Joachim Will vermisst im Foodcourt Namen wie McDonalds, Pizza Hut oder Kentucky Fried Chicken. Sportmarken könnten das Outlet auch bereichern.
Experte sieht HandlungsbedarfIm Huma in Sankt Augustin fehlen noch bekannte Markennamen

Auch im Foodcourt im Huma fehlen bekannte Namen, nicht alle Läden sind dort zurzeit vermietet.
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Stillstand bedeutet in der heutigen Zeit einen Rückschritt. „Wir sind in einem stetigen Prozess, das Einkaufszentrum weiterzuentwickeln“, so Huma-Center-Manager Nicolas Simmich. Diese Notwendigkeit sieht auch Dr. Joachim Will von Ecostra. Seine Beratungsfirma erstellt seit dem Jahr 2006 vergleichende Studien über Shopping-Center in Europa. „Wir waren gespannt, wie sich Huma nach der Umstellung zum Hybridcenter entwickeln wird“, so der Experte. Die große Linie in der Kombination einer Outlet-Ebene in der obersten Etage mit den schon vorhandenen Geschäften in den beiden anderen Geschossen sei gelungen, bei Kleinigkeiten müsse in Sankt Augustin jedoch „noch nachgearbeitet werden.“
Will zieht Parallelen zu einem Einkaufcenter in Marl. Es wurde umstrukturiert und im Juli 2020 als Hybridcenter eröffnet. Durch Corona und eine „komplexe Eigentümer- und damit auch Finanzierungssitutation“ sei der Start allerdings „nicht so gelungen, wie es sich die Betreiber erhofft hätten.“ Indirekt hätte Huma als zweites Hybridcenter deswegen bei der Suche nach neuen Läden für seine Outlet-Ebene Probleme bekommen. „Bekannte Marken agierten wegen der Erfahrungen in Marl vorsichtig.“ Beim Start am 21. November 2024 waren im Outlet von Huma deshalb nicht alle Läden vermietet. Und das ist noch heute so.
Namen wie Nike, Adidas oder Decathlon fehlen noch im Outlet von Huma in Sankt Augustin
Für Will fehlen in der Outlet-Ebene auf jeden Fall bekannte Namen wie zum Beispiel die Sportmarken Adidas, Nike oder Puma. „Das zieht neue Kunden“, so der Experte. Das Problem fürs Huma-Management sei, dass im Shopping-Center schon Sportgeschäfte angesiedelt seien. Es gebe aufseiten der Hersteller ebenso wie des Handels nach wie vor noch Befürchtungen einer Kannibalisierung. Diese sei aber bislang „noch nirgends nachgewiesen worden.“ Mehr Mut fordert er deshalb von den Managern.

Storemanager Sascha Leeser in seinem Lindt-Shop. In den bunten Farben des Regenbogens sind süßen Versuchungen in der Ladenmitte angeordnet.
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Das sieht auch Sascha Leeser so. Er ist Storemanager von Lindt in der Outletebene und seit dem Start im vorigen Jahr dabei. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, so seine Meinung. In den Läden von EDEKA und DM im Huma würde auch Lindt-Schokolade verkauft. „Bei uns hier im Outlet haben die Kunden jedoch ein einmaliges Einkaufserlebnis. Damit punkten wir.“ Stetig steigende Umsatzzahlen würden dies belegen. Kunden kämen sogar gezielt aus dem Westerwald zu Lindt ins Huma-Outlet.
Im Foodcourt vom Huma fehlen Angebote von McDonalds, Pizza Hut oder Kentucky Fried Chicken
Beim Gang durchs Huma ist Will eines aufgefallen: der Foodcourt, umgangssprachlich salopp „Fressmeile“ genannt, entspricht nicht dem Anspruch des Hauses. „Im Shopping-Center gibt es gute und bekannte Marken, die Outletebene arbeitet daran, weiter renommierte Hersteller zu bekommen“, so Will. Im Foodcourt würde dies aber nicht fortgeführt. Er vermisst dort Angebote von McDonalds, Pizza Hut oder Kentucky Fried Chicken. „Der Imbiss von Mangal Döner im Außenbereich an der Haltestelle der Linie 66 ist dagegen ein interessantes, neues Konzept. Insbesondere, da der Fußballstar Lukas Podolski das Gesicht dieses Ladens ist.“

Pascal Frangenberg (links) ist Manager vom Mangal Döner am Huma. Er ist zufrieden mit der Nachfrage.
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Das bestätigt der dortige Manager Pascal Frangenberg. „Wir haben steigende Nachfrage und viele Kunden kommen sogar gezielt zu uns. Der Standort ist gut“, so sein Urteil über den im Oktober 2024 eröffneten Imbiss. In den Foodcourt würde er allerdings nicht ziehen, weil das Konzept von Mangal Döner die direkte Nähe zu einer Straßenbahnhaltestelle vorsehe. Das sei nur an genau diesem Standort mit der Stadtbahnlinie 66 im Huma gegeben.
Im Huma wird an einem neuen Konzept für den gesamten Innenbereich gearbeitet
Center-Manager Simmich ist das Problem bekannt. „Wir haben natürlich die bekannten Fast-Food-Anbieter angesprochen. Aber die kleinen Einheiten auf dem Foodcourt werden als Satellitenlösungen nicht geschätzt.“ Simmich berichtet, dass die großen Ketten Standorte mit Drive-In-Möglichkeiten bevorzugen. Das gäbe das Konzept des Huma nicht her. Zudem gäbe es Gebietsschutz für den Franchisenehmer, damit nicht plötzlich Konkurrenz in der Nähe das Geschäft kaputt mache. „Wir bleiben aber an dem Thema dran.“ Das muss Simmich so oder so, denn im Foodcourt sind noch nicht alle Ladenflächen vermietet.

Gemütlich ist anders: Eine Sitzbank in der Outletebene des Huma.
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Gemütliche Sitzmöglichkeiten in den Gängen des Einkaufscenters vermisst Will ebenfalls. „Untersuchungen haben belegt, dass Paare nicht unbedingt gleichzeitig oder gleichlange in dasselbe Geschäft gehen wollen“, so der Experte. Beim Huma fehle die Möglichkeit, dass ein Partner im Geschäft durch das Warenangebot stöbert, während der andere in der Mall auf einer bequemen Sitzgelegenheit wartet.
„Wir arbeiten zurzeit an einem neuen Konzept für den Innenbereich“, verrät Simmich. Geplant sind ein neues Begrünungskonzept, ansprechende Sitzgelegenheiten und Schließfächer für die Kunden. Primär kämen Kunden in ein Shopping-Center, um einzukaufen. Alle Kraft sei deshalb in den Bau der neuen Outletetage gesteckt worden. Und auch mussten wir Erfahrungen sammeln. Viele Kunden hätten eine fehlende Beschilderung dorthin vermisst. Die ist inzwischen überall zu finden.
Und es gibt noch eine weitere Nachricht von Michael Haslinger, dessen Beratungsfirma für die Vermietung der Outletetage im Huma zuständig ist: Zwei neue namhafte Mieter kommen bald. Tommy Hilfiger plant im August seine Eröffnung. Rösle, das für seine Gartengrills bekannt ist, öffnet am Freitag, 11. Juli.