Grapefruit bis LakritzDiese Eisdielen in Rhein-Sieg bieten außergewöhnliche Sorten

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Die Vielfalt an Geschmacksrichtungen geht in der Region weit über die Klassiker hinaus.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Herstellung von Speiseeis ist ein echtes kreatives Handwerk. Viele Betreiber haben über das klassische Schoko-Vanille-Erdbeer hinaus neue Geschmacksrichtungen entwickelt. Annette Schroeder hat fünf von ihnen besucht – und durfte probieren.

Aus dem Land, wo die Zitronen blüh’n

Das Land, wo die Zitronen blüh’n, liegt für die Brüder Rino und Massimo Remor vor der Stiefelspitze: Aus Sizilien importieren die Inhaber des Eiscafés Remor die frisch gepressten, gefrorenen Fruchtsäfte für ihr Eis. Die Aromen der Insel sind darin eingefangen. Zitrone, Blutorange und Pampelmuse: Man schmeckt die pure Frucht in cremiger Konsistenz – und sonst gar nichts.

Nicht überall bekommt man Mandarine; allein dafür lohnt der Trip nach Hennef: herb und säuerlich mit leicht bitterer Note. Testen sollte man auch Granatapfel mit angenehmer, aber nicht penetranter Süße. Das Geschmackserlebnis ist nie gleich; „je nachdem, wie viel Schale im Saft ist“, sagt Rino Massimo.

In diesem heißen Sommer sei das Geschäft mit den Sorbets gut gelaufen, sagen die aus den Dolomiten stammenden Brüder. Doch auch Eigenkreationen wie das schokoladig-nussige „Buono“ verkaufen sich gut. Letztlich aber gelte: „Die Leute wollen immer etwas Neues sehen, kaufen aber dann doch dasselbe“, sagt Rino Remor. Eis mit Basilikum blieb denn auch ein Experiment. 

Kühles Trio gegen die Hitze 

„Ich probiere aus und gucke, wie es läuft“, sagt Luciana De Ronch. Jeden Morgen steht die Chefin des „Fontanella“ in Troisdorf in der Küche und sorgt für den Nachschub. Die neuen Sorten entstehen quasi nebenbei. Aktuell ist es ein Trio, mit dem sich der Hitze trotzen lässt: rosa Grapefruit, das mit seinem leicht bitteren Nachgeschmack besonders erfrischend ist.

Buttermilch-Orange erfreut durch mild-säuerliche Aromen, und spritzig schmeckt Quark-Limette. „Dafür bin ich noch auf der Suche nach Limetten-Zesten“, sagt Luciana De Ronch; auch sie entstammt einer Eismacher-Familie aus den Dolomiten und verwendet überwiegend alte und bewährte Rezepte.

38 Sorten sind permanent im Angebot; „die Theke ist ja groß genug“, meint De Ronch, die gezielt mit Schildchen die Aufmerksamkeit ihrer Kunden auf das „Eis der Woche“ lenkt: etwa Milchreis mit Zimt und Mascarpone mit Himbeer. Was nicht gut gelaufen ist, zum Erstaunen der Chefin: Tiramisu. „Einmal gekauft, und dann war’s das.“

Wenn Ingwer mit Orange flirtet

Joghurt mit Salzkaramell, Blutorange mit Ingwer und La Deliziosa (Ricotta mit Pistazien) – ein himmlischer Dreiklang, serviert im Eiscafé Panciera in Neunkirchen-Seelscheid. Francesco Provvedi, der aus einer Eismacher-Dynastie stammt, ansässig ursprünglich in den Dolomiten, probiert permanent neue Rezepturen aus. „Ein bisschen sauer, ein bisschen süß, ein bisschen salzig“ , so beschreibt Provvedi treffend das Salzkaramell-Eis.

Auf die Blutorangen-Ingwer-Mixtur, die dank der Schärfe der kleingeraspelten Knolle kleine Geschmacksexplosionen im Mund freisetzt, kam Ehefrau Sonia Becchetti, als sie an einem Wintertag solch einen Früchtetee trank. La Deliziosa schließlich macht – frisch und nicht zu süß – seinem Namen alle Ehre.

Einziger Wermutstropfen: Für jedes neue Eis muss Provvedi eine andere aus dem Sortiment nehmen; aktuell Honigmelone, Karamell und Cookies Black. Zum Bedauern mancher Stammkunden, die extra von weither kommen. Statt blaues Schlumpf-Eis hat Provvedi für die Kinder übrigens Waldmeister in Quietschgrün. Die einzige Sorte mit Farbstoff.

Traditionell schließt die Eisdiele im Herbst. Aber auch in der kalten Jahreszeit müssen die Kunden nicht verzichten: Das Panciera-Eis findet sich im Kühlregal dreier Supermärkte in Neunkirchen-Seelscheid und Much.  

Splittriges Vergnügen 

Die splittrige Schicht aus Karamell geht mit dem cremig-sahnigen Ricottaeis eine verführerische Verbindung ein. Wer Fan von gebranntem Zucker mit seinem typischen Röstaroma ist, kommt bei der neuen Sorte des Siegburger Eiscafés Garibaldi auf seine Kosten. „Ricotta kommt aus der italienischen Dessert-Tradition“, erklärt Angestellte Marta Roselli; und so hatte sich dieses Gelato aus dem cremig-milden Molke-Frischkäse bereits in Italien bewährt, als der Rezept-Vorschlag einer Lieferfirma für das Siegburger Café eintrudelte.

Die neue Sorte werde gut nachgefragt, berichtet Roselli. Sehr begehrt sei in diesem Jahr veganes Eis; naturgemäß sind dies die fruchtigen Sorten, aber auch die extra dunkle Schokolade.

Mit Lakritz auf die Kirmes

Lakritz und gebrannte Mandel: „Passend zur Kirmes“, die ab 19. August in Kaldauen stattfindet, hat Günter Single diese Sorten erfunden. Wobei der Chef der „Eiszeit“ weiß: „An Lakritz scheiden sich die Geister; die einen lieben es, die anderen hassen es.“ Doch gerade das sollte man probieren, denn mit Industrielakritz hat dieses Eis nichts zu tun. Der Chef der „Eiszeit“ hat echte Süßholzwurzel verwendet. Und in die für Lakritz typische Symbiose von süß und salzig schleichen sich Fenchel und Anis ein – köstlich! Auch die gebrannte Mandel entfaltet ihren runden, sanften Röstgeschmack erst allmählich.

Ein Tipp für alle, die mit den typischen Krachern in Kindheitserinnerung schwelgen, sich aber nicht die Zähne ruinieren wollen. Der gelernte Konditor Single, der aus Schwaben stammt, hat immer wieder Überraschungen parat. Dazu gehört auch die Fruchtmixtur „Tropicana“ – mit Spinat für die grüne Farbe. 

Die Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie kennen noch eine Eisdiele im Rhein-Sieg-Kreis, die ganz ausgefallene Sorten anbietet? Dann schreiben Sie uns gerne per E-Mail

Die Reihenfolge der Eisdielen in unserer Auflistung ist willkürlich.

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