Seit dem 22. November haben sich die Tierarztkosten erhöht. Vereine aus dem Rhein-Sieg-Kreis befürchten, dass mehr und mehr Leute die Kosten nicht mehr tragen können.
GebührenordnungVereine in Rhein-Sieg fürchten Notlage durch gestiegene Tierarztkosten

Das Tierarztmobil des ETN versorgt die Tiere von Menschen über 60 Jahren, die sich die Behandlung selbst nicht mehr leisten können.
Copyright: ETN e. V.
Alles wird teurer. Und nicht nur Sprit und das Heizen: Zum 22. November wurden die Gebühren für tierärztliche Behandlungen drastisch erhöht. Das war lange geplant und angekündigt. Denn auch die Kosten der Tierärzte sind gestiegen, ihre Gebühren haben sich jedoch seit 1999 nicht verändert. Klar ist aber auch: Für viele kommt die Erhöhung zur Unzeit – ausgerechnet in Zeiten steigender Inflation und explodierender Strom- und Gaskosten.
Direkt betroffen ist das Tierheim in Troisdorf. An drei Tagen in der Woche kommt ein Veterinär ins Tierheim an der Siebengebirgsallee, um sich dort um Hund, Katze, Kaninchen & Co. zu kümmern. Dieser Vertragstierarzt erhalte eine Pauschale, erklärt Kerstin Weiser, Vorsitzende des Vereins Tierschutz für den Rhein-Sieg-Kreis.
Troisdorfer Tierheim muss für Operationen ab sofort mehr zahlen
Dennoch ist der Verein, der das Tierheim führt, von den Gebührenerhöhungen betroffen. Denn alles, was über die Grundversorgung wie den Eingangscheck und Impfungen hinausgeht und in der Tierarztpraxis stattfinden muss, ist nicht durch die Pauschale gedeckt: Ultraschalluntersuchungen, Röntgen und Operationen zum Beispiel. Dafür muss auch der Verein mehr zahlen.

Das Tierarztmobil Bonn betreut derzeit rund 1100 Menschen und ihre Haustiere – Tendenz steigend.
Copyright: ETN e. V.
Ebenfalls erhöhen sich die Kosten bei Inanspruchnahme des tierärztlichen Notdienstes. Kerstin Weiser nennt als typisches Beispiel die verletzte Katze, die nachts am Straßenrand gefunden und ins Tierheim gebracht werde. „Zurzeit können wir das noch stemmen“, sagt Weiser. „Wir müssen uns nicht die Frage stellen: Lohnt es sich noch für das Tier?“ Aber die finanzielle Situation werde schwieriger, sagt die Vereinsvorsitzende nicht zuletzt auch mit Blick auf die Energiekosten.
1100 Patienten frequentieren das Tierarztmobil des ETN in Bonn
„Für viele Menschen ist das eine Riesenkatastrophe“, sagt Dr. Ingrid Kreide-Damani vom Europäischen Tier- und Naturschutzvereins (ETN) mit Sitz in Much. Der Verein betreibt ein Tierarztmobil in Bonn. Es richtet sich speziell an Bedürftige über 60, die ihre Tierarztrechnungen nicht mehr begleichen können. 1100 Patienten aus Bonn stehen auf der Liste des ETN, Tendenz steigend. „Zum Tierarztmobil kommen Menschen, die zum Teil selbst auf Nahrung verzichten, um ihre Tiere versorgen zu können“, sagt Kreide-Damani.
Tiere seien besonders für ältere Menschen wichtige Anker, die dazu motivierten, dem Leben eine Struktur zu geben. Wenn nun die Zahl derer immer größer werde, die ihre Tierarztrechnungen nicht mehr begleichen könnten, werde die Last für die Einrichtungen wie das Tierarztmobil immer größer.
Gleichzeitig, sagt die ETN-Sprecherin, sei ihr bewusst, dass die Erhöhung der Tierarztkosten eine logische Konsequenz sei. Deshalb betont sie: „Wir finanzieren uns ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden – die sind aktuell besonders wichtig.“