„Mehrkosten von 7000 Euro allein beim Öl“Traditions-Bäckerei in Sankt Augustin kämpft mit Energiekrise

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Die Bäckerei Könsgen in Sankt Augustin-Menden

Handwerk mit Tradition: Rainer Könsgen backt jeden Tag frisch.

Der Bäcker Rainer Könsgen liebt seinen vielseitigen Beruf – und betreibt das Mendener Geschäft in vierter Generation.

Auf Rainer Könsgens Poloshirt prangt die Jubiläumszahl: 115 Jahre. „Sind mittlerweile aber 118“, korrigiert der Inhaber, der die traditionsreiche Backstube in vierter Generation führt. Hier an der Von-Galen-Straße in Menden hat „Könsgen Backparadies“ eine treue Stammkundschaft.

Bäckerei-Familienbetrieb Könsgen besteht seit fast 120 Jahren

Sein Urgroßvater Michael eröffnete die Backstube im Jahr 1905 im Könsgenhof an der Siegburger Straße. Dort blieb sie bis 1966 und zog dann an den heutigen Standort. 1991 übernahm Rainer Könsgen den Betrieb, nach einer Konditorlehre im Café Balensiefen in Hennef mit anschließender Meisterprüfung 1980. „Ich habe immer versucht, den Laden mit neuen Ideen am Laufen zu halten“, sagt der 65-Jährige.

Das Sortiment bietet eine Auswahl an Körnerbrötchen, feinen Backwaren und Obstplunder. „Wir haben Müslibrötchen, Dinkel, Meister- und Kartoffelbrötchen – besonders Dinkel ist zurzeit sehr gefragt“, berichtet Könsgen. Teilchen wie Nuss- oder Rosinenschnecken backt er täglich frisch. „Beliebt sind auch Alpenkruste und Bauernkruste, jeweils mit 80 beziehungsweise 70 Prozent Roggenanteil.“

Ihm mache der Beruf Freude, weil er so viel Abwechslung biete. „An Karneval backe ich Berliner, zu Ostern sind die Kränze dran. Im Herbst machen wir Weckmänner, im Advent Spekulatius und Stollen. Und dann ist schon die Zeit für Neujahrsbrezeln.“ Im September biete er Zwiebelkuchen mit Federweißem an, den er von einem befreundeten Winzer im Ahrtal bezieht.

Energiekrise macht dem Familienbetrieb zu schaffen

Deswegen wollte er der Region helfen, nachdem sie von der Flutkatastrophe getroffen worden war. „Damals bin ich mehrmals in der Woche mit frischen Backwaren runtergefahren und habe die an die ortsansässigen Bäcker weitergegeben – die Backstuben waren ja alle zerstört.“ So sei den Betroffenen schnellere Hilfe zuteilgeworden, findet er. „Wenn ich Geld spende, versandet das in der Bürokratie. Dann lieber so.“

Apropos Geld: Die gestiegenen Kosten belasten den täglichen Betrieb. „Insbesondere die Energiekosten sind in die Höhe geschossen. Wir haben Mehrkosten von 7000 Euro allein beim Öl“, klagt Könsgen.

Auch der Stromversorger verlange inzwischen 1,07 Euro statt 32 Cent pro Kilowattstunde. „Und so eine Backstube verbraucht 50.000 Kilowatt im Monat. Hätte es die Preisbremse nicht gegeben, hätten wir sofort aufhören müssen.“

Auf der Suche nach einem Nachfolger

Das Puddingteilchen kostet noch 1,95 Euro, ein Brötchen 45 Cent. Weiter erhöhen will Könsgen die Preise vorerst nicht: „Die Leute kaufen jetzt schon weniger, das merkt man“, sagt Könsgen. „Zum Wochenende gönnen sie sich was, aber unter der Woche kommt weniger Kundschaft.“ Einen Nachfolger hat er indes noch nicht gefunden: „Ich mache so lange weiter, wie es geht.“

Könsgen Backparadies, Von-Galen-Straße 47, Sankt Augustin-Menden. Öffnungszeiten: Montag geschlossen, Dienstag bis Freitag von 6.30 bis 12.30 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Freitag auch von 14.30 bis 16 Uhr, Samstag von 6.30 bis 12 Uhr, Sonntag von 8 bis 10.30 Uhr.

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