Wir müssen nun abwarten, wie der Spargelverkauf läuft“, so Fritzen.

Max Fritzen zeigt den Spargel, der ab April in den handel kommt.

Max Fritzen zeigt den Spargel, der ab April in den handel kommt.

Es könnte gut sein, dass die Menschen an diesem „exzellenten, aber nicht billigen Gemüse sparen.“ Sohn Max Fritzen setzt deswegen auf Getreide. „Wir pflanzen erst mal keinen Spargel neu an, wenn die Felder durch sind.“ Diese Entwicklung bestätigt auch Landwirt Karl-Josef Engels aus Niederkassel. In seinem Hofladen sei der Umsatz um gut 20 Prozent eingebrochen. „Die Kunden sind alle noch da. Sie kaufen aber gezielter und weniger.“ Vieles würde zusätzlich im preiswerten Discounter erworben, was während der Hochphase von Corona noch bei ihm gekauft worden sei.

Zu kalt für die Kükenzucht

Auch Franz-Josef Telohe vom Geflügelhof Wirtz aus Niederkassel bestätigt das. Die Nachfrage habe nachgelassen. „Die Preise für unsere Eier sind aufgrund der Verteuerung von Futter und Energie gestiegen.“ Deshalb würden zurzeit auch keine Küken aufgezogen. In den Ställen müsse eine Temperatur von 30 Grad sein. Das sei bei den Energiepreise einfach zu teuer, weil diese höheren Kosten auf das Endprodukt umgeschlagen werden müssten. In den nächsten Wochen, wenn es wärmer werde, kommen aber wieder Küken in den Aufzuchtstall. Frischer geht’s nicht: Direkt nach dem Melken befüllt Marlies Höck den Zapfautomaten in ihrer Milchtankstelle in Lohmar-Scheiderhöhe. Doch seit der Preiserhöhung Anfang des Jahres sei der Umsatz eingebrochen.

Kein Küken im Wärmezimmer, 33 Grad kosten zu viel Energie, auf dem Geflügelhof Wirtz muss gespart werden.

Kein Küken im Wärmezimmer, 33 Grad kosten zu viel Energie, auf dem Geflügelhof Wirtz muss gespart werden.

Füllten die Kunden damals im Schnitt 130 Liter pro Tag in die Glasflaschen, waren es zuletzt oft gerade mal 30. Der Automat erlaube nur 25-Cent-Schritte, 1,25 statt zuvor einen Euro kostet nun der Liter regionale Rohmilch. „Da gehen viele offenbar lieber in den Supermarkt.“ Dabei sei selbst dieser Preis kaum auskömmlich, so die Bäuerin. Man habe zwar eigenes Futter für die 120 Kühe, das aber bringe ein Lohnunternehmer ein. Zu den ohnehin gestiegenen Spritkosten komme eine gesperrte Straße. Mehraufwand: 9000 Euro pro Jahr. Das ließe sich nicht so einfach ausgleichen. Die Nachfrage nach Eiern, die es auch aus dem Automaten gibt, indes sei noch gewachsen, trotz des Aufschlags von 40 Cent auf 3,20 Euro.

„Die Eier haben zugelegt“, sagt auch Helga Trimborn vom Gut Schiefelbusch in Lohmar, das gleich zwei Hofläden hat. Sie sieht Rückgänge nur bei den Extras, Weinen, Likören, Servietten. „Davon haben sich die Leute vielleicht in der Corona-Zeit einen Vorrat angelegt.“ Die Umsätze bei den landwirtschaftlichen Produkten, bei Käse sowie bei Fleisch und Wurst vom eigenen Metzger, seien stabil geblieben. Kaufzurückhaltung spüre sie nicht.

Das liege sicher auch an der moderaten Preisgestaltung, meint Trimborn: „Wir haben bei den Gänsen fürs Kilo nur einen Euro mehr genommen und alle verkauft. Wir müssen doch auf dem Teppich bleiben.“ Andere Höfe hätten einen Aufschlag von vier bis fünf Euro verlangt. Sie habe nie einen „Elite-Laden“ gewollt, setze lieber auf neue Ideen, um die Kundschaft zu halten: „Wir gestalten gerade eine Unverpackt-Ecke und schmieden eine Partnerschaft mit einem Caterer für Veranstaltungen.“

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