Gegen Widersprüche trotz UrteilsFC Hafia Bonn wird nach Spielabbruch bestraft und wehrt sich

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Die Wellen um die Spielabsage des SV Vorgebirge III beim FC Hafia Bonn schlagen hoch.

Die Wellen um die Spielabsage des SV Vorgebirge III beim FC Hafia Bonn schlagen hoch. (Symbolbild)

Der SV Vorgebirge III sagtedas  C-Ligaspiel beim FC Hafia Bonn aus Angst vor Gewalt ab. Die Beschuldigten wehren sich.

In Zeiten, in denen sich die Meldungen von tätlichen Übergriffen auf Gegenspieler, Schiedsrichter und Zuschauer häufen, haben die Fußballer des SV Vorgebirge III ein Zeichen gesetzt. Die Mannschaft, die in der Kreisliga C um den Klassenerhalt kämpft, weigerte sich, am Sonntag zum Meisterschaftsspiel beim FC Hafia Bonn anzutreten – mit dem Hinweis auf die jüngste Historie der Gastgeber. In den sozialen Medien meldete sich der SVV zu Wort und erklärte die Absage.

 SV Vorgebirge III setzt Zeichen gegen Gewalt

Das Team wolle ein Zeichen gegen Gewalt auf Sportplätzen gegenüber Schiedsrichtern, gegnerischen Vereinen und Zuschauern setzen. Ausschlaggebend seien die Vorkommnisse beim Spiel von Hafia beim SSV Bornheim III in der Vorwoche gewesen. Dort habe es erneut verbale und handgreifliche Entgleisungen gegenüber dem Schiedsrichter gegeben, SSV-Akteure seien mit Faustschlägen bedacht worden: „Darum haben wir am Montag beim Kreis um die Absetzung der Partie gebeten, bis die Vorfälle lückenlos aufgeklärt sind“, sagt Christoph Birgel, Abteilungsleiter beim SVV. Hintergrund ist ein bestehendes Urteil gegen den FC Hafia nach dem Spielabbruch gegen Polonia Bonn im Dezember 2023. Dort sollen Spieler und Verantwortliche des Clubs den Unparteiischen massiv beleidigt, bedroht haben und körperlich angegangen sein. Die Strafe wurde vor knapp sechs Wochen verhängt: fünf Punkte Abzug am Saisonende, fast 1000 Euro Ordnungsgeld und ein Spielausschluss auf Bewährung bis 2025.

Die Verantwortlichen des SVV sahen ihre Sicherheitsbedenken nicht gewürdigt, auch die Forderung nach eine Schiedsrichtergespann blieb unerfüllt: „Wir sollten selbst einen Schiedsrichter stellen“, so Birgel. In der Stellungnahme sieht er den Club als „Bauernopfer“ und fragt, ob erst Schlimmeres passieren müsse, bevor gehandelt werde. Birgel: „Also haben wir abgesagt, hoffentlich kommen wir wenigstens um die 100 Euro Ordnungsgeld herum.“ Die Punkte hat er abgeschrieben.

FC Hafia Bonn wehrt sich gegen Vorwürfe 

Hafias Vorstandsmitglied Alpha Diallo widerspricht dieser Darstellung vehement: „Wir sind hier die Opfer. Seit unserem Start als Verein, der sich um Migranten aus Schwarzafrika kümmert, hatten wir wiederholt Probleme mit den Schiedsrichtern, wir fühlen uns von ihnen benachteiligt. Dabei wollen wir helfen, unsere Spieler in die Gesellschaft zu integrieren.“

Was ihn meisten wurmt, ist das Urteil gegen den Verein, gegen das Hafia Widerspruch einlegen wollte. Dem sei aber nicht stattgegeben worden, so Diallo. Er verweist auf zwei Videos, die die Vorkommnisse beim Polonia-Spiel dokumentieren sollen. Sie liegen der Redaktion vor und zeigen die Szenen, die beim Fußball nichts zu suchen haben. Von wem die Handgreiflichkeiten ausgingen, klären sie aber nicht auf.

Diallo geht in der bestehende Fehde mit den Spielleitern noch einen Schritt zurück und erinnert sich an die Partie gegen den TV Rheindorf in der vergangenen Saison. Bei diesem Heimspiel sei kein Schiedsrichter vor Ort gewesen, ein Gast habe das Amt spontan übernommen – der Co-Trainer. Nach der 1:0-Führung für Hafia habe er seinen Stil merklich verändert und ein klares Abseitstor des TVR zählen lassen. Letztlich wurde die Begegnung abgebrochen und Hafia dafür verantwortlich gemacht. Diallo: „Wir mussten ein Ordnungsgeld zahlen.“

Streit um Spielabbruch und Sicherheitsbedenken beim C-Ligaspiel

Seine komplett andere Sicht auf die Geschehnisse beim Duell mit Polonia begründet der Vize-Präsident mit einer rassistischen Äußerung eines gegnerischen Akteurs, die vom Schiedsrichter nicht geahndet worden sei. Im dichten Schneetreiben von Bonn erhitzen sich die Gemüter trotz der eisigen Temperaturen, es kam zu Tumulten, so dass Hafia die Polizei rief: „Wir haben Anzeige gegen den Spieler und den Schiedsrichter gestellt, der unserem Vorsitzenden angegriffen hat.“ Der Unparteiische war offensichtlich nicht mit den Handyaufnahen einverstanden, wie die Videos zeigen.

Der Fußballkreis Bonn habe die Aufnahmen anders bewertet, so Diallo. Dessen Vorsitzender Jürgen Bachmann erfuhr jüngst von der Absage am Sonntag: „Ich werde mich kundig machen und dann eine Stellungnahme abgeben.“ Das soll am Donnerstag der Fall sein.

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