Werden Gärten und Felder zerstört, sind die Übeltäter oft Wildschweine. Doch es gibt keine „außergewöhnlich hohe Population“ im Kreis.
„Lässt sich nicht verhindern“Wildschweine zerstören Gärten in Rhein-Sieg – Verbreitung nimmt stark zu

Die Tiere sind vermehrt im Kreis unterwegs. Besondere Vorsicht ist bei Wildschweinmüttern geboten - sie verteidigen ihre Jungen, wenn sie sich bedroht fühlen. (Symbolbild)
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Sie sind immer wieder ein Ärgernis in Gärten und Feldern im Kreisgebiet, manchmal sogar auf Friedhöfen: Wildschweine dringen auf der Suche nach Futter in Gärten ein, durchwühlen die Erde und hinterlassen Verwüstung. Handelt es sich um weibliche Wildschweine mit Nachwuchs – Bachen mit Frischlingen –, können die Tiere aggressiv und auch für Menschen zur Gefahr werden.
Solche Sorgen trieben jüngst Anwohnerinnen und Anwohner vor allem in Sankt Augustin und im Norden Siegburgs um, die sich damit an die SPD-Kreistagsfraktion wandten. Eine entsprechende Anfrage der SPD an die Kreisverwaltung um Umweltausschuss ergab: Obwohl das Problem der Verwüstung und die Gefahren nachvollziehbar seien, gibt es laut Beobachtungen der Unteren Jagdbehörde „keine belastbaren Informationen auf eine außergewöhnlich hohe Population des Schwarzwildes im Rhein-Sieg-Kreis“. Was die Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest angehe, sei die Lage nach wie vor angespannt.
Wildschweinpopulation verzeichnet jährliche Wachstumsraten von 300 Prozent
Tatsächlich hat sich laut Unterer Jagdbehörde in den vergangenen Jahren die Anzahl der erlegten Wildschweine während der sogenannten Jagdstrecke verringert. Von 4927 erlegten Tieren im Jagdjahr 2019/2020 sank die Zahl bis 2023/2024 auf 2986 Tiere. Die Tiere vermehrten sich jedoch weiter. „Die Schwarzwildbestände sind aufgrund der günstigen Lebensraumbedingungen wie milde Winter und großes Fraßangebot auf einem hohen Niveau“, berichtet die Untere Jagdbehörde.

Wenn Wildschweine mit ihren Frischlingen unterwegs sind, ist Vorsicht geboten. (Symbolbild)
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Bei jährlichen Wachstumsraten von bis zu 300 Prozent bei den Wildschweinen könnten Probleme allerdings „sicher nicht kurzfristig gelöst werden“. Genaue Zahlen über die Größe Population der Tiere im Kreis wurden nicht genannt.
Es müsse daher mit der gelegentlichen Verwüstung von Grünland, Gärten, Sportanlagen oder Friedhöfen durch Wildschweine leider auch zukünftig gerechnet werden. Wildschweine bevorzugen als Lebensraum eigentlich Wälder mit dichtem Unterwuchs und in der Nähe von Wasser, da sie sich gern im Schlamm suhlen, um ihre Haut vor Parasiten zu schützen. Sie suchten allerdings seit einiger Zeit auch im Randgebiet von Städten nach Nahrung, weil dort auf bewirtschafteten Flächen, Grünanlagen und Gärten reichlich Futter fänden, heißt es in einer Information der Stadt Bad Honnef.
Wildschweine verwüsteten im Sommer 2024 Siegburger Nordfriedhof
„Der Ärger vieler Bürger über die durch Wildschweine verursachten Schäden in ihren Hausgärten kann gut nachvollzogen werden, lässt sich jedoch leider nicht verhindern“, betont die Untere Jagdbehörde. Es handele sich dabei in der Regel um Grundstücke, die unmittelbar an Wald und Feld angrenzten. Gelegentliche Übertritte von Wildschweinrotten seien daher nicht ungewöhnlich.
Dass die Tiere in Gärten eindrängen und sie verwüsteten, sei demnach nur durch ausreichenden Schutz zu verhindern. Maschendrahtzäune oder Holzzäune seien nicht ausreichend, es müssten „stabile Zaunanlagen errichtet werden“. Die Kosten dafür müssten Besitzer selbst tragen. Weil es sich bei Wohngrundstücken um befriedete Bezirke handelt, dürfen Wildschweine dort nicht gejagt werden. Eine Ausnahme bildete im vergangenen Jahr der Siegburger Nordfriedhof, weil die Wildschweine dort hohe Schäden verursachten – auch an Gräbern, sodass eine Ausnahmegenehmigung für die Jagd ausgesprochen wurde.

Wildschweine suchten den Siegburger Nordfriedhof heim. (Archivbild)
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Grundsätzlich dürften aber, so die Jagdbehörde, Wildschweine das ganze Jahr über gejagt werden – mit Ausnahme von „führenden Bachen mit Frischlingen unter 25 Kilogramm“.
Das gilt bis zum 31. Januar 2028 vor dem Hintergrund der laut Veterinäramt immer noch angespannten Lage und Gefährdung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP). Es habe zwar seit dem letzten Ausbruch 2024 zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz keine weitere Ausbreitung gegeben, dennoch würden regelmäßig Blutproben von erlegten und verendeten Tieren untersucht.
Eine mögliche Verpflichtung zur Jagd von Wildschweinen könne seitens der Unteren Jagdbehörde ausgesprochen werden, um die Population einzudämmen, das sei aber nur in „gravierenden Fällen“ möglich, wenn „erheblich übersteigender Wildschaden“ innerhalb kürzester Zeit verursacht worden ist. Eine solche Situation sei in den vergangenen Jahren jedoch nicht verzeichnet worden.