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Rhein-Sieg-KreisWarum Mustafa Erdogdu den Beamtenstatus für Türkisch-Stunden aufgab

Lesezeit 3 Minuten
Türkisch-Lehrer Rhein-Sieg

Mustafa Erdogdu ist Türkischlehrer an drei Grundschulen im Rhein-Sieg-Kreis.

  1. Mustafa Erdogdu ist Türkischlehrer und unterricht unter anderem in Troisdorf und Siegburg.
  2. Wie es den 43-Jährigen in den Rhein-Sieg-Kreis verschlagen hat und warum er für seinen Job und sein Leben hier sogar seinen Beamtenstatus in der Türkei aufgegeben hat, erfahren Sie hier.

Rhein-Sieg-Kreis – „Bildung sollte man seinen Kindern mit auf den Lebensweg geben, unabhängig davon, welche Schulform sie gewählt haben.“ Für Türkischlehrer Mustafa Erdogdu ist diese Aussage wichtig. Und deswegen entschloss er sich, nach dem Schulabschluss in Ankara Grundschullehrer zu werden.

Mit 23 Jahren kam er frisch von der Universität in Ankara an eine Dorfschule in die Osttürkei. „Das ist üblich, damit man nicht nur in den Großstädten unterrichtet, sondern auch Erfahrungen in anderen Gebieten des Landes bekommt“, so der heute 43-Jährige.

Er genoss das hektikfreie Leben auf dem Dorf, doch nach fünf Jahren zog es ihn wieder nach Ankara an eine Grundschule. Das Leben in der Großstadt gefiel ihm, doch „ich war noch jung und wollte etwas von der Welt sehen.“ Erdogdu bewarb sich als Lehrer für ein anderes Land, in dem türkische Mitbürger leben. Das war möglich, da er mittlerweile Beamter war. „Voraussetzung war allerdings, dass man sich in der Sprache des Landes verständigen kann“, erinnert er sich.

Begehrtes Zertifikat bereits nach einem Jahr

Schnell wurde für ihn klar, was er wählt. „Deutsch wird in Deutschland, Österreich, in großen Teilen der Schweiz sowie in kleinen Teilen von Dänemark und Belgien gesprochen.“ Er belegte Kurse am Goethe-Institut und bekam nach einem Jahr das begehrte Zertifikat.

Seine erste Station führte ihn im Jahr 2010 zur türkischen Vertretung nach Stuttgart. Rund um Heilbronn wurde er als Lehrer für die türkische Sprache eingesetzt. Integrationsprobleme hatte er nicht. „Es gab einen Arzt, der türkisch sprach, einen türkischen Apotheker und türkische Geschäfte.“

Kurze Zeit später lernte er auch seine Frau kennen. „Beim Einkauf in einem deutschen Supermarkt fand ich etwas nicht. Da habe ich einfach eine Frau, die mit dem Einkaufswagen unterwegs war, um Hilfe gebeten.“ So bekam er den gewünschten Artikel und bald darauf auch seine Frau fürs Leben.

Rückkehr in die Türkei im Jahr 2015 geplant

2015 war die Zeit für den Auslandsaufenthalt beendet; Erdogdu sollte wieder zurück an eine Grundschule in die Türkei. Das erste Kind des jungen Ehepaares war 2013 zwischenzeitlich geboren, „meine Frau war zu diesem Zeitpunkt wieder schwanger“. Nach langen Gesprächen beschlossen beide, dass sie erst einmal in Deutschland bleiben wollten. Als er eine Stelle als Türkischlehrer im Rhein-Sieg-Kreis gefunden hatte, gab Erdogdu seinen Beamtenstatus auf und die Familie zog nach Sankt Augustin.

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„Ich finde es sehr fortschrittlich, dass sich der Kreis um den Sprachunterricht kümmert“, so der Türkisch-Lehrer. An drei Grundschulen ist er eingesetzt. Die Arbeit mit den Jugendlichen macht ihm großen Spaß. „Eigentlich sind fast alle meiner Schüler in Deutschland geboren, haben jedoch einen Bezug zur türkischen Sprache, weil sie im Elternhaus gesprochen wird.“

Drei Unterrichtsstunden pro Woche

Je drei Stunden pro Woche unterrichtet er verschiedene Altersgruppen an der evangelischen Grundschule in Troisdorf, der Gemeinschaftsgrundschule in Sieglar und der Grundschule Stallberg in Siegburg. „Das Sprechen ist nicht das Problem, eher die Rechtschreibung“, berichtet er.

Erdogdu sieht seinen Unterricht als wertvolle Wissenserweiterung. „Zwei Sprachen zu beherrschen, ist ein wertvolles Bildungsgut.“ Darauf kommt es ihm an. Ob man Türke oder Deutscher ist, zähle nicht. Wichtig sei, Glück im Leben zu finden. „Dafür spielen Nationalitäten und der Glaube nun wirklich keine Rolle.“ Und das lebt er auch ins einer Familie vor. Seine Frau ist Christin, er Moslem. „Wir feiern einfach Zuckerfest und Weihnachten gemeinsam.“