Kein PferdSankt Martin rollt bei Sankt Augustiner Umzug auf einem Segway durch die Straßen

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Nicht auf dem Pferd, sondern auf einem Segway ist Sankt Martin in diesem Jahr in Niederpleis unterwegs. Die Zugteilnehmer finden es gut. 

Singende Kinder, leuchtende Laternen – doch Pferde waren diesmal beim Umzug nicht dabei. In Niederpleis führte Sankt Martin mit einem Segway den Zug an. „Wir haben lange überlegt“, berichtete Sascha Ziegenhals, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. „Dann ist uns die Idee gekommen.“ Denn: Heute, argumentierte Ziegenhals, wäre kein Mensch, der etwas Gutes tue, mit dem Pferd unterwegs. Er würde vielleicht mit einem E-Tretroller oder einem Segway fahren. Auch die beiden Knappen, die Sankt Martin in Niederpleis traditionell begleiten, sind in diesem Jahr auf dem Segway mit dabei.  

Pferde sind bei den Martinszügen in Sankt Augustin nach wie vor erlaubt

Die Änderung hat auch einen Hintergrund. Das NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat eine Leitlinie für Pferde im Brauchtum festgelegt. „Die hat die Stadt im Januar 2023 an alle betreffenden Vereine und Organisation verschickt“, so Benedikt Bungarten, Pressesprecher der Stadt Sankt Augustin. Pferde seien demnach nach wie vor bei Martinszügen erlaubt, es käme jedoch auf die Voraussetzungen an.  

Das bestätigt auch Ziegenhals. „Wir haben uns die neunseitige Leitlinie genau angeschaut.“ Die Vorschriften seien richtig und gut. Der Schutz der Pferde sei wichtig. So muss der Weg des Umzuges so konzipiert sein, dass eine tierärztliche Betreuung innerhalb von zehn Minuten erfolgen könne. Eine Gelassenheitsprüfung der Tiere ist Vorschrift, damit sichergestellt ist, dass sie den Marktzinszug auch mental begleiten können. Die Reiter müssen nachweisen, dass sie regelmäßig auf den Tieren sitzen. Pro Jahr mindestens 30 praktische Reitstunden, davon zehn innerhalb der letzten vier Monate unter Aufsicht eines geeigneten Reitlehrers, mindestens FN-Trainer C.    

Viele Bürger in Sankt Augustin finden den Sankt Martin auf einem modernen Segway sogar zeitgemäß

Das ist für die Dorfgemeinschaft aber das große Problem. Seit drei Jahrzehnten lieben und schätzen die Niederpleiser Frank Meys als Sankt Martin. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. Auf dem Pferd ist er sicher, allerdings kann er die Voraussetzungen der praktischen Reitstunden nicht vollständig erfüllen. „Das ist auch ein  großer Zeiteinsatz im privaten Bereich im Vorfeld des Umzuges“, so Ziegenhals. So beschloss der Vorstand, auf die modernen Segways umzusteigen. Bei den Zuschauern fand diese Idee durchaus Zustimmung. Renate Palkoska amüsierte sich über den heiligen Martin mit E-Antrieb. Auch Katja Knuth störte die moderne Version nicht. Susanne Hatzfeld-Grimm hingegen vermisste die Pferde „ein wenig“. Für sie gehörten die Tiere „einfach zu Sankt Martin dazu“.

Kindermit Laternen zogen an Sankt Martin und seinen beiden Knappen vorbei.

Kinder mit Laternen zogen an Sankt Martin und seinen beiden Knappen vorbei.

Rund 800 Kinder mit ihren Eltern zogen diesmal mit, musikalisch begleitet unter anderem vom Tambourcorps Blau-Weiß Menden und dem Blasorchster des Musikvereins Siegklang Meindorf. Die Jugendfeuerwehr aus Niederpleis stellte 40 Ordner für den Zug, die Erwachsenen der Freiwilligen Feuerwehr noch einmal 35 Personen, wie Feuerwehrmann Sascha Lienesch mitteilte.

Vielleicht sind in Jahr 2024 beim Karnevalsumzug in Sankt Augustin auch Segways mit dabei

Vielleicht führt dieses Experiment auch zu unerwarteten Änderungen im Karnevalsumzug in Sankt Augustin im nächsten Jahr. Frank Meys ist nämlich nicht nur Sankt Martin, sondern auch Präsident der Prinzengarde Sankt Augustin. Und die nimmt am Karnevalssonntag, 11. Februar 2024, natürlich auch am jecken Treiben auf der Straße teil. Vielleicht diesmal mit Segways. Das wolle er nicht ausschließen, sagte Frank Meys auf Nachfrage der Redaktion beim Martinszug.

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